Mehr Wetter

Es sind noch Bücher da, also ist auch noch Hoffnung da. Das Wetter hält uns auf Spiekeroog fest: Entweder Starkwind oder Regen oder zumindest die Aussicht auf das eine oder andere oder beides in den nächsten Stunden. Wie verfolgen  interessiert, wie die brennende Fremantle Highway aus dem Mittelstreifen des Verkehrstrennungsgebietes in die “sichereren” Gewässer von Schiermonnigkoog gebracht wird.

Das Wrack selbst ist im AIS nicht zu sehen, da sendet nichts mehr, aber die Ballung von Schleppern und Hilfsfahrzeugen ist ziemlich eindeutig. Es soll noch ein geeigneter Hafen gefunden werden, aber mal ehrlich, lieber Leser: Wenn du für einen Hafen verantwortlich wärst, was müsste man tun, damit du so ein brennendes Wrack rein läßt?

Orion Highway


Das ist sie nicht, die hier hat uns auf der Außenelbe bei Neuwerk überholt.

Neues von Spiekeroog: Die Lagune ist arg geschrumpft und verdient diesen Namen eigentlich nicht mehr. Es sind dort aber weiterhin die üblichen Verdächtigen zu finden. Laramie und/oder Cafe Westend gibt es auch nicht mehr. Die Bebauung schon, den Betrieb aber nicht.

Die geschrumpfte Lagune

Der Yachthafen ist so leer, wie wir ihn in der Saison eigentlich noch nie gesehen haben. Das könnte allerdings am sehr nordischen Wetter liegen: Entweder es weht heftig oder es regnet oder eines von beiden ist für die nächsten Stunden angesagt. Oder auch beides.

Die beste Maßnahme gegen die Wettermisere ist vermutlich, nach Hause zu fahren. Dann wird’s vermutlich besser.

Der beste Wetterbericht ist der Blick aus dem Fenster

Helmut und die Brandgans

Wir schauen uns diverse Wetteberichte an. Nee, muss nicht sein. Andere schauen sich die Wetterberichte an und kommen zum gleichen Ergebnis: Muss jetzt nicht sein.

Kräftiger Wind aus westlichen Richtungen kann auf der Unterelbe schon einen recht unangenehmen Hack hervorrufen, auf die Außenelbe fährt man bei starkem Wind aus West besser gar nicht. Also wird der Sportboothafen an der Schleuse allmählich voll.

Für Donnerstag ist dann einen Tag lang Südost angesagt, also Mittwochs nach Cuxhafen, um am Donnerstag hoffentlich einigermaßen komfortabel aus der Elbe raus und zu den Ostfriesischen Inseln zu kommen.

In Brunsbüttel stehen gerade die alten, kleinen Schleusen nicht zur Verfügung. Zumindest nicht für die Sportboote. Wir, also die Sportboote, dürfen aber mit Helmut schleusen. Anweisung etwa so: Da kommen gleich drei raus, dann gibt’s Signal für Schlepper Helmut, und danach mach ich weiß für die Sportboote.

Drei kommen raus, drei Frachtschiffe von der Größe, die sich die Erbauer der Schleuse so vorgestellt haben. Dann kommt Helmut. Der ist nicht größer als es heute schon manches Sportboot ist. Auf Helmut folgt dann noch, ohne Ankündigung, die Brandgans. Was das für ein Fahrzeug ist, haben wir nicht so recht erkannt, sieht aber auch nach Arbeit aus. Und danach die Pläsierfahrzeuge. Obwohl da ein ganzer Pulk raus will, in der “Neuen Nord” wirken sie doch sehr verstreut.

Auf der Elbe nach Cuxhafen erstaunlich wenig Rabatz, das kennen wir ganz anders. Nur ein kräftiger Regenschauer hat uns erwischt.

In Cuxhafen konnten wir feststellen, dass nicht nur die Freizeitkapitäne sich vor dem Schietwetter in den Hafen zurückziehen.

Der Plan “Donnerstag mit Südost aus der Elbe zu den Ostfriesen” war gut und hat geklappt. Allerdings hat uns im Augenblick das warnwürdige Wetterereignis “ergiebiger Dauerregen” auf Spiekeroog ereilt.

Wetter …

Unser Aufenthalt auf dem Nordostseekanal/NOK/Kiel Canal fiel dieses Jahr etwas länger aus. Von Kiel erst nur bis Rendsburg, weil es zu Hause eine Termin gab, den wir nicht vorhersehen konnten. Also mit der Bahn am Donnerstag nach Bremen und am Samstag wieder nach Rendsburg. Am Morgen dann weiter auf dem Kanal und das Wetter war – feucht, herbstlich, nordisch?

Jedenfalls fanden wir, dass die 30 km bis zum Gieselaukanal erstmal reichten. Die Wettervorhersage legte es sowieso nahe, nicht aus der Elbe auszulaufen. Fahren wir also morgen elbaufwärts nach Glückstadt, da reicht es, wenn wir um eins in Brunsbüttel sind.

So ward an der Gieselauschleuse (Schon wieder gesperrt wegen technischer Probleme. Nicht die Uraltmechanik, “die Elektronik, die Elektronik!”) aus Abend und Morgen ein neuer Tag. Und für den neuen Tag sind heftige Gewitter angesagt. Besonders im Raum Glückstadt.

Also bleiben wir ein bisschen in Brunsbüttel und warten auf etwas besseres Wetter. Die Idee hatten allerdings auch andere, sodass der Bootshafen vor den Schleusen jetzt gut belegt ist.

Schwacher Trost, aber: Wäre ja gerne nochmal nach Schottland, ging aber aus diversen Gründen nicht. Aber die haben derzeit ein Sommerwetter… Man friert schon beim Lesen. Stornoway 10°!

Laut derzeitiger Vorhersage, es ist Montag, könnte Donnerstag oder Freitag eine Chance bestehen, aus der Elbe raus zu kommen.

Uns tun die Niederländer ein bisschen leid, die jetzt zurück müssen. Wir haben ja noch Zeit und können besseres Wetter abwarten.

Schleusendeutsch

Das Wetter erlaubt uns endlich, den ebenso ländlichen wie  versorgungsfernen Hafen Ballen (Kreiswehrersatzamt Svendborg) zu verlassen.

Wind aus WSW, westdrehend ist angesagt, und davon genug.

Kurs ist die Richtung, in die man will und aus der der Wind kommt


Wurde auch geliefert und hat uns flott und fast ohne Motoreinsatz bis Marstal geführt. (Kurze Zweitspanne, in der der Motor lief, um der Fähre in der Rinne nach Æroskøping mehr Platz zu machen, na gut)
Zwischen den Inseln der dänischen Südsee ist es ja relativ geschützt, aber draußen sollte es dann ja wohl losgehen.
Wir hatten darum vorsichtigerweise nur die kleine Fock, fast schon Sturmfock, drauf. Und dann an der Ansteuerungstonne vor Marstal, im freien Wasser: Nichts! Welle, aber kein Wind. Fock weg, Genua wieder rauf. Was mit der Altwelle von 3 Tagen Starkwind geht, aber dauert und auch keinen Spaß macht. Was nicht geht, ist, das abgeschlagene Segel wieder zusammen zu legen. An Deck hat es eine ausgeprägte Tendenz, sich Richtung Wasser zu bewegen, unter Deck ist nicht genug Raum, es gerade zu ziehen und zu falten.

Das normale Chaos


Nachdem wir so dem Wind mit der Genua gedroht haben, hat es sich’s überlegt und dann kräftig aus SSW so geblasen, dass wir fast auf dem geplanten Kurs zur Kieler Förde gesegelt sind. Nur die Ecke des Verkehrstrennungsgebietes am Kieler Leuchtturm, die haben wir gerade eben nicht erwischt. Als ordentliche Verkehrsteilnehmer also noch ein Hohlschlag, im spitzen Winkel ins VTG und auf gleichem Kurs am Ende wieder raus. Die Lotsen auf der Leuchtturminsel haben sich das angeschaut. Formal richtig, und gestört haben wir niemanden. Außer den Lotsen und uns war auch niemand da.


Weiter bis Sportboothafen Stickenhörn (Kreiswehrersatzamt Kiel) zu Übernachten.

Stickenhörn liegt nahe an den Kanalschleusen in Holtenau. Es ist darum sinnvoll, den Funkverkehr abzuhören, damit man weiß, wann Sportboote geschleust werden. So muss man dann nicht so lang im Wartebereich rumdümpeln. Besonders an einem Tag wie diesem, an dem sich die Berufsschiffe teils schon bei Strande zum Warten  vor Anker legen.


Man ist so nicht nur besser informiert, man lernt auch schöne Formulierungen kennen, die entstehen, wenn Profis sich täglich über die gleichen Dinge unterhalten.
Hier ein paar Perlen:
“Ich hab’ da noch ‘ne Kammer drin.”
“Nummer eins Nord Nord gut voraus.”
“Die Kammer steht jetzt nach Westen und kommt leer zurück.”

Wir haben es verstanden. Der geschätzte, aber mit den Gegebenheiten unvertaute Leser kann ja mal drüber grübeln.

Als die Einfahrt für “Plastik” freigegeben wurde, hat sich der Schleusenmeister übrigens bei den wartenden Freizeitkapitänen für ihre Geduld bedankt. Wofür ich mich hier wiederum bedanke. Der Ton ist da doch im Laufe der Jahre um einiges verbindlicher geworden.

Verschlafen

Nach einigen Tagen Avernakö Überfahrt nach Skarö mit halbem Wind. Gesteuert haben die jüngsten Besatzungsmitglieder, und die haben das gut gemacht. Obwohl sich ja so ‘ne Yacht doch deutlich träger verhält als ein Opti. Den kennen beide schon. Beim jüngsten Besatzungsmitglied musste Opa ein bisschen nachhelfen, die nötige Augeshöhe zu erreichen. Ein Schemel hätte es vielleicht auch getan, aber sowas haben wir hier nicht.

Skarö ist noch ein bisschen kleiner als die beiden vorherigen Inseln und lebt ebenfalls während der Ferien von den Gästen mit und ohne Boot, den Rest des Jahres von der Landwirtschaft.

Die Fähre Svendborg-Drejö kommt auch hier vorbei und spuckt dann auch schon mal ein Womo aus. Auch schon mal rückwärts. Und da der Anleger an der Spitze der Hafenmole ist und die selbst für einen PKW zum Wenden zu schmal ist, darf man dann rückwärts bis auf festes Land. Fußgänger werden daher über den Steg des Yachthäfchens geführt.

Auf Skarö war dann auch die Fahrt zu viert fast zu Ende, wir brauchten wieder einen Hafen mit Anschluss an das europäische Straßennetz. Da recht windig, möglichst nah und in Lee. So kamen wir nach Ballen.

Sollte jemand Ballen erstaunlicherweise nicht kennen: Es liegt links vor der Einfahrt zum Svenbosu (“I spell Svenbosu: Schierra Victor Echo November Delta Bravo Oscar Romeo Golf schierra Uniform November Delta- Svenbosu” Zitat Lyngsby Radio), wenn man von Westen kommt.

Ballen hat ca. 20 Häuser, einen kleinen Badestrand und einen Hafen. Der Hafen verfügt über weit mehr Liegeplätze als der Ort Einwohner zu haben scheint, schützt gut gegen Wellen, vermutlich bei allen Windrichtungen, und mäßig gegen den Wind selbst. Die sanitären Einrichtungen sind beleuchtet, aber recht naturnah: Die Klos werden von unten durch einen Gitterrost gut belüftet und die Duschen auf die gleiche Weise entwässert. Der Hafenmeister ist, wie meist, ein elektronisches Ensemble, das aber nur unbefriedigend funktioniert. Nachdem es zunächst beharrlich die Kommunikation, die sowieso nur dänisch vorgesehen ist, verweigerte, hat ein freundliches einheimisches Vereinsmitglied eingegriffen. Daraufhin konnten wir zahlen. Die Quittung gibt es dann wahlweise als

1) Ausdruck – Drucker defekt

2) Email – Keine Tastatur zur Angabe der Email-Adresse vorhanden, weder physisch noch auf dem Bildschirm

3) Als SMS – geht nicht, weil die dänische Ländervorwahl fest vorgegeben ist.

Lösung: “Wenn dich jemand fragt, sag, Lennard hat’s gesehen”

Es verirren sich offenbar nicht allzu viele Gastlieger nach Ballen!