Die Besatzung der Grimsby-Boote kommt aus dem Verein, bei dem wir schon zu Gast waren und sie kennen auch Derrek. Jenen schon etwas älteren Segler, der mir damals beim ersten Mal in Grimsby so hilfreich beigestanden hat. Der wollte dieses Jahr nach Island, war aber bei Abfahrt meiner Gesprächspartner noch nicht aufgebrochen, weil sein zweiter Mann im Krankenhaus lag. Derrek war schon damals ein paar Jahre älter als ich, das wird sich wohl kaum geändert haben. Und dann nach Island!
Seit Tåtorp, der Schleuse mit Holztoren und Handbetrieb, gab es keine weitere Schleuse mehr, die Wasseroberfläche befindet sich also auf einem konstanten Niveau: 91,6 m über NHN. Ab Wassbacken, eigentlich nur ein Hafen mit angegliedertem Campingplatz, ist der Kanal breiter und die Landschaft unterscheidet sich nicht wesentlich von der Norddeutschen Tiefebene. Wären da nicht die Holzhäuser. Abwechslung bringt mehr der Kanal selbst. Zum ersten Mal sind wir einem der Fahrgastschiffe in Fahrt begegnet. Da solche, im Verhältnis zum Kanalquerschnitt großen Schiffe ihr ganz eigenes Strömungsfeld um sich herum erzeugen, gibt es auch Anweisungen, wie man sie passieren soll: Ganz dicht an der Bordwand. Funktioniert, fühlt sich aber merkwürdig an.
Unser Kühlschrank war fast vollständig leergefuttert, Versorgung war notwendig. Also nach Töreboda, dem nächsten größeren Ort mit Einkaufsmöglichkeiten. Töreboda zeichnet sich durch die folgenden Fakten vor anderen langweiligen Orten dieser Welt aus:
Es gibt hier den Göta-Kanal. Es gibt eine Eisenbahnbrücke über den Kanal, der sich mit der Kanalmindestbreite unter der Bahntrasse hindurchwindet, die wegen des Zugverkehrs nur sporadisch geöffnet wird.
Einen Bahnhof, durch den aber die meisten Züge von Stockholm nach Göteborg, oder umgekehrt, mit unverminderter Geschwindigkeit hindurchrauschen. Beim Bau besagter Bahnlinie haben sich die Bautrupps, von beiden Enden kommend, hier getroffen.
Es gibt eine Blumentopffabrik. Die Punkband ¨Asta Kask¨ kommt aus Töreboda. Und es gibt eine Fähre über den Kanal. Betrieb nur im Sommer, Fahrzeit 20-25 Sekunden. Antrieb durch Muskelkraft des Fährmanns. Nach dem Prinzip der schwedischen Tiefseilfähren: Entweder fährt die Fähre, dann sperrt das Seil die Gewässer. Oder der Verkehr läuft, dann liegt das Seil auf dem Grund, hoffentlich!
Der Chronist ist sich ziemlich sicher, Töreboda umfassend und vollständig beschrieben zu haben.
Die Lektorin ist der Meinung, dass es sich nicht um eine Tiefseilfähre handelt, da das Seil sich etwa in Halshöhe befindet. Also: Ersetze ¨Tiefseilfähre¨ durch ¨Würgseilfähre¨.