Urlaub am Steg

Die Fachfirma war da, in Gestalt ihrer Monteure natürlich. Nach erfreulich kurzer Zeit war der Motor vom Fundament gelöst und hing über dem selbigen. Und nach Demontage der vier Motorfüße stellte sich heraus, nicht einer, nicht zwei, nein drei von vieren waren gerissen. Soweit so gut noch, Ersatz war ja da, aber… Vor den vorderen Motoraufhängungen läuft ein Bügel von einer Seite zur anderen. Der Sinn der Konstruktion hat sich mir nicht unmittelbar erschlossen, die Fachleute ließen das Wort “Blockversteifung” fallen, ich hab’s wieder aufgehoben, konnte aber trotzdem nichts damit anfangen. Vielleich kann mich da ja ein maschinenbaulich Gebildeterer aufklären. Jedenfall meinte der Fachmann: “Da haben wir ein Problem.” Eine Schweißnaht beginnt gerade aufzureißen. Ich seh nichts. Da! Ich seh nichts. Foto, Vergrößerung betrachtet. Ich seh immer noch nichts. Teil umgedreht, mit der Fingerspitze drauf gezeigt. Ich ahne einen mikroskopischen Riss an einer ziemlich schlecht zugänglichen Stelle. Können sie das schweißen? Wenn’s mein Boot wäre, würde ich’s machen. Aber nicht, wenn ich Garantie geben muss. Kann ein Jahr halten oder vier. Habt ihr hier jemanden, der gut schweißen kann? Naja, wenn sie das nicht können, kann es hier auch keiner. Also Ersatzteil. Anruf bei der Firma: Haben wir beim letzten Aufräumen weggeworfen. Ärgerlich. Also bestellen. Teuer ist das Ding auch noch. Es ist der Freitag vor Pfingsten. Dienstag nach Pfingsten soll das Teil da sein, dann geht’s weiter.

Der schwebende Motor

Derweilen Urlaub am Steg. Machen wir das Beste daraus. Für die nächsten Tage:

Sonnabend: Fahrradtour mit den Bordklapprädern: Nach Lemwerder, mit der Fähre zur anderen Weserseite nach Vegesack, zur Moorlosen Kirche(1), durchs Biotop-Reservat (oder wie immer das heißt) zur Lesum, zurück nach Grohn, Jimmi an Bord besucht. (Dessen Boot ist auch fast fertig. Fast fertig sind wir ja hoffentlich auch.) Und wieder mit der Fähre zurück.

Sonntag: Besuch der Enkelkinder. Die erforschen mit anderen, etwas älteren Vereinskindern die Ochtum bei Niedrigwasser.

Alles zumindest viel besser als zu Pfingsten bei strahlendem Sonnenschein auf der Autobahn im Stau zu stehen. Und eigentlich auch besser, als sich in überfüllten Yachthäfen rum zu treiben. Und zu Pfingsten sind sie eigentlich alle voll.

Think positiv!


(1) Für ortsfremde Mitmenschen: Die Kirche ist keineswegs moorlos, sondern mutterlos. Weil sie dereinst mal durch eine Verlagerung des Flussbetts von ihrer “Mutterkirche” abgeschnitten wurde. Ein bisschen verballhornt, das Ganze.

2023: Erster Versuch

So ganz genau haben wir dieses Jahr nicht festgelegt, wo wir eigentlich hin wollen. Irgendwas so Richtung Dänemark, Schweden, vielleicht mit ein bisschen Nordfriesland oder Eider. Jedenfalls erstmal los. Der Motor hat neue Einspritzdüsen bekommen, die Wellendichtung ist neu, weil sie undicht wurde. Bei der Gelegenheit auch gleich eine neue Welle, da etwas eingelaufen und schon einmal nachgearbeitet. Und das Wellenlager auch gleich, wenn man schon alles auseinander hat. So sollte eigentlich nichts mehr schief gehen an der Maschine. Erste Etappe nur bis Elsfleth. Die Tide wollte, dass wir erst am Nachmittag ablegen.

Am Steg zeigte die Logge noch den Strom an, nach der Abfahrt stand sie beharrlich auf Null. Meistens regelt sich das, weil nur irgendein Fremdkörper im Impeller klemmt und dann früher oder später herausfällt. Wenn es sich nicht regelt, hilft oftmals rückwärts fahren. Half auch, allerdings ist uns danach aufgefallen, das der Motor stärker vibrierte als normal. Ob es da wirklich einen Zusammenhang gibt, da sind wir uns nicht sicher. Jedenfalls wackelt er. Als Zweizylinder darf er zwar wackeln und hat das auch immer schon getan, aber doch nicht so. Und vor allem nicht bei den Drehzahlen, bei denen er bislang halbwegs ruhig lief.

Beim suchenden Blick auf, an und unter die Maschine kam der Verdacht auf, dass einer der Gummidämpfer der Motoraufhängung gerissen ist. Ein Foto für die Fachfirma und vorläufiges Ende der Reise.

“Das Böse”

Es ist Sonnabend, machen wir das Beste daraus, Wochenende in Elsfleth. (Der Italiener am Yachthafen kann empfohlen werden.)

Den Sonntag haben wir genutzt, die Gegend per Fahrrad zu verunsichern. Jeder, der auf der Weser ein Wasserfahrzeug bewegt, dürfte Käseburg kennen. Weil dort eine Meldestelle und die Grenze zwischen den Revieren Bremen und Bremerhaven ist. Ansonsten ist dort, trotz “-burg” im Namen, nicht so ganz viel los. Ein paar Häuser, ein paar mehr Schafe, ein Siel-Schöpfwerk und ein altes Sieltor, das aber auf dem Trockenen steht.

Bis Brake sind wir noch geradelt, einmal um den Binnenhafen und wieder zurück. (Beitragsbild: Reste einer Braker Werft)

Montag morgen, Anruf bei besagter Fachfirma: Ja, die Halterung is’ ab. Nur die eine? Weiss ich nicht, fühlt sich so an, ist aber nicht einsehbar ohne diverse Teile abzubauen. Und wenn schon erneuern, dann doch gleich alle, oder? Das macht Sinn. Werde mal sehen, ob ich die Teile kriege.
Zurück zur Ochtum, mit viel Wind, wenig Segelfläche und unter minimalem Motoreinsatz – Ablegen, Schleue, Anlegen. “Auf eigenes Risiko. Der wird ja noch von seinem Gewicht am Platz gehalten.” Naja, mindestens zwei Füßchen sind ja auch noch heil.

Noch zwei, drei Telefonate. Jetzt haben wir einen Termin, nicht ganz sicher, aber dafür noch diese Woche.

Weiteres zum Thema folgt.