Sommerloch

Wind: mäßig aus Ost, später noch mäßiger aus Nordost. Sehr warm. Mittags Hochwasser. Da reicht Wangerooge. Und auf halber Strecke, inmitten der temporär stillgelegten Handelsflotte, musste erwartungsgemäß auch der Diesel wieder ran. Zu wenig Wind, und das auch noch von hinten, so schafft man es nicht in den Hafen bevor der Ebbstrom einsetzt.

Die temporär stillgelegte Handelflotte

Der Hafen von Wangerooge ist voll, überwiegend voll monströser Motoryachten. Man staunt.

Sonnenuntergang mit Westturm

Hochseeinsel

Da uns ja zum zweiten Male die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde, waren wir für die Fahrt nach Cuxhaven etwas unter Zeitdruck. Es ist ja etwas unangenehm, wenn man auf der Elbe zu spät kommt und die Tide einem entgegen läuft. 3 1/2 kn Tide von vorn, 5 kn Eigengeschwindigkeit bei 18 Meilen – das zieht sich. Also musste der Diesel nochmal ran. Im Rückblick: Wäre vielleicht nicht unbedingt nötig gewesen. Aber hinterher ist man immer schlauer.

Damit wir der Handelschifffahrt nicht völlig entwöhnt werden, hat uns in Cux ein an der ehemaligen Seebäderkaje liegender Versorger die ganze Nacht nicht nur mit dem Geräusch seiner sehr lauten HIlfsdiesel unterhalten, woran man sich zur Not noch gewöhnen kann, sondern uns auch noch mit deren penetrantem Abgasgeruck beglückt. Hier wäre ein Landanschluss ein Segen für Anwohner und Umwelt.

In Cux tat sich dann das Planungsdilemma auf: Hochwasser Mittags. Alternativen:
1) Vor Sonneaufgang aufstehen, raus bis zum Neuwerk, auf Wasser warten und dann durch den Elbe-Weser-Wattweg. Sehr schöne Strecke, aber ohne Zwischenübernachtung nicht zu schaffen. Und dann das frühe Aufstehen.
2) Am frühen Nachmittag mit Hochwasser raus und außen rum. Das heißt Ankunft in Bremerhaven im dunklen, und Schleusen schon außer Betrieb. Also dann noch gegen den beginnenden Ebbstrom nach Großensiel.
3) Mittags raus zu Deutschlands einziger (und damit größter) Hochseeinsel. Und da am nächsten Tag so gut wie gar kein Wind vorhergesagt war, ein Tag auf Helgoland. Und dann weiter nach Wangerooge und von dort nach Hause.

Plan 3 war der bei weiten verlockenste. Leider mußten wir abermal 3/4 der Strecke mit Wind aus dem Tank zurück legen. Erst als der Fuselfelsen schon in Sicht war, war genug Wind für die letzten Meilen.

Da für Bremen (und umzu) Augusthitze angesagt war, empfanden wir Helgoland als angenehme Alternative.

Haben auch Ecken gesehen, die wir noch nicht kannten: die Düne einmal zu Fuß umrundet. Und jetzt, gegen Abend, sind die Fähren alle wieder weg und wir machen uns aufs Oberland auf. Wenn man hier ist, muss man ja einmal den Rundweg ums Oberland machen. Dass gehört einfach dazu. 

Die meisten der helgolandtypischen Seevögel sind schon weg, dafür gibt es hier immer mehr Basstölpel. Die nisten auch dicht am Klippenweg. Man sieht, dass sie erschreckend viel Müll, vor allem die Reste vom Netzen aus Kunststoff, in ihre Nester einbauen. Und dass viele an dem Müll auch verenden.

Beitragsbild oben: Im Mittelgrund Basstölpel, im Hintergrund ein signifikanter Teil der deutschen und chinesischen Handelsflotte vor Anker.

Zur anderen Seite

Wärend wir und viele andere Yachten auf die Schleusung in den NOK warteten, kam das nächste Museumsschiff aus dem Kanal: Dampfeisbrecher Stettin.

Die Kanalfahrt ist ja eine eher eintönige Angelegenheit, 100 Km unter Motor auf einer (für Boote) breiten Wasserstraße. Etwas Abwechslung kommt nur von den entgegenkommenden, überholenden und leider manchmal auch vor einem langsamer werdenen Berufsschiffen. Letzteres kommt schon mal vor, wenn die großen Schiffe, die nicht viel schneller laufen dürfen als wir es können, an den Weichen (Begegnungsstellen) auf den Gegenverkehr warten müssen. Die Passagen der grossen Schiffe werden alle von der Kanalverwaltung geplant und überwacht.

Weite Begegnung der Besonderen Art: Die dänische königliche Yacht Danebrog, eine der zwei königlichen Staatsyachten, die es in Europa überhaupt noch gibt, nachdem selbst die Briten ihre Britannia aus Kostengründen eingemottet haben. Die andere haben die Norweger.

Übernachtung im Gieselaukanal. Am nächsten Tag dann so angekommen, dass das Schleusentor vor unserer Nase zu ging. Da der Zeitplan mit der Tide nach Cuxhafen uns nicht viel Spiel ließ, haben wir in Brunsbüttel übernachtet. Nicht wirklich schön, aber auch nicht uninteressant. Auch ein bisschen “Action”, weil hier eine 5. Schleusenkammer gebaut wird. Damit soll der Betrieb weiter laufen,wenn die über 100 Jahre alten “neuen” renoviert werden.

Nach einer nicht allzu ruhigen Nacht – die Handelschifffahrt läuft Tag und Nacht, die Yachties dürfen das auf dem Kanal nicht – weiter mit der Tide nach Cuxhafen.

Wie es Mörfi so will, haben wir es abermals geschafft, so vor der Schleuse anzukommen, dass sich das Tor gerade schloss. Die nächsten Schleusungen hat Mörfi für die Handelsschifffahrt vorgesehen. Vor der “alten Süd” haben sich inzwischen reichlich Sportboote aller Typen und mehrerer Nationen versammelt.

Und was an Funksprüchen zwischen manchen Yachties und “Kiel Kanal 1” ausgetauscht wird, macht den Schreiber schon staunen. Darf aber aus rechtlichen Gründen hier nicht wiedergegeben werden.

Nachtrag: Baustelle 5. Kammer

Andere Zeiten


Schleimünde nach Kiel bei NW4. Keine besonderen Vorkommnisse, an Bord alles wohlauf.
In Kiel wieder Stickenhörn, hat uns auf dem Hinweg gut gefallen und liegt auch noch günstig zur Kanalschleuse.
Man kann von hier gut den Schiffsverkehr beobachten.

Heute sind sich hier zwei Zeitalter begegnet.

Die Cap San Diego (links) war Stückgutfachter, Kühlschiff und Passagierschiff in einem und sah auch wie ein Schiff aus. Bei Kreuzfahrtschiffen ist es auf größere Entfernung ja manchmal nicht erkennbar, ob es nicht doch ein Gebäude ist.

Umgefallen


Vorhersage: NNO 3 bis Mittag, danach nur noch schwachwindig. Also früh los, um noch möglichst viel vom Wind nutzen zu können. Zum Glück stimmten Stärke und Richtung, ab ca. 13:00Uhr musste dann der Diesel ran. Aber da waren es auch nur noch ein paar Meilen bis Schleimünde.

“Wellende Kaltfront”


Es ist Freitag, zu den Urlaubsrückkehrern und den Neuurlaubern kommen noch die Wochenendgäste. Als wir in den Hafen kamen, waren noch ein paar Plätze frei, eine halbe Stunde später waren alle regulären Plätze belegt. Dann kam die Phase des kreativen Anlegens. Nun ist der Hafen wirklich voll.

Außer den Yachties gibt es auch noch die Besucher, die von Kappeln aus per Fahrgastschiff her gebracht werden. Die werden hier ausgespuckt, haben dann etwa eine halbe Stunde Freigang, ehe sie wieder eingesaugt und abtransportiert werden und dem nächsten Schiff Platz machen.

Die Infrastruktur der Lotseninsel wird von einem Verein betrieben, der sich um die Integration Behinderter kümmert. Den unterstützt man ja auch, wenn man hier her kommt und ein paar Euros hier lässt.

Bei unseren letzten Besuchen stand vor dem Hafen, zum Wasser hin, eine hölzerne Skulptur eines etwas unsportlichen Herren auf einem Holzpfahl. Ist da nicht mehr.

Hannes Schlie


Das war Hannes Schlie, wurde vom Bildhauer Jonas Kötz der Lotseninsel geschenkt und war aus dem oberen Ende eines Pfahls aus dem Hamburger Hafen geschnitzt. Er stand also nicht auf dem Pfahl, er war der Pfahl. All das hätten wir nie erfahren, wenn Hannes nicht Anfang dieses Jahres umgefallen wäre und aus der Schlei gerettet werden musste. Jetzt steht er am landseitigen Ende des Hafens und schaut da hin, wo er eigentlich stehen sollte.

Inzwischen haben wir herzhaften Westwind mit Regeneinlagen und in der Enge von Schleimünde zeitweise einen knackigen ostsetzenden Strom. Da wundert man sich als Ortsfremder, obwohl man von dem Phänomen ja schon lesen konnte.

Ach ja, und es gibt sie wieder, die legendäre Currywurst in der Giftbude. Das ging aber auch gar nicht, zwischenzeitlich, die Giftbude ohne Currywurst.