12 km/h, alle!

Eigentlich hatten wir schon auf dem Weg nach Norden in die Flensburger Förde schauen wollen. Hat aber irgendwie nicht gepasst. Könnte man ja jetzt von Marstal aus machen, aber.. Vorhergesagter Wind O bis SO 3, also fast genau von hinten und dafür wenig. Das wäre eine lange Schaukelei geworden. Kiel dagegen liegt von Marstal aus ungefähr in südwestlicher Richtung, da hat man den Wind von der Seite und kommt auch mit wenig Wind einigermaßen voran. Also Kiel.

Der gefühlte Wind gefiel uns ganz gut, und wir waren auch nicht so Langsam, wie wir nach Wettervorhersage erwartet hatten.

Unsere Wetter-App hat die schöne Eigenschaft, nicht nur Vorhersagen zu liefern, die sogar im Mittel zu gebrauchen sind, sie zeigt für ausgewählte Ort sogar an, wie es wirklich war. Zum Beispiel Windrichtung und Stärke bei Kiel Leuchturm. Und dort konnten wir lesen, dass es, als wir da vorbei kamen, nicht mit 3, sondern mit 5 Bft aus SO geweht hat. Was dann unsere Daumenschätzung bestätigt hat.

In Kiel wieder nach Stickenhörn. Nicht eben romantisch oder mondän (oder sonst was blumiges), aber nicht überfüllt, mit aller benötigten Infrastruktur einschließlich Brötchenautomat und so dicht an der Schleuse, das man nur mal eben um die Ecke muss. In der leerstehenden Werfthalle nebenan ist Techno-Fete. Uns erreicht im Wesentlichen die synthetische Bassdrumdumdumdumdumdumdum. Mit einem Schalldruck, der für uns lästig ist. Wer da drin ist, …?!?!?! Lange kann das nicht gutgehen.

Für heute, Sonntag, war tagsüber kein Wind und für den Abend apokalyptischer Regen angesagt. Daher im Kanal nur bis Rendsburg und dann das Unwetter abwarten.

Auf dem Kanal heute, vielleicht weil Sonntag, nur wenig Berufschiffahrt. Dafür aber länger und größer. Da auf dem NOK inzwischen die gleiche Höchstgeschwindigkeit für alle gilt, hat man jetzt lang etwas von den Geld verdienenden Kollegen. Die dürfen nicht schneller, wir können nicht schneller.

Nach ca. 5 Stunden in tropischer Wärme, incl. Wartezeit in der Schleuse, jetzt in Rendsburg. Warten auf das angesagte Unwetter, das hoffentlich nicht kommt.

Kein Weg vorbei

Die Nacht über hat uns der Wind, weit mehr als vorhergesagt,  Rudköbing schön durchgeschaukelt. Mitt dem Nebeneffekt, dass man bei Pfeifen und Klappern in den Masten den Verkehr auf der Brücke überhaupt nicht hört.

Am nächsten Morgen SW 4. Der gebaggerte Kanal vor Rudköbing geht nach südwest und ist zum Segeln ist er anfangs zu schmal. Danach dann aufgekreuzt bis kurz vor Marstal.

An Marstal führt kein Weg vorbei. Wenn man das Gebiet, das bei uns meist dänische Südsee genannt wird und offiziell eigentlich südfünische Inselmeer heißt, nach Süden verlassen will, muss man an Marstal vorbei. Und zwar ganz dicht: das einzige Fahrwasser führt direkt bis vor die Hafeneinfahrt und dann knapp an der Mole vorbei in einen künstichen Kanal. Alles andere ist flach. Da für den nächsten Tag Windstille vorhergesagt war, sind wir in Marstal geblieben.

Es war dann nicht nur windstill, es dürfte auch der wärmste Tag gewesen sein, den wir dieses Jahr erlebt haben. Für das Seefahrtsmuseum von Marstal (legendär, neues Modewort: ikonisch) war uns das Wetter zu gut, das Museum muss nochmal auf uns warten. Wir haben statt dessen zwei kleine Häfen in Ommel besucht, in die wir uns ohne vorherige Besichtigung von Land aus nicht reintrauen würden. (Ommel ist ein Nachbarort von Marstall und eine Halbinsel, auf der der Ort liegt. Oder auch umgekehrt.)

Der erste, Strandbyen Havn, ist so klein, dass das mit Abstand größte Fahrzeug eine LM 23 war, Tiefgang 90 cm. Und die wurde von der offenbar ortskundigen Besatzung (2 Personen, mehr sollten da vernünftigerweise auch nicht drauf sein) sehr vorsichtig manövriert.

Der zweite, Klöven, wurde zu der Zeit, als Marstal noch ein Zentrum der Handelschifffahrt war, zu einem Überwinterungshafen ausgebaut. Teile der damaligen Infrastruktur sind noch vorhanden und werden auch erhalten. Da würden wir sogar rein passen, allerdings, wegen des Tiefgangs, auch nicht auf allen Plätzen.

Interessantes Detail: Um den Überwinterungshafen sicherer gegen Eisgang zu machen, hat man „steinerne Schiffe“ angelegt. Kleine Inseln aus großen Steinen seeseitig der damaligen Liegeplätze. Wie das in einer so tiefen, schmalen Bucht funktioniert, hat sich uns auch bei längerem Nachdenken leider nicht erschlossen und war auch weder aus dem englischen noch dem deutschen Erklärungstext ersichtlich. Den dänischen verstehen wir sowieso nicht.

Für morgen ist Ost 3-4 vorhergesagt, da werden wir uns auf den Weg nach Kiel machen.