Wieder auf Draht

Die Lösung ist gefunden. Der Draht ist wieder dran und der Stecker jetzt mit Locktite gesichert. Ich hoffe, er geht im Herbst auch zerstörungsfrei wieder auf. Die Option, sich mit dem vereinseigenen Mastkran bis in den Top ziehen zu lassen, fiel aus. Der Kran wäre nicht lang genug gewesen. Den Mast zu legen war auch nicht möglich. Soweit ich die dänische Beschriftung lesen konnte, war der Kran zur Benutzung durch Vereinsmitglieder oder in Zusammenarbeit mit Vereinsmitgliedern vorgesehen. Ich zweifle nicht, dass uns eins der Vereinsmitglieder auch geholfen hätte, wäre denn eins da gewesen. War aber nicht, am Sonntag morgen. Da haben die anderes vor. Hätte gezögert, jemanden vom Verein anzurufen. Brauchte aber nicht zu zögern, war sowieso keine Nummer im Schaukasten oder an der Tür, die man hätte anrufen können. Alles vorbereiten und dann warten, bis vielleicht jemand kommt? Wenn ja, wann? Suboptimal.

Also auf in höhere Sphären. Nun sind unsere Fallen mehrfach umgelenkt. Was es uns ermöglicht, sie vom Cockpit aus zu bedienen, sie allerdings auch schwergängiger macht. Wenn man sie dann noch auf die Genuawinschen legt, was auch nicht ohne zusätzliche Reibung geht, werden sie natürlich noch schwergängiger. Die Genuawinschen sind aber als einzige selbstholend, was ja bei solchen Aktionen eine zusätzliche Sicherung bietet. Nur ist Sabine so nicht in der Lage, mich allein am Mast hoch zu ziehen.

Sie rief daher übers Wasser einem anderen Boot, beziehungsweise der Dame des Bootes, zu: ¨Kann ich mir mal deinen Mann ausleihen?¨ Sie konnte. Allerdings lagen die Boote auf verschiedenen Seiten der Einfahrt, der geliehene Mann samt Frau musste also um den ganzen Hafen herumlaufen, um zu uns zu kommen. Wir fingen  schonmal mit dem Maststeigen an. Und zwar mit Bootsmannsstuhl an Dirk und Großfall. Und so haben wir uns das ausgedacht: Einen Stropp mit einem Auge an der Dirk anstecken, und dann: (1) In das Auge stellen, Sabine holt das entlastete Fall durch und sichert. In den Bootsmannstuhl setzen. Sabine holt die entlastete Dirk durch und sichert. Zurück zu (1). So kommt man peu a peu am Mast hoch, pro Schritt vielleicht 25 cm,  und hat reichlich Zeit, die Aussicht zu genießen – wenn man mag. Dabei gesehen, dass die potentiellen Helfer auf den falschen Steg gingen und sie wieder auf den rechten Weg, den zu uns, gewiesen. Mit deren Hilfe dann das letzte Viertel des Masts erstiegen. Das war eine deutliche Erleichterung, denn da oben gibt es keine Wanten mehr, an denen man sich festhalten kann. Was dazu führt, dass man mit seinem Bootsmannsstuhl dazu neigt, fröhlich um den Mast zu schwingen statt produktiv zu arbeiten. Ganz oben geht`s dann besser, dann sind die Leinen nur noch kurz und die Schwerkraft weiss, wo sie den Operateur hinziehen soll.

Der Skipper, hier in höheren Sphären …

Die eigentliche Reparatur war simpel: Locktite drauf, einstecken, anschrauben, Schutzkappe drauf und fertig. Runter ging´s ganz flott. Leider hab ich nicht daran gedacht, einen Fotoapparat mit hinauf zu nehmen. Aber allein dafür geh ich nicht nochmal nach oben. Die Funke jedenfalls funktioniert wieder – der Name Funke sagt es ja schon. Nochmal vielen Dank der hilfsbereiten Besatzung der ¨Grünen Fee¨ aus Berlin.
Den verbleibenden Rest des Tages haben wir genutzt, um nach Klintholm zu segeln. Leider zu spät, um das legendäre Fischbuffet wahrnehmen zu können, die hatten schon zu. Haben aber auch merkwürdige Öffnungszeiten. Wenn andere Essen gehen, schließen die. Ersatzweise ließ sich der Skipper in eine Hafenkaschemme entführen.

… ließ sich in eine Kaschemme entführen

Und das Segeln wirklich ein solches, ein Segeln. Der Motor blieb kalt. Grönsund, einschließlich der gebaggerten Rinne, am Wind auf Steuerbordbug, den Rest am Wind auf Bagbordbug. Zum Schluss fehlten ein paar hundert Meter an Höhe, aber in den Hafen muss man ja sowieso mit Motor. Für morgen ist Schwachwind angesagt. Allerdings stimmte die Vorhersage für heute auch nur teilweise. Im Moment knarren die Fender, der Wind drückt uns an den Steg und die Fender platt.

Letzte Info: Morgen Süd 5, abnehmend 3.

Autor: cord

Hat mal Physik studiert, aber fast alles wieder vergessen. Hat jetzt altersbedingt viel Freizeit und segelt gerne. Oder macht Musik. Verheiratet, zwei erwachsene Kinder. Und inzwischen zwei Enkelkinder.