.. da waren’s nur noch vier

Der Wind meinte, wir sollten nicht weiter nach Nordwest, zum kleinen Belt. Da wir ja sowieso nicht so genau festgelegt haben, wo wir dieses Jahr eigentlich hin wollen, haben wir nachgegeben: Durch den Svendburgsund zum großen Belt, mit Übernachtung in Troense. Nichts neues also für uns, da waren wir schon öfter.

Und dann, auch weil der Wind es uns nahe gelegt hat, nach Nyborg. Früher, als wir noch jung und die Store-Bælt-Brücke noch gar nicht da war, war Nyborg bekannt und ein gar wichtiger Fährhafen für die Verbindung von Fünen nach Seeland. Wenn man sieht, was heute auf der Brücke los ist, wundert man sich, wie das mit Fähren überhaupt funktioniert haben kann.

Nyborg hat einen Handelshafen, in dem aber anscheinend nicht allzuviel los ist, und etwas chemische Industrie. Vor allem aber eine interessante Altstadt, ein königliches Schloss und Befestigungsanlagen aus diversen Jahrhunderten. Zu letzteren gehört auch das vermutlich tiefste – im Sinne von Abstand zwischen Außen- und Innenfront – Stadttor Dänemarks. Wenn es denn überhaupt irgendwo noch eines gibt, das tiefer ist. Dieses hat man jedenfalls so in die Befestigungen gegraben, wie es am unpraktischsten möglich war.

Das Schloss ist eine Mammutaufgabe. Einst haben hier Reichstage stattgefunden und Könige logiert. Später wurde es nicht mehr gebraucht und verfiel. Jetzt hat man sich freiwillig ein Riesenprojekt an die Backe gebunden, Nyborger Schloss oder dessen Rest zu erhalten und in einen nutzbaren Zustand zu versetzen. Wobei das, was noch steht, nur ein Teil der ursprünglichen Anlage ist.

Was uns in Nyborg nicht ganz so gut gefallen hat, war der Yachthafen. Er ist anscheinend ein ehemaliger Handelshafen und liegt sehr geschützt, und hat alles, was man als Yachhafen so haben sollte. Ist aber so von Häusern eingeschlossen, dass man dort doch einen sehr innerstädtischen Eindruck hat und auch einen guten Blick auf die Raffinerie. Und bei Sommerwetter wird’s im Hafen auch ganz schön warm und windstill.

Der Wind sollte, laut allen verfügbaren Wetterberichte, sehr zurückhaltend sein: W 2 Bft vormittags, 0 Bft Mittags, SE 2 Bft nachmittags. Der Nasensensor sagte uns zur Mittagsstund, dass doch ein bisschen Wind war, und wir sind, rechtzeitig und entschlossen, raus auf dem Belt. Die ersten 2 Meilen unter Motor, vor einer Hafeneinfahrt mit unbezeichneten Flachs auf beiden Seiten und mit Wind genau vor vorn, das kann man segeln, muss man aber nicht.

Dann unter Segel weiter, durch den niedrigen, westlichen Teil der Beltbücke und bis Kerteminde. Wobei die Strömung, wie schon im Svendborg-Sund, auf unserer Seite war. Trotz wenig Wind haben wir so eine annehmbare Strecke geschafft, bis Kerteminde. Und das bei sehr ruhigem Wasser.

Gut, auch da waren wir früher schon mal. Und es hat sich nicht viel am Ort geändert. Nettes Stadtbild, großer Hafen. Anscheinend ist Kerteminde für die Segler aus Odense das, was Wedel für die Hamburger darstellt. Und etwas hat sich doch geändert in Kerteminde: Beim letzen Mal hatte der Yachthafen zwei Einfahrten, jetzt gibt es nur noch eine. Was auf unserer elektronischen Seekarte auch so dargestellt ist, nicht aber in den Hafenhandbüchern.

Und für den nächsten Tag war der Durchgang einer gewittrigen Kaltfront angesagt, danach für etwa 2 Tage kräftiger Westwind.

Eine oberflächliche Inspektion der gefallenen Masten hat gezeigt, das es viel Glück war, dass die nicht schon vorher umgefallen sind. Und das die, die noch stehen, das auch nicht mehr lang tun werden. So hat denn die Böe die Sicherheit des Hafens deutlich erhöht.

Autor: cord

Hat mal Physik studiert, aber fast alles wieder vergessen. Hat jetzt altersbedingt viel Freizeit und segelt gerne. Oder macht Musik. Verheiratet, zwei erwachsene Kinder. Und inzwischen zwei Enkelkinder.