Kunst und Katastrophen

Nach nur wenig mehr als 30 Jahren haben wir es endlich geschafft: Die Wasa in ihrem Museum in Stockholm zu besuchen. Beim letzten Mal, als wir zusammen hier waren, stand das zwar auf unserem imaginären Plan, hat aber nicht geklappt, weil das Museum wegen Umbau oder Renovierung geschlossen war. So genau weiß ich das heute nicht mehr.

Wer noch nicht da war: 1628 war Gustav Adolfs prunkvolles Linienschiff Wasa nach der langen Reise von 1300 m im Hafen von Stockholm gekentert und gesunken. Wurde dann vergessen, gesucht, wiedergefunden und 1961 gehoben. Ich kann mich noch an die Berichte erinnern, Interesse für Schiffe war damals schon da.

Als wir vor 2 Tagen hier herein gekommen sind, sind wir ziemlich genau über die Stelle gefahren, wo die Wasa über 300 Jahre gelegen hat. Wir wussten es nur nicht.

Das Wrack der Wasa hat man auf eigenem Kiel in ein Trockendock gebracht, konserviert und dann ein Museum darüber gebaut. Teile des Trockendocks schauen heute an den beiden Seiten des Baus noch heraus und sind so Teil der Architektur geworden.

Wenn man als Besucher das Museum betritt, beeindruckt sofort die Größe des Schiffs und sein hervorragender Erhaltungszustand. Die Größe beruht auf den Vorgaben seiner Majestät Gustav II Adolf, der Erhaltungszustand auf der Wasserqualität der Ostsee. Denn erstens ist der Salzgehalt so niedrig, dass Entenmuscheln oder auch Schiffsbohrwürmer nicht überleben können und zweitens haben die Stockholmer ihren Müll etc. über Jahrhunderte in ihren Hafen gekippt, so dass der Sauerstoffgehalt bei 30 m Tiefe bei nahezu 0 lag. Und tiefer als 30 m lag sie nicht, die Wasa.

Ich meine, noch nie so viel Zeit in einem Museum verbracht zu haben, das sich nur mir einem Gegenstand beschäftigt. Kann man nur jedem empfehlen.

Der Rest des Tages reichte noch für einen Gang durch die Stadt, den Besuch beim Järnpojke (auch “kleiner Junge, der auf den Mond sieht”, der ist wirklich sehr klein, man muss ihn schon ein bisschen suchen) und einen Besuch bei der Tunnelbahn/U-Bahn. Nein, wir sind nicht völlig abgedreht, Stockholmer U-Bahn-Stationen sind manchmal sehr sehenswert, +- 100 Künstler haben sie im Laufe der Jahre gestaltet. Welche andere Stadt kann das sonst noch von ihrem ÖPNV sagen?

Autor: cord

Hat mal Physik studiert, aber fast alles wieder vergessen. Hat jetzt altersbedingt viel Freizeit und segelt gerne. Oder macht Musik. Verheiratet, zwei erwachsene Kinder. Und inzwischen zwei Enkelkinder.