Viel Wind und ein alter Dampfer

19:00 Uhr. Sabine steht am Herd und fragt, ob sie die Kochtöpfe feststellen soll. Das Boot ruckt in den Leinen, ich habe schon eine zusätzliche Leine zum Nebenmann ausgebracht. Es heult und klappert draussen. In dem besonders geschützten Hafen von Norderney. Und der Revierfunk, „north coast traffic“, behauptet allen Ernstes, auf Norderney würden 4 Bft gemessen. Wo steht denn deren Messstation? In Ortsmitte?

Windig war es schon den ganzen Tag, und die Vorhersagen für die Böen haben sich über den Tag von 7 über 8 zu 9 Bft und dann wieder zurück zu 8 entwickelt. Seit einiger Zeit ist das allerdings hier keine Bö, sondern ein Dauerzustand.

Windig ist es hier des Öfteren

Gestern Inselbefahrung mit dem Fahrrad, soweit man halt damit nach Osten darf. Heute ein bisschen Ort, ein kleines bisschen Promenade und am Abend Schiffsbesichtigung. Weil:

Schon heute morgen merkwürdige Geräusche, Dialog ungefähr so: „Was ist das denn?“ – „Ein Dampfschiff, kann aber nicht sein, hier gibt es keine Dampfschiffe.“ Gemeint ist natürlich das Signal, die Maschine hört man ja so gut wie nicht bei einem Dampfschiff.

Es gibt sie doch. Nicht oft, nicht viele. Aber zumindest dieses. Prinz Heinrich, nach dem benannt, nach dem auch die Mütze heißt. Das angeblich älteste fahrfähige Schiff aus der Meyer-Werft. Wiederaufgebaut aus dem, was nach einer langen Geschichte noch übrig war. Und auch wieder mit Kessel und 2 Dampfmaschinen ausgestattet. Da man als 2-Schrauben-Schiff auch zwei gleiche, besser zwei antisymmetrische Maschinen brauchte, war die Auswahl wohl nicht sehr groß. Weshalb Prinz Heinrich heute etwas untermotorisiert ist.
Dafür die große Crew umso engagierter. Wir durften das Schiff besichtigen, einschließlich der sehr spärlich ausgerüsteten Brücke und der Maschine. Wer mehr über das Schiff erfahren möchte, findet es hier:
www.prinz-heinrich-leer.de

Mal eine ganz andere Art von Freizeitschifffahrt – falls einem „Prinz Heinrich“ noch freie Zeit lässt.

Für Martha soll es morgen nach Juist gehen. Oder auch nicht. Das Windorakel hat noch nicht entschieden. Im Moment zappelt die Martha auch im Hafen ganz schön.

Kurze Pause

Liebe Leser, von uns war mal weniger zu hören, weil wir noch ein paar Termine zu Hause hatten. Zum Beispiel die Corona/Covid119-Impfung des Skippers. Genau am ersten Tage nach der STIKO-Empfehlung, sich mal so, mal so Impfen zu lassen. Was dann auch so geschah. Entbindet einen aber auch nicht sofort von der Nasenbohr-Pflicht, die man ja de facto hat, bevor man einen Hafen anläuft. Noch nicht, in 2 Wochen ist sowieso schon wieder alles anders.

Jetzt also wieder zurück an der „north coast“. Der hier zuständige Revierfunk heißt tatsächlich „north coast radio“ und sitzt offenbar auf Norderney. Oder hat dort zumindest seine Messgeräte stehen.

In Norddeich lag in unserer Nähe eine andere Westerly in hervorragendem Pflegezustand. So gut, dass ich mich genötigt sah, unsere Scheuerleisten auch mal zu schrubben, bislang allerdings nur steuerbords. (Muss uns demnächst auch mal mit der schlechten Seite an den Steg legen.) Gleicher Hersteller, gleiche Größe, gleiche Zeit, anderes Konzept. (Für Mit-Westerly-Owner: Merlin gegen Konsort) Wir durften mal reischauen, die Nachbarn haben uns besucht. Meinungs- und Erfahrungsaustausch. Nette Begegnung. Vielleich trifft man sich wieder. Soviele Konsorts gibt’s hier ja nicht, und nach dem Arbeitsaufwand zu urteilen wird das Boot wohl länger bei den Eignern bleiben.

Wir sind bei Regenwetter nach Hause gefahren und bei Sonnenschein zurück zum Boot. Mit dem Erfolg, dass unsere leichten Regenjacken jetzt zu Hause hängen. Sowas gibt es in Norddeich am Sonntag auch nicht zu kaufen (Montag bis Samstag vermutlich auch nicht.) Also nochmal nach Norderney. Wettervorhersage: Morgens Süd 2, abends Gewitterböen bis 8 Bft aus Süd. So hat uns die Wetterentwicklung, zumindest im Hintergrund, eigentlich den ganzen Tag beschäftigt.

Anfang: Süd 2 bei 2 kn Strom nach Nord (= aus Süd): Kein scheinbarer Wind, glattes Wasser, unter Motor nach Norderney.

Ende: Wie Wolken, dumpfes Grollen und ferne Donner. Viel Show, aber wenig Aktion. Die Ruhe vor dem Sturm ging sanft in die Ruhe nach dem Sturn über. Der Sturm war woanders.

Und heute, Montag: „Süd 4, zunehmend 5-6, Schauerböen.“ Stimmt!