Nahbereich

Ab und an gibt es so Stellen, die man nur bei bestimmten Wetterlagen passieren möchte. Oder auch bei bestimmten Wetterlagen nicht passieren kann. Kap Horn oder das Kap der Guten Hoffnung oder Land’s End oder …
Habe einmal die Elbe vor Scharhörn, beziehungsweise die Wetterentwicklung eben dort, unterschätzt. Das mache ich nie wieder! Anbei (gut, nich‘ ?) ein Ausschnitt aus dem aktuellen Wetterbericht. Wir sind ganz froh, das wir schon weit drinnen sind, in Elsfleth.


Seewetterbericht für Nord- und Ostsee
herausgegeben vom Deutschen Wetterdienst, Seewetterdienst Hamburg
am 20.08.2016, 05.27 UTC.

Wetterlage 20.08.2016 00 UTC :
Uralhochkeil 1020 Karelien, abschwächend. Tief 1015
Westrussland, vertiefend, nordziehend. Sturmtief 981
Westirland, abschwächend, nordostziehend. Ausläufer 1002
Pentlands, 1010 Norddeutschland, nordostschwenkend,
kommende Nacht 1013 Öland. Kommende Nacht neues Hoch 1021
Weißrussland. Tropischer Sturm "FIONA" 1007 auf etwa 18
Nord 44 West, etwas abschwächend, langsam
westnordwestziehend.

In den naechsten 12 Stunden ist in folgenden
Vorhersagegebieten mit Starkwind oder Sturm zu rechnen:
Deutsche Bucht
Südwestliche Nordsee
Ijsselmeer
Fischer
Dogger
Forties
Viking
Utsira
Engl. Kanal Westteil
Engl. Kanal Ostteil


(Warum nicht gleich: In allen)

Vorhersage gültig bis heute Nacht:

Deutsche Bucht:
Südwest 4 bis 5, Westteil zunehmend 6, süddrehend,
Schauer- später Gewitterböen, See zunehmend 2,5 Meter.
IJsselmeer:
Süd bis Südwest um 4, zunehmend 5 bis 6, Schauer- später
Gewitterböen, See 0,5 Meter.
Südwestliche Nordsee:
Südwest bis Süd 5 bis 6, zeitweise zunehmend 7, Schauer-
oder Gewitterböen, See zunehmend 2,5 Meter.
Engl.Kanal-Ost:
Südwest 6, strichweise 7, westdrehend, Schauer- oder
Gewitterböen, See 3 Meter.


.
. (Inhalt dem Autor bekannt und auch Bäh!)
.

Aussichten gültig bis morgen Mittag:

Deutsche Bucht:
Süd 4 bis 5, strichweise 6.
IJsselmeer:
Südwest 5 bis 6, etwas abnehmend.
Südwestliche Nordsee:
Südwest um 6, westdrehend, etwas abnehmend.
Engl.Kanal-Ost:
West 6 bis 7, etwas abnehmend.


Der Reihe nach: wir haben noch ein ruhiges Ankerplätzchen in der Außenweser gefunden.
Um Hochwasser herum nicht ganz so ruhig, eine Zeit lang steht natürlich der Tidenstrom gegen die Windrichtung, dann wackelt das Boot etwas vor Anker. Wenn das Wasser wieder gefallen ist, liegt man hier aber ruhiger als in manchem Hafen. Wo das genau ist, möge sich der Interessierte selbst anhand der Seekarte suchen.
Akustisch war es ruhig bis zum nächsten Morgen. Dann kam der Heavy-Metal-Kutter. Offenbar sind/ist Garnelen/Granat/Krabben/Porren – alles das gleiche – stocktaub. Wenn so’n Krabbenkutter seine Netze schleppt, hat sowieso die Maschine das sagen. Dem sind die Fischer offenbar durch Einbau einer leistungsfähigen Lautsprecheranlage begegnet. Das bordeigene Beschallungsprogramm war jedenfalls auf eine halbe Seemeile problemlos zu verfolgen. Scheint aber ja das Ergebnis, das aus dem Netz kommt, nicht zu beeinflussen. Oder Krabben sind auch Heavy-Metal-Fans.

Der Heavy-Metal-Kutter
Der Heavy-Metal-Kutter

Sabine war allerdings wenig begeistert davon, das der seine Netze doch arg dicht an unserem Anker vorbei gezogen hat. Ich hab mich mit der Überlegung getröstet, das ein Netz deutlich teurer ist als ein Anker und der Fischer ja wohl weiß, was er tut. Unser „Tuut“ wird sein Ohr sowieso nicht erreicht haben.

Meyers Türme
Meyers Türme, links alt 1887, rechts neu 1905

Über das letzte Wattenhoch, vorbei an den alten Leuchttürmen von Meiers Legde, und bis Bremerhaven. Weiter hat es nicht gereicht, weil das Wattenhoch dort so hoch ist, dass wir erst etwa 2 ½ Stunden vor HW drüber gekommen sind. Es war allerdings, trotz Springtide, 1 dm weniger Wasser als normal da. Zeitweise haben uns zwei Schweinswale begleitet. Damit ist meine Wertschätzung der Schweinswale, alias Kleine Tümmler, wiederhergestellt. Die sind doch nett. Die im Kleinen Belt haben uns ja, geradezu empörend, völlig ignoriert.

Und der Rest: Gegen den Südwind bis Elsfleth. Siehe oben. Heute am späten Nachmittag bis zur Ochtum. Wir hoffen, dass das Wetter solange hält. Ebenfalls siehe oben.
Auch in Elsfleth gab es Beschallung. Italienisches Grillfest: „Volare, O, O, cantare, o-o-o-o, …“, und „italienisch“ heißt ja oft auch „laut“.
Auch wenn der Verfasser nicht unbedingt ein Fan von Alleinunterhaltern und deren Standardprogramm ist, er muss zugeben, dass der sein Handwerk verstand.

Das dicke Ende

Die fünf Freunde – drei Männer, eine Frau, ein Hund, die Martha-Crew nicht mitgerechnet – sind wieder auseinander gegangen. Je nach sonstigen Terminen und Möglichkeiten, zwei nach Cuxhaven, einer durch den Hadelner Kanal, und die Marthas mit der Bahn nach Hause und zu Freunden, „runden“ Geburtstag feiern. Feiern können wir noch so lang wie früher, nur die Rekonvalezens dauert im Alter etwas länger. Aber auch davon erholt man sich.
Die Marthas also zurück nach Rendsburg, mit der Bahn. Ausnahmsweise mal gelesen, was auf der Fahrkarte stand – man hat ja Zeit dafür, von Bremen bis Rendsburg. Erstaunen macht sich breit ob eines URLs, vulgo Webadresse, der oder die dort abgedruckt ist: „www.diebefoerderer.de“. Angesicht der florierenden Internetkriminalität leuchtet es ja ein, dass das altüberkommene Geschäft der Taschen-, Eier-, Tage- und sonstigen Diebe unter Druck steht, aber was bitte hat die Bahn mit den Dieben zu tun, und warum muss sie diese Sparte fördern? Die haben doch bei sich selbst genug in Ordnung zu bringen? Der Aufruf genannter Seite gibt Aufschluss: Es ist eine gemeinsame Seite der Betriebe, die die Fahrgäste befördern, im Behördendeutsch: „Die Beförderer“. Durch wieviele Hände ist wohl die Bezeichnung „Diebefoerderer“ gegangen, ohne dass die Stilblüte gepflückt wurde? Ein Bindestrich kann Wunder wirken!
Abfahrt Rendsburg Richtung Brunsbüttel. Nicht mehr im Pulk, aber auch nicht einsam. Auf dem Kanal ist viel los. Direkt vor uns ein Schleppverband, bestehend aus einem Ponton mit großen Röhren und je einem Schlepper vorn und hinten. Heute nicht so windig, und man kann und darf den Verband sogar bei Audorf überholen, als er dort an einer der Ausweichen liegt.

Viel Verkehr auf dem Kanal
Viel Verkehr auf dem Kanal

Zwischendurch die Überlegung, ob man über den zur Zeit wieder bedingt passierbaren Giselaukanal zur Eider wechselt. Wir haben aber beschlossen, dass das Wetter zur Zeit nicht stabil genug ist und wir keine Lust haben, dann in der Eidermündung fest zu sitzen. Ansonsten einfach nur viel Verkehr auf dem NOK.
NOK, Blick von unten
NOK, Blick von unten

Da auch viele Sportboote auf dem Weg nach Westen sind, fragen wir uns, wie voll der Yachthafen an den Kanalschleusen wohl sein wird.
Brunsbüttel. Der Yachthafen ist nicht voll. Was uns dadurch an Hafenkino entgeht, wird durch einen echten Jahrmarkt ausgeglichen. Zum Hafen hin ist der Jahrmarkt durch ein Riesenrad abgeschlossen. Das erfreut den Berichtenden denn 1) macht das nicht so viel Lärm wie z.B. ein Autoskooter und 2) ist das eine Gelegenheit, mal Fotos von oben zu machen.
NOK, Brunsbüttel, Yachthafen von oben
NOK, Brunsbüttel, Yachthafen von oben

Sowohl vom Yachthafen mit dem eigenen Boot – sowas freut jeden Bootseigner, kriegt er ja nicht alle Tage – als auch von der Baustelle für die fünfte Kammer.
Stunden später kommt dann auch der Schleppverband an und man kann in die Röhren gucken.
Beim Schleppverband in die Röhren gucken
Beim Schleppverband in die Röhren gucken

Am nächsten Morgen auch noch die Antwort auf die Frage: Wie wird so ein Riesenrad eigentlich abgebaut. Alles ganz durchdacht, aber den Job oben auf der Leiter möchte man trotzdem nicht unbedingt machen. Das ist nichts für Menschen mit Höhenangst.
Halbes Riesenrad
Halbes Riesenrad

Mit Hochwasser raus und nach Cuxhaven.
Und dann, der Tide wegen, am folgenden Tag über den Weser-Elbe-Wattweg bis vor Dorum. Vor Sonnenaufgang los, damit man noch mit ablaufendem Wasser nach Neuwerk kommt. Bei Schwachwind leider die ganze Strecke bis Dorum unter Motor.
Kugelbake bei Sonnenaufgang
Kugelbake bei Sonnenaufgang

Immer noch besser als außen rum die ganze Strecke unter Motor. Jetzt liegen wir im Padingsbüttler Tief, jetzt ist Wind. Und natürlich gegen die Stromrichtung. Und der Strom ist schon ganz ordentlich hier. Vielleicht nachher noch ein ruhigeres Plätzchen suchen, wenn man den Anker ohne Schwerarbeit wieder herauf bekommt – wir haben noch eine handgekurbelte Ankerwinsch.