Aller Anfang ist holprig

Jetzt segeln sie wieder. Später als in den vergangenen Jahren und nach Westen.
Dass wir, für unsere Verhältnisse, so spät los sind, hat diverse Gründe. Der angenehme ist, dass ein neues Enkelkind angekommen ist. Es gab und gibt auch noch weitere Angelegenheiten, die zu regeln waren und teils auch noch zu regeln sind.
Nun endlich Aufbruch in den letzten Maitagen. Sehr warm und windig. Abends also von Bremen bis Elsfleth, wenig Strecke, aber wenigsten ein Anfang. Dann Bremerhaven. Sehr warm, sehr windig. Die letzten Reste der Großseglerveranstaltung werden abgeräumt. Unter anderem die ¨Mir¨. Durch die Klappbrücke vom Neuen Hafen zum Kaiserhafen I. Und die ist nicht unbedingt für Schiffe dieser Größe geplant gewesen, vor allem nicht für solche, die oben so weit in den Wind ragen. Trotz zweier Schlepper ging es dort erstmal an die Wand. Der Schlepper in der Durchfahrt kann natürlich auch nur nach vorne und nur begrenzt gegen den Wind ziehen. Also ein spannendes Manöver, das Ding da durch zu kriegen. Und mit jeder Menge Zuschauer (nicht Gaffer!), einige an Land und ganz viele an der Reling der Mir.

Mir an die Wand gefahren
Mir an die Wand gefahren

Da hast du einen Plan
Der Plan war gar nicht gut. Oder doch, der Plan war schon gut, aber die Verhältnisse, die war’n nicht so. Der Plan war der: Von Bremerhaven die Weser runter mit ablaufendem Wasser, und mit auflaufendem nach Wangerooge West. Leider verschlechterten sich die Wetteraussichten von einem Wetterbericht zum nächsten. Von Gewitterböen bis 8 Bft war die Rede. Auch wenn die Gewitter ja meist über Land entstehen, doch lieber in geschützten Gewässern bleiben. Also nicht außen herum, sondern übers Watt. So’n Gewitter auf dem Watt ist zwar auch nicht unbedingt lustig, und man kann auch schlechter ausweichen, aber dafür holperts auch nicht so bei Starkwind. Hat auch geklappt, dafür mußte das Ziel allerdings angepasst werden. Horumsersiel statt Wangerooge. Besondere Ereignisse unterwegs: Unter Segeln mit dem stehenden Propeller eine treibende Pricke eingesammelt. Sabine hat uns mit Hilfe des Bootshakens wieder befreit. Wir haben sie NICHT!!! abgefahren, die Schnittflächen am unteren Ende waren gerade und sauber. Die ist aus freiem Willen auf Wanderschaft gegangen. Leider hatten wir keine Möglichkeiten, sie ihrem Herrchen wieder zuzuführen und mussten sie notgedrungen wieder in Freiheit setzen. Kein Wunder, dass vor Fed-siel die Fahrwassermarkierungen problematisch sind: Die Pricken schwimmen weg!
Nächster Tag: ¨Die schwül-warme Tropenluft wird durch kühlere, trockene Lust ersetzt¨. OK, stimmt. Die Front ist durch, es ist Rückseitenwetter: Himmel blau, wolkig, gute Sicht und etwas kühler, so um die 12° bei Sonnenschein. Auch Deutschland kann so kalt sein. Dafür ist der kräftige WNW-Wind gut geeignet, die Jade bis zum Minsener-Oog-Wattfahrwasser runter zu segeln, mit Reff. Weniger gut um von dort nach Wangerooge zu kommen. Da muss fossiler Brennstoff herhalten, leider.
Und nun leider nochmal mit Öffies nach Bremen, diverse Restpunkte erledigen, so z.B.: Sika kaufen, neue Klopumpe kaufen, an die falsche Adresse geschickte Seekarte abholen, Brille abholen, Auto in die Werkstatt, und und und …
Fängt alles etwas holprig an dieses Jahr.

Autor: cord

Hat mal Physik studiert, aber fast alles wieder vergessen. Hat jetzt altersbedingt viel Freizeit und segelt gerne. Oder macht Musik. Verheiratet, zwei erwachsene Kinder. Und inzwischen zwei Enkelkinder.