Kein Weg vorbei

Die Nacht über hat uns der Wind, weit mehr als vorhergesagt,  Rudköbing schön durchgeschaukelt. Mitt dem Nebeneffekt, dass man bei Pfeifen und Klappern in den Masten den Verkehr auf der Brücke überhaupt nicht hört.

Am nächsten Morgen SW 4. Der gebaggerte Kanal vor Rudköbing geht nach südwest und ist zum Segeln ist er anfangs zu schmal. Danach dann aufgekreuzt bis kurz vor Marstal.

An Marstal führt kein Weg vorbei. Wenn man das Gebiet, das bei uns meist dänische Südsee genannt wird und offiziell eigentlich südfünische Inselmeer heißt, nach Süden verlassen will, muss man an Marstal vorbei. Und zwar ganz dicht: das einzige Fahrwasser führt direkt bis vor die Hafeneinfahrt und dann knapp an der Mole vorbei in einen künstichen Kanal. Alles andere ist flach. Da für den nächsten Tag Windstille vorhergesagt war, sind wir in Marstal geblieben.

Es war dann nicht nur windstill, es dürfte auch der wärmste Tag gewesen sein, den wir dieses Jahr erlebt haben. Für das Seefahrtsmuseum von Marstal (legendär, neues Modewort: ikonisch) war uns das Wetter zu gut, das Museum muss nochmal auf uns warten. Wir haben statt dessen zwei kleine Häfen in Ommel besucht, in die wir uns ohne vorherige Besichtigung von Land aus nicht reintrauen würden. (Ommel ist ein Nachbarort von Marstall und eine Halbinsel, auf der der Ort liegt. Oder auch umgekehrt.)

Der erste, Strandbyen Havn, ist so klein, dass das mit Abstand größte Fahrzeug eine LM 23 war, Tiefgang 90 cm. Und die wurde von der offenbar ortskundigen Besatzung (2 Personen, mehr sollten da vernünftigerweise auch nicht drauf sein) sehr vorsichtig manövriert.

Der zweite, Klöven, wurde zu der Zeit, als Marstal noch ein Zentrum der Handelschifffahrt war, zu einem Überwinterungshafen ausgebaut. Teile der damaligen Infrastruktur sind noch vorhanden und werden auch erhalten. Da würden wir sogar rein passen, allerdings, wegen des Tiefgangs, auch nicht auf allen Plätzen.

Interessantes Detail: Um den Überwinterungshafen sicherer gegen Eisgang zu machen, hat man „steinerne Schiffe“ angelegt. Kleine Inseln aus großen Steinen seeseitig der damaligen Liegeplätze. Wie das in einer so tiefen, schmalen Bucht funktioniert, hat sich uns auch bei längerem Nachdenken leider nicht erschlossen und war auch weder aus dem englischen noch dem deutschen Erklärungstext ersichtlich. Den dänischen verstehen wir sowieso nicht.

Für morgen ist Ost 3-4 vorhergesagt, da werden wir uns auf den Weg nach Kiel machen.

Autor: cord

Hat mal Physik studiert, aber fast alles wieder vergessen. Hat jetzt altersbedingt viel Freizeit und segelt gerne. Oder macht Musik. Verheiratet, zwei erwachsene Kinder. Und inzwischen zwei Enkelkinder.