Das Wetter war auch am nächsten Tag nicht besser. Der Berichterstatter hat auch noch eine temporäre Gehbehinderung durch die Pflastertreterei in Brügge. Und so sind aus der einen Übernachtung in Blankenberge leider 5 geworden. Ständig SW 5 mit Böen 6 angesagt, oder auch 6 mit Böen 7. Immer aus Südwest, da wollen wir hin. Und kalt war’s auch. Aus der Heimat wurde von Sturmschäden berichtet. Was mancht man da, wenn man zu alle dem auch nicht richtig laufen kann. Lesen. Wenn mit dem Buch fertig, noch ein’s anfangen. Dann hat Sabine den Vorschlag gemacht, mit der Kusttram (sprich Küst-Tram) die belgische Küste von der Landseite zu besichtigen. Sie hatte einen Bericht im Fernsehen gesehen, in dem der Teil, der direkt hinter dem Strand verläuft, besonders ausführlich dargestellt war.
Sie war dann etwas enttäuscht, weil das in Wirklichkeit nur einen kleinen Teil der Gesamtstrecke ausmacht. In den Orten ist es eben eine ganz normale Straßenbahn. Oder fast normal. Bei bis zu 70 Km/h, einem Meter Spurbreite und frischen Seewind schlingert das Ding mitunter doch ganz beträchtlich.
Also mit der Tram von Blankenberge bis De Panne Centrum. Dann bis De Pann Station, das ist die Endhaltestelle, dahinter ist auch Belgien zu Ende. In die leere Bahn zurück und wieder bis Blankenberge. Den anderen Teil der Strecke bis Knokke/Heist haben wir uns geschenkt. Vermutlich wird aber auch dort das Bid über weite Strecken von der typischen belgischen Bettenburg geprägt: 10 und mehrstöckige Badegast-Schließfächer. Und obwohl ein nicht unerheblicher Teil davon zum Verkauf steht, werden immer noch neue gebaut. Hier sieht man, wie idyllisch die Hotels an der Strandpromenade von Norderney sind.
Am sechsten Tage endlich dann war das Wetter so, das man weiter konnte. So gegen 4 Uhr morgens hörte das Geklapper in den Masten und das Schaukeln am Steg auf. Und mit nordwestlichem Wind, angenehmen Temperaturen und ein bisschen Restwelle sind wir bis Nieuwpoort gekommen.
So war auch der Plan, der Skipper lebte zwischenzeitlich in der irrigen Vorstellung, es bis Dunkerque/Dunkerk/Dünkirchen schaffen zu können, aber Wind, Strom und Manschaft wollten nicht. So sind wir also in Nieuwpoort. Spricht man nicht so kompliziert wie es aussieht. Ungefähr so wie Newport. Eine Gründung aus dem 11 Jahrhundert. Etliche Male abgebrannt und zusammengeschossen, zuletzt von unseren Vorfahren 1914-18, Worauf man an mehreren Stellen mit mehr oder minder eindrucksvollen Gedenktafeln und ¨Westfront¨-Mahnmalen erinnert wird.
Nieuwport liegt an einem Fluss der da heißt Yser (oder IJser), worin der auf die Wiederholungen europäischer Flußnamen getrimmte natürlich eine neue Version der ¨Weser/Werra/Isere/Wear¨-Reihe erkennt.
Wie man hier lesen kann, haben die Belgier im 1. Weltkrieg das Yser-Tal geflutet, indem sie die Entwässerungsschleusen bei Flut geöffnet und bei Ebbe geschlossen haben. Also die gleiche Taktik, die die Wassergeusen schon gegen die Spanier angewendet haben. Was da allerdings noch gegen unsere Altvorderen verteidigt wurde, ist mir nicht klar. Ein paar Kilometer weiter ist Belgien sowieso zu Ende.
Ansonsten hat Nieuwport einiges an malerischer Bausubstanz zu bieten. Was allerdings überwiegen rekonstruiert ist, siehe ¨Westfront¨. Und einen quadratisch-praktischen Stadtplan. Der allerdings ist echt, das ist schon seit 1426 so.
PS: In Blankenberge gibt es keine blanken Berge. Auch kein bedeckten oder sonstige Berge. Und Nieuwpoort ist auch nicht neu. Aber wenigstens Port.