Eine Insel mit zwei Bergen ..

.. und dem weiten blauen Meer.
Ohne Tunnel, ohne Geleise, ohne Eisenbahnverkehr …
Das Wetter hat nicht nur nicht gehalten, was der Wetterbericht am Sonntag Morgen versprochen hat, es war sogar noch gruseliger als es der Wetterbericht vom Sonntag Abend vorhergesagt hatte. Den Montag haben wir überwiegend an Bord verbracht, gelesen, in den Regenpausen mal auf die Hafenmole geschaut. Mehr war nicht drin: Kalt, Regen, viel zu viel Wind zum Segeln. Sogar ein Fischerboot hat Schutz im Hafen gesucht, und die sind ja sonst schon hart im Nehmen.
Heute dann nur noch 4 Bft aus West, ab nach Anholt. Zwischen Grenaa und Anholt liegt der größte Offshore-Windpark Dänemarks und einer der größten überhaupt. Aus den Karten (1 mal Papier, 2 mal elektronisch) ging nur hervor, dass man da nicht ankern und keine Dinge über den Boden schleifen lassen darf. Daraus haben wir geschlossen, das man hindurch fahren darf. Ob sich das nun gelohnt hat, ist eine andere Frage, vielleich wären wir außen herum mit ungestörtem Windfeld auch nicht länger unterwegs gewesen.

Windpark Anholt
Windpark Anholt

Die einschlägigen Handbücher – wir haben natürlich nur einschlägige an Bord, andere kennen wir gar nicht – schlagen alle einhellig vor, auf Anholt früh anzukommen, da der Hafen oft überfüllt sei. Was einleuchtet, schließlich liegt die Insel so schön zentral in der Mitte des Kattegats, dass man hier einfach einlaufen muss. Außerdem soll Anholt landschaftlich sehr schön sein.
Hafen Anholt in der Vorsaison
Hafen Anholt in der Vorsaison

Nun sind wir hier. Erstens: Anholt ist nicht überlaufen. Jedenfalls jetzt nicht, außerhalb der Ferien.
Zweitens: Die Insel ist sehr schön. Es gibt einen hohen Teil, dessen höchsten Punkte von den Eingeborenen Nordberg und Südberg genannt werden. Und es gibt einen niedrigen Teil, der hier unter ¨Wüste¨ läuft. Diese Wüste soll entstanden sein, weil im Laufe der Anholter Geschichte alle Bäume verbraucht wurden, um ein Warnfeuer für die Seefahrt zu unterhalten. Brennendes Holz als Lichtquelle hat ja nun auch wirklich keinen besonders guten Wirkungsgrad.
Heute leben die Anholter, es gibt ihrer nur etwas mehr als 160, im Wesentlichen vom Tourismus. Und das zu Recht, denn die Landschaft, die Vegetation und die langen Strände sind schon etwas besonderes.
Anholts Ostseite
Anholts Ostseite

Anholt sei jedem Segler empfohlen, vorzugsweise außerhalb der dänischen und schwedischen Ferienzeit – es ist von hier aus nach Schweden kaum weiter als nach Dänemark.
Wir werden wohl einen zusätzlichen Anholt-Tag einlegen, schießlich kommt man nicht so oft hierher.

Pause

Käptn geht vorübergehend von Bord. Nächster Bericht nicht vor Sonntag in einer Woche.

Auch wenn der Käptn jetzt im Zug nach Hause sitzt, möchte er doch noch etwas nachtragen.
Früher, als er, der Käptn noch eine 1 oder 2 vorne an der Zahl seiner Jahre stehen hatten, waren die Dänen, die er kannte, nette Leute, die häufig ganz gut Deutsch, fast immer gut Englisch, und, wenn beides nicht zutraf, hervorragend mit Händen und Füßen sprachen. Heute benutzen viele ein Übersetzungsprogramm, was aber nicht unbedingt den Informationsaustausch erleichtert. Wer versteht schon auf Anhieb, was uns der Satz:
“Wir begrüßen dich mit vier Rollen!”
Überschlägt sich hier der Hafenmeister, weil endlich mal ein zahlender Gast einläuft? Nein!
Übersetzungsprogramm Dänisch -> Englisch -> Deutsch ! rundstykke(DA) => roll(EN) => Brötchen (DE)
Gegen die Quittung vom Hafen gibt es im Supermarkt Preisnachlass auf 4 Brötchen. Bis wir das allerdings verstanden hatten, gab es keine Brötchen mehr.
Weiterer Nachtrag: Nur der Käptn (und LI) gehen vorübergehend von Bord. Die übrigen Offiziere, Funktionsträger etc. dürfen weiter die frische Seeluft des Kattegatt genießen. (Hier in Bremen ist es zur Zeit unangenehm schwül)

Lichter der Großstadt

Montag
Nach Aarhus. Zweitgrößte Stadt Dänemarks, ca. 350 000 Einwohner, Großraum 1.5 Millionen. Aarhus selber ist sicher auch ein lohnendes Ziel, aber im Moment auch gewählt, weil es gut an das Eisenbahnnetz angeschlossen ist. Was man von vielen dänischen Hafenstädten leider nicht sagen kann.
Angeblich haben die Dänen damals, als man noch Eisenbahnlinien baute und die schleswig-holsteinische Frage noch die Politik und die Großmächte beschäftigte, die Bahn so gebaut, das die Preussen nicht gleich mit der Bahn die Hafenstädte erreichen und besetzen konnten. Geholfen hat das bekanntlich gar nichts, aber den ungünstigen Streckenverlauf gibt es bis heute.
Also Einlaufen nach Aarhus. Es gibt zwei Yachthäfen, den Stadthafen am nördlichen Rande des Hafengebietes und die Marina Marselisborg. Von der die Geschäftsführung, oder die PR-Abteilung, verkündet, sie läge in naturnaher Umgebung. Sabine hat das bestätigt: Die Boote liegen im Wasser, also naturnah. Sehr nah ist auch der Handelshafen, nur eben auf der linken Seite statt auf der rechten wie im Stadthafen. Allerdings kommt man wirklich, besonders unter Benutzung eines Fahrrades, ins Aarhuser Naherholungsgebiet. Besonders dann, wenn man, wie wir, sich erstmal beim Weg in die Innenstadt verfährt – auf dem Plan ist aber auch wirklich nichts zu erkennen, vor allem die Straßennamen nicht.
Wir haben den Rest des ersten Abends genutzt, um die Marina zu besichtigen und die Infrastruktur, sprich Waschmaschine und Trockner zu nutzen. Die Waschmaschine wusch – soll sie auch. Der Tumbler tumbelte nicht die Bohne, und so konnte man Martha (unsere) über die Toppen beflaggt im Hafen liegen sehen. Es gibt hier noch mindestens drei andere Marthas. Und – hallo Detmar – mindestens eine Fenja.

Martha über die Toppen beflaggt
Martha über die Toppen beflaggt

Dienstag
Erste Ortsbegehung Aarhus. Erster Eindruck: Eine Riesenbaustelle.
Wir wollten, bevor wir uns der Innenstadt widmen, mal kurz den anderen Yachthafen anschauen. Das Ergebnis: Wir bleiben wo wir sind. Aber der Weg dahin war etwas abenteuerlich. Denn das Hafengebiet von Aarhus hat, wir Bremer kennen das ja, seine Funktion verloren. Manche Städte, z.B. Barcelona, haben es geschafft, solche stadtnahen Häfen umzugestalten und ins Stadtbild einzubeziehen. Aarhus ist gerade dabei, das zu tun. Und deshalb kommt man, besonders als Ortsunkundiger, ständig von einer Baustelle in die nächste. Zur Zeit wirkt das Hafengelände noch etwas öde, aber das wird wohl noch was werden.
Hafengelände Aarhus, under construction
Hafengelände Aarhus, under construction

Die andere Seite war dann die Altstadt. Aarhus ist für nordeuropäische Verhältnisse wirklich alt, nämlich eine Gründung aus der Wikingerzeit. Es hat noch viel malerische alte Bausubstanz und wirkt sehr lebendig. Was wohl auch daran liegt, dass es hier eine Universität und diverse weitere Hochschulen gibt.
Anderes Thema: Eisenbahn. Ich habe es schon oft erlebt, dass ich, wenn ich bei der DB eine Fahrkarte kaufen wollte, von den Automaten und/oder Webseiten geärgert wurde. Es liegt nicht daran, das es die Deutsche Bahn ist. Es liegt daran, das es die Bahn ist. Heute war ich bei der dänischen, und da ist es noch gruseliger!
Altstadt Aarhus, malerisch und meist etwas belebter
Altstadt Aarhus, malerisch und meist etwas belebter

Ich weiß, dass man “Großstadt” schreibt, WP macht daraus erst den Namen des Links “grossstadt” und daraus dann die Überschrift, darum steht da jetzt “GROSSSTADT”. Sorry

Kurztrip

So ruhig war der Abend auf der Lotseninsel dann auch wieder nicht. Erst legte am Anleger für die Ausflugsdampfer ein Großsegler mit niederländischer Flagge, deutschem Kapitän und jugendlichen Passagieren an. Entgegen unseren Erwartungen haben letztere, altersuntypischer Weise, aber nur sehr begrenzt die Ruhe gemindert.

Allerdings hat die Gästeschar der Giftbude dann gegen Abend, unterstützt durch die Hafenmeisterin, maritimes und heimatliches Liedgut zum besten gegeben. Der heimatkundliche Teil hatte dabei, bedingt durch die Herkunftsorte der beteiligten Künstler und -rinnen eindeutig Schwerpunkte im bayrischen und im Hamburger Raum. Das Instrumentarium – Akkordeon, Stimmen in unterschiedlichen Lagen, Sopransaxofon – entsprach nur teilweise den Standards des Genres, und der Saxofonist musste sich teils, mangels einschägiger Repertoire-Kenntnisse, auf seine Auffassungsgabe, oder Imitationsvermögen, verlassen. Scheint aber von den Anweseden keinen gestört zu haben, und die anderen Gäste der Insel haben sich nicht beschwert. Ist ja schon mal was.

Und heute? Es segelte zwar wieder in uns, allerdings erst ab Mittags, nach dem es zu regnen aufgehört hatte. Aber es segelte mit uns nicht besonders weit. Denn der Wind, Nachts noch kräftig, schwächelte, und wehte außerdem aus Norden, also aus der Richtung, in die wir wollten. Und auch sind. Nur eben nicht soweit, bis Mommark auf Als.

Auf Mommark waren wir unlängst schon mal. Also so etwa vor 20 Jahren. Da fuhr da noch eine Fähre ein und aus. Die war so groß, oder besser, der Hafen war so winzig, dass deren Heck beim Drehen immer über unser Achterschiff schwenkte, so knapp am Achterstag vorbei. Die gibt es nicht mehr. Dafür jede Menge Dauercamper-Stellplätze. Ein bisschen hat der Charme von Mommark darunter gelitten, dafür ist die Angst weg. Die wegen der Fähre.

Hafeneinfahrt Mommark
Hafeneinfahrt Mommark

Morgen soll leider wieder wenig Wind sein, und der wieder aus Norden.

 

Ganz normal

Giselaukanal raus, bis Holtenau. Subjektiv endlos, objektiv 1 1/2 Stunden warten, und dann, endlich unter Segeln, bis Strande. Eigentlich nichts berichtenswertes, wären da nicht immer wieder die ganz besonderen Mitmenschen: Vor der Schleuse vordrängeln, in der Schleuse – Neue Nord Holtenau, riesengroß – gleich vorn Fahrt weg, und alle Nachfolgenden dadurch behindern, und dann beim Festmachen Hafenkino vom Feinsten.

Muss auch mal erwähnt werden: Die Schleuser haben dann einen Frachter warten lassen, damit wir von der Freizeitfraktion auch mal dran kommen. Der gute Wille ist da, nur die Verhältnisse, die sind nicht so!

Und Abends noch Feuerwerk am Hafen.