Amanda und die wilden Kerle

Amanda taucht hier zwar öfter auf, aber Amanda gibt es gar nicht. Weil, wenn man nachliest, wer Amanda war, kommt man drauf, dass Amanda Sophie hieß. Sophie/Amanda lebte Mitte des 19.Jahrhunderts, kam aus Kerteminde, ging nach Kopenhagen, um dort eine Schauspiel-Karriere zu starten und verlobte sich dortselbst mit einem “besseren Herren”. Leider hatte sie die blöde Idee, zusätzlich in Kopenhagen mit einem Kertemindener Jüngling zu flirten, was ihrer Verlobung und infolge dessen auch ihrer Schauspielkarriere nicht gut tat. Ansonsten wissen wir noch von Amanda ihren vollständigen bürgerlichen Namen und dass sie im Alter von 40 Jahren an einer nicht näher bekannten Krankheit starb. Also eigentlich nicht so sehr viel. Allerding hat diese recht banale Geschichte als Liedtext ins dänische Volkslied-Kulturgut gefunden, und so wurde Amanda eine Symbolfigur von Kerteminde und steht, so die Tourismuszentrale, für die schönen Frauen von Nord-Fünen und auch in Granit neben der Brücke, die die beiden Teile von Kerteminde verbindet.

Amanda in Granit


Ein örtlicher Segelverein heißt auch Amanda, obwohl es ja Amanda, wie gesagt, nicht gibt und auch nie gab.


Der Wind heult immer noch, die Boote schaukeln am Steg und wir haben den weiteren segelfreien Tag für einen Museumsbesuch in der Nähe genutzt. Der Ort heißt Ladby und wäre völlig bedeutungslos, hätte man dort nicht einen lokalen Fürsten aufwändig begraben, so um 930 n.Chr., als man mit Chr. hier noch nicht so viel am Hut hatte. Und aufwändig heißt hier: Mit kompletten funktionsfähigen Schiff, einer Menge toter Pferde, etliche Hunde und noch diverse Kleinigkeiten, die man als Wikingerkönig so braucht. Wenn man nach der Rekonstruktion geht, auch noch mit einem Korb Äpfeln. Das Ganze wurde dann mit einem Hügel überdeckt.


Nach wenigen Jahren wurde das Grab geplündert, nach vielen, nämlich etwa 1000, wiederentdeckt und dann in jüngster Zeit museal aufgearbeitet. Heute wächst um den Grabhügel ein So-lebten-die-Wikinger-Areal. Womit wir bei den wilden Kerlen sind. Die gibt es dort. Oder zumindest engagierte Mitmenschen, die dort wilde Kerle (und Deerns) mimen.
Vielleicht hätte Amanda da besser mitspielen sollen?!

Autor: cord

Hat mal Physik studiert, aber fast alles wieder vergessen. Hat jetzt altersbedingt viel Freizeit und segelt gerne. Oder macht Musik. Verheiratet, zwei erwachsene Kinder. Und inzwischen zwei Enkelkinder.