Lichter der Großstadt

Coastal waters
The weatherforecast for Netherlands coastal waters and adjacent lakes and estuaries.

Issued: 28 july 2017 03:21 UTC
A warning to shipping:

Flushing Hook of Holland
southwest 7
Zierikzee IJmuiden Texel Rottum Delfzijl Harlingen IJsselmeer Marken
southwest 6

Other districts:
no warning

Forecast valid from 06:00 to 18:00 UTC:

Flushing Hook of Holland
southwest 5-6, occasionally 7,risk occasional showers, visibility good, moderate in precipitation
Zierikzee ... dito
Jmuiden …
Texel …
Rottum Delfzijl …
Harlingen …
IJsselmeer Marken …
Ja wo sind sie denn, die ¨other districts¨ ?

Nach intensiver Betrachtung des Wetters und der dazugehörigen Berichte haben wir uns entschlossen, in der Großstadt zu bleiben. Zugeparkt sind wir sowieso, und keiner derer, die wir auf Anweisung des Hafenmeisters unsererseits zugeparkt haben, will raus. Der HM ist hier freundlich, kompetent und mit einer weißen Schirmmütze gekennzeichnet. Amsterdam Centrum ist 10 min entfernt, 5 davon auf der Ij-Fähre.

Sixthaven Amsterdam:Zugeparkt
Sixhaven Amsterdam:Zugeparkt

Man kann schlechtes Wetter auch schlechter abwarten als hier.

Von Tür zu Tür

Vlissingen ist nicht nur ein wichtiger Seehafen im Süden der Niederlande und Sitz der Verkehrslenkung für die Schelde. Was wichtig ist, denn da oben liegt mit Antwerpen einer der größten europäischen Häfen. Vlissingen ist auch Badeort. Ein bisschen abwechslungsreicher bebaut als das im Nachbarland so üblich ist, aber teils auch ganz schön hoch. Und der Strand von Vlissigen ist ein Südstrand. Der einzige in den Niederlanden. Ideal für Leute, die Schiffe gucken wollen. Denn eines der Fahrwasser der Schelde führt sehr dich am Strand vorbei.

Einziger Südstrand der Niederlande: Vlissingen
Einziger Südstrand der Niederlande: Vlissingen

Aus der richtigen, der Westerschelde raus und, Wetter, Tide und Entfernungen legen es so nahe, in die falsche, die Osterschelde, wieder rein. Die Osterschelde ist, ihrem Namen zum Trotz, gar kein Mündungsarm der Schelde mehr. Sie war es früher mal, heute ist es nur noch eine langgestreckte Bucht, die zudem mit einem Sperrwerk versehen ist und so bei Sturmfluten von der Nordsee getrennt werden kann. Das Sperrwerk besteht aus zwei Abschnitten, in der Mitte liegt eine künstliche Insel und auf der eine Schleuse. Roompotsluis. Angeblich weder ein Rum- noch ein Rahmtopf, sondern ein Rest von ¨romanorum portus¨, also der Römer Hafen. Die waren hier wohl, aber besonders glaubwürdig scheint mir die Erklärung eigentlich nicht.

Roompotsluis
Roompotsluis

Das waren jetzt Eingang 1 und 2.
Die Roompotsluis ist für unsereinen sehr nützlich, wenn die Tide und das Wetter bis hier reichen, und bei Niederländern, so hab’ ich gelesen, auch beliebt als Ausgangshafen für Besuche an der englischen Ostküste. Ansonsten aber eher unspannend.
Nächster Abschnitt: Roompotsluis – Goereese Sluis. Oder auch Haringsvliet-Sluis. Oder Stellendam-Sluis. Wobei Goeree (Aussprache nach Auskunft HM Hellevoetsluis: ¨Chure-i¨) die Insel ist, auf der die Schleuse liegt, Stellendam der Ort bei der Schleuse und Haringsvliet das Gewässer, in das man kommt, wenn man durch die Schleuse fährt. Siehe hierzu auch unter: ¨Festungshaft¨.
Das war Eingang 3.
Hier hat uns das komplexe Tiefdrucksystem eingeholt, das, so konnten wir lesen, in Deutschland einiges an Schäden angerichtet hat. Was uns Gelegenheit gab, Stellendam zu besichtigen. Was schnell erledigt ist, da gibt’s nicht viel. Was wiederum die Versorgungsmöglichkeiten einschränkt. Was dazu geführt hat, dass wir wieder in Hellevoetsluis sind. Diesmal nicht im Stadthafen, sondern in der Marina.

Windmühle hinter Festungswällen: Hellefoetsluis
Windmühle hinter Festungswällen: Hellevoetsluis

Hier kennen wir auch schon vieles, aber es ist doch erheblich mehr da als in Stellendam. Und dem Wetterbericht nach werden wir noch mehr von Hellevoetsluis kennen lernen.
Über Eingang 4 haben wir als Ausgang nachgedacht. Das wäre der Nieuwe Waterweg gewesen, also der eigentliche Hauptmündungsarm des Rheins, der aber, bevor er Nieuwe Waterweg wird, Nieuwe Maas heißt, was aber nicht zu bedeuten hat, weil das meiste Wasser der Maas sowieso woanders fließt und er in Wirklichkeit eine Verlängerung des Lek ist, der eigentlich ein Rheinarm ist. Ganz einfach, oder?

Weil das ganze Gewässersystem hier doch etwas unübersichtlich ist, haben wir uns also ein Spezialkartenheft gekauft. Damit man weiss, wie man vom Haringsvliet über Spui oder Noord oder Merwede oder … und so weiter … über Dortrecht und die Alte oder Neue Maas zu Ein/Ausgang 4 (Nieuwe Waterweg, s.o.) kommt. Und dann das ganze Unternehmen aufgegeben, nachdem wir mit unserem ortskundigen Stegnachbarn darüber gesprochen haben. Das ist ein Projekt für sich, nicht mal eben eine Alternativroute bei schlechtem Wetter. Gleiches gilt wohl auch für den ganzen südlichen Teil der ¨Staande Mast Route¨. Immerhin haben wir jetzt schon mal die Karten dafür.

Viel Wasser in der Atmosphäre
Viel Wasser in der Atmosphäre

Bezüglich des Wetters halten sich hier die Verbesserungen noch in engen Grenzen.

Kleine Fische, große Fische

Eigentlich wären die Niederlande an der Schelde zu Ende. Eigentlich, hätten im 80-jährigen Krieg die Generalstaaten den Spaniern nicht ein kleines Stück Flandern abgenommen. Heute ganze 3 Gemeinden, die zu Zeeland gehören, aber auf dem Westufer der Schelde liegen. Das war damals von großem Nutzen, weil man damit die ganze Scheldemündung  unter Kontrolle hatte und die Zufahrt in’s katholische Antwerpen sperren konnte. Was man natürlich auch gemacht hat. Was den Niedergang Antwerpens und den Aufstieg Amsterdams durchaus befördert hat. Der 80-jährige Krieg, das ist der Krieg der heutigen Niederlande, damals Generalstaaten, gegen die spanisch-habsburgischen Niederlande, heute Belgien. Nachdem Philip II alle Niederländer wegen Häresie de facto hatte zum Tode verurteilen lassen. Die letzten 30 Jahre fallen mit dem zusammen, was bei uns 30-jähriger Krieg heißt. Auch nicht besser als religiöse Fanatiker heute. Und bei dem lag der Wahnsinn ja auch in der Familie, siehe unter Johanna von Kastilien.

Das seeländische Flandern ist ein bisschen ab vom Schuss, obwohl hier mit Terneuzen sogar die größte Stadt der Provinz Seeland/Zeeland liegt. Heute gibt es einen Autotunnel unter der Schelde, früher kam man hier nur mit der Fähre hin. Antwerpen liegt 45 Meilen die Schelde aufwärts, das ist schon ein beträchtlicher Umweg. Die Scheldemündung ist auch so ein Fall für sich. Der Fluß selbst ist im Oberlauf eher klein, die Mündung ist zwar breit, aber voller Sandbänke. Er wird geraten, die unmarkierten Nebenfahrwasser den Einheimischen zu überlassen – siehe Bild oben.
An der Mündung der Schelde liegt die wichtige Hafenstadt Vlissingen, englisch merkwürdigerweise Flushing genannt. Und gegenüber, auf der seeländisch-flämischen Seite Breskens. Das sich durch Fischereiwirtschaft und einen Strand auszeichnet und mit Vlissingen durch eine Personenfähre, Typ Swath, verbunden ist. Da liegen wir. Und sind auch einen weiteren Tag dort geblieben. Der Wetterbericht hat 6 Bft mit Böen bis 8 Bft vorhergesagt. Und er stimmte auch.

Der Trog ist da. Schauerböen und Starkwind - von Land aus
Der Trog ist da. Schauerböen und Starkwind – von Land aus

Statt also auf eigenem Kiel uns durchschütteln zu lassen haben wir besagte Swath-Fähre genutzt, um Vlissingen zu besuchen. Mit Hafen, historischer Innenstadt, Befestigungsanlagen an der Schelde und zur Zeit großem Jahrmarkt. Und Unmengen von Kneipen und Restaurants.
Breskens ist zu klein, um aufregend zu sein. Und im Krieg zu sehr zerbombt worden, um wirklich interessant zu sein. Erst von den Amerikanern, um die Deutschen zu vertreiben, dann von den Deutschen, um die Amerikaner aufzuhalten. Dafür hat man die Stadt mit lustigen Fisch-Skulpturen verziert. Was auch durchaus reizvoll ist und zum Fischereihafen passt.

Kleine Fische
Kleine Fische
Große Fische
Große Fische
Kein Fisch!
Kein Fisch!

Noch wackeln die Böen am Schiff, morgen früh sollen nur noch 4 Bft sein, dann gehts weiter.

Für die Großen und die Kleinen

Es hatte eigentlich Oostende werden sollen. Die Lust hat dann aber nur bis Nieuwpoort gereicht. Erstens, weil die Tide so ist, dass man, will man nicht gegen den Strom fahren, entweder ganz früh aufstehen oder ganz spät ankommen muss. Und zweitens, weil wir festgestellt haben, das all die durchaus zahlreichen Liegeplätze in Oostende entweder neben der Straße oder hinter einer Schleuse sind. Also doch wieder Nieuwpoort, 8 Meilen vorher. Da wir Nieuwpoort als Stadt mit Geschichte schon hatten, diesmal Nieuwpoort als belgischer Badeort.

Im Gegensatz zu Brighton, wo nur sehr vereinzelt Menschen zu sehen waren, die sich in die Nähe des Wassers begaben, gibt es die hier schon: Leute, die in einem Badeort auch baden. Der Strand mit der entsprechenden Infrastruktur ist vom eigentlichen gewachsenen Ortskern ein ganzes Stück entfernt, aber durch eine Promenade entlang der Ijser/Yser damit verbunden.

In diesem Strand-Nieuwpoort gibt es Unterhaltung für groß und klein.

  1. Für die ganz kleinen: Da der Strand lang und die dahinter verlaufende Strandpromenade ebenfalls lang ist, und kleine Kinder auf einer langen Straße schnell nölig werden, kann man hier Kinderbeförderungsmittel jeglicher Art mieten. Und man sieht sie alle in Bewegung. Mag sein, dass der eine oder andere heimische Zwerg bei diesem Angebot neidisch wird, aber die Dinger funktionieren natürlich nur auf der gepflasterten Promenade und nicht auf unseren heimischen Sandstränden. Schade eigentlich.

    Für die Kleinen: Belgische Kinderbelustigungsfahrzeuge
    Für die Kleinen: Belgische Kinderbelustigungsfahrzeuge
  2.  Für die etwas größeren, aber auch kleinen und manchmal ganz großen: Bei uns spielen Kinder im Hafen auch mit Senken. Hier sind die Senken wesentlich größer, entsprechend mit einer kleinen Winde versehen und fest an der Hafenmole montiert. Man kann sie mieten, für 2.10€ die Stunde. Plastiktüte für den Fang extra. Dass die Ausbeute nicht besonders hoch ist ergibt sich natürlich aus der Konkurrenz der Nachbarsenken.

    Für die Mittleren: Senken auf der Hafenmole
    Für die Mittleren: Senken auf der Hafenmole
  3. Für die Großen oder fast Großen: ¨Laser 4.7 Youth World Championship¨ oder so ähnlich. Die Reihenfolge der Begriffe könnte evt. leicht variieren, nur ¨Laser¨ und ¨4.7¨ gehören zusammen. Die Teilnehmerschaft ist wirklich international. Bei den über 300 Teilnehmern ist der Raum vor der Hafeneinfahrt voll, es ist schwierig, in den Hafen und aus dem Hafen zu kommen, ohne irgendeinen Laser zu behindern oder zu belästigen. (Für die Überhauptnicht-Segler: Ein Laser ist eine Einmannjolle mit hohem sportlichen Anspruch. Ganz einfach aufgebaut und ganz schön schnell. So leicht, dass es auch auf ein Autodach passt).

Für Morgen haben wir uns vorgenommen, mal doch früh aufzustehen und gegen Wind und Strom zu fahren. Mal sehen, wie weit die Lust reicht. Segelgarderobe ist schon umgebaut.