Auf hohem See

Wir verlassen Motala und damit den Ostteil des Kanals. Dazu überquert man den Vättern, einen der drei großen Seen Schwedens. Mit 135 km Länge, 31 km Breite und 1886 Quadratkilometern Fläche schon ganz schön viel See.  Und mit 88 Metern über dem Meeresspiegel auch die höchste Wasserfläche, die Martha je befahren hat. Zum Vergleich der Bodensee: 63 km lang, 14 km breit, 536 Quadratkilometer Fläche. Und den müssen wir uns noch mit den Nachbarn teilen. Für den Kanalbau ungünstig erstreckt sich der Vättern in Nord-Süd-Richtung. Aber einen Kanal von Trelleborg nach Lappland wollte man damals nicht bauen. Immerhin auch quer mal so viel Wasser am Stück, dass es sich lohnt die Segel rauszuholen. Beide.

Inseln im Vättern

Im Vättern liegen einige Inseln und Inselchen. Die Insel weiter im Süden, hier mehr Inselchen. Und ein militärisches Übungsgebiet, in dem aber zum Glück für uns gerade nicht geübt wurde. Bei Karlsborg geht der Kanal dann weiter. Dort ist der Skipper leider beim Versuch, die entschlüpfte Heckboje doch noch mit der Hand zu fassen, heftig mit dem Achterstag kollidiert. Dem Drahtseil macht das wenig aus, dem kahlen Haupte des Kapitäns schon mehr. Nachdem der, Sabine sei Dank, verpflastert und die vollgeblutete Oberbekleidung bearbeitet war, haben wir uns noch das angesehen, was Karlsborg den Namen gegeben hat: Karls Burg. Richtiger Festung, denn so alt ist die Anlage noch nicht. Nach dem Ende der schwedischen Großmachtzeit, als man Schweden nicht mehr an der polnischen oder finnischen Grenze verteidigen konnte, hatte man sich etwas neues ausgedacht:
Wenn der böse Feind ins Land kommt, dann lässt man ihn sich in den schwedischen Wäldern die Füße wund laufen. Dazu wird alles Wichtige wie Staatsführung, Gold und König und was noch so als staatserhaltend angesehen wurde, im Kernland eingeigelt. Und diese Einigelfestung liegt hier. Genau da, wo der Götakanal den Vättern kreuzt, in der Mitte zwischen den beiden größten Städten Stockholm und Göteborg.

Festung Karlsborg

Funktioniert hat das natürlich nicht. Erstens, weil es doch klare Zeichen von Größenwahn aufweist. Und zweitens, weil die technische Entwicklung das Ganze überholt hat und die Festung den Waffen, die es gab, als sie fertig war, nicht gewachsen war. Militärische Gebiet ist sie immer noch, auch wenn man sie heute betreten und besichtigen kann. Wir haben nur einen Teil angesehen, von der Kirche bis zur Villa des Königs sind es mehr als ein Kilometer. Immerhin sieht alles noch gepflegt aus, es scheint also immer noch staatliches Geld in die Anlage zu fließen.

Autor: cord

Hat mal Physik studiert, aber fast alles wieder vergessen. Hat jetzt altersbedingt viel Freizeit und segelt gerne. Oder macht Musik. Verheiratet, zwei erwachsene Kinder. Und inzwischen zwei Enkelkinder.