Rücksturz Phase 2

Die Frösche vom DWD waren die besseren, leider. Wenige Meilen westwärts des Scharhörnriffs wurde der Wind immer weniger. WIr haben Wangerooge trotzdem angelaufen, aber leider nicht ohne Rückgriff auf fossile Brennstoffe. Solang dümpeln bis wieder Wind kommt geht in der Nordsee ja schlecht, vor Elbe, Weser und Nordergründen gar nicht. Sonst ist man schnell da, wo man nicht hin will oder darf.
Zu unserem freudigen Erstaunen lag die Ansteuerungstonne für die Harle wirklich (wieder?) da, wo sie auf der Seekarte eingezeichnet ist. Was ja bei den Seegatten durchaus nicht selbstverständlich ist.
Das Nordsee-Gefühl stellt sich wieder ein: Planen mit der Tide und den Wattenhochs, aufstehen dann, wenn die Natur das will. Und tiefenentspannte Wartephasen, wenn sowieso kein Wasser da ist. Ständige Veränderungen. Das Fahrwasser am Minsener Oog hat sich in den letzten Jahren immer dichter an die Insel verlagert. Jetzt ist es so dicht am Südstrand, dass man den Seehunden fast über die Flossen fahren würde, wenn dort welche lägen. Tun sie aber nicht. Vermutlich ist ihnen der Priel zu schmal.

Ganz dicht am Minsener Oog

Es geht in kleinen Etappen weiter. Die Wetterberichte, zumindest die dort angegebenen Windrichtungen, stimmen nur bedingt. Gestern wollten wir mit SW die Jade hoch, also am Wind. Vorhergesagt war SW, W drehend. WIr hatten den Wind von hinten, bei 3 Knoten süd-setzendem Strom. Also eindeutig Nordnordwest.
Immnerhin gut zu gebrauchen, um bis Fed.-siel zu kommen.
Da stehen wir nun, hoch, trocken und ein bisschen schief und warten auf das Steigen des Wassers. Eben Navigation in Tidengewässern.

Hoch und trocken und ein bisschen schief

Rücksturz Phase 1

Damit die geschätzten Leser nicht anfangen, sich zu sorgen: Es ist nichts berichtenswertes vorgefallen. Enkelkinder sind wieder zu Hause. Boot nach Kiel gesegelt, nächsten Tag durch den NOK alias Kiel-Kanal bis Brunsbüttel. Man kann das machen, die knapp 100 km am Stück unter Motor.

NOK: Falscher Dampfer trifft echten Dampfer

Normalerweise machen wir das nicht so, dieses Mal hat es sich aus Tide und Langfrist-Wetterbericht so ergeben. Ein wenig klingeln da schon die Ohren, wenn man in Brunsbüttel ankommt.

Liegen jetzt in Cuxhafen. Wenn das Wetter so sein wird wie Windfinder es voraussagt, geht es morgen nach Wangerooge. Leider sind die Wetterfröschinnen und -frösche sich wieder sehr uneins. Falls, wie die Frösche des Deutschen Wetterdienstes annehmen, morgen Nachmittag nur noch Schwachwind ist, gleich unter Motor in die Weser. Diesel haben wir genug, Lust dazu aber keine.

Malbücher, Milchfläschchen, Meteorologen

Um mit den Letzeren anzufangen, die Fröschinnen und Frösche haben hier zur Zeit einen schweren Stand. Die Atmosphäre ist instabil und voll Wasser. Wann allerdings das Wasser runter kommt, hängt stark davon ab, welche der Fröschinnen und Frösche man fragt. Und, im Falle Windfinder, welches froscheigene Rechenmodell man befragt. So vorteilhaft generell kleinräumige Vorhersagemodelle besonders für Segler sind, unter diesen meteorologischen Gegebenheiten tragen sie nur zur Verwirrung bei. Man kann auf die Stunde genau sehen, wann der Wolkenbruch kommen wird. Er tut´s aber nie. Die beste Kurzfristvorhersage ist offensichtlich immer noch der Blick auf den Himmel.
Wir haben Tochter Anna mit den zwei Enkelinnen an Bord und haben die kindergerechte Langstrecke von Maasholm bis Schleimünde Lotseninsel unter Motor zurückgelegt. Wind kam genau von vorn.
Von dem von uns angedachten Kinderbespaßungsprogramm ist das Meiste in der gedanklichen Schublade geblieben. Baden und Schlauchbootfahren werden offenbar nicht gebraucht. Krebsangeln ist das Thema. Gestern Krebsangeln, heute Krebsangeln. Krebse angeln, Würstchen mit Kartoffelbrei. Krebse angeln, Steine sammeln, Krebse angeln. Steinen anmalen, Krebse angeln.


Die einzigen, die hier Stress haben, sind die Krebse. Manchmal der Skipper, wenn er etwas sucht, was von Kinderkleidung oder Malbüchern verdeckt ist.


Was sich die Verkaufsleute von Westerly (und die Leute von Lloyds) wohl gedacht haben, als sie dieses Boot als für 7 (sieben!!) Personen zugelassen erklärt haben? Wir sind fünf, drei Erwachsene, zwei Kinder. Und das Boot ist voll. Obwohl wir nur am Steg liegen.