Bevor nun die, die da kommen sollten, auch ankamen, hatten wir Gelegenheit, altehrwürdiges nordisches Brauchtum zu erleben. Es ist Sommeranfang, was man sogar am Wetter deutlich meken kann. Wärmer, kein Regen, blauer Himmel, gibt’s tatsächlich.
Offenbar besteht die Ansicht, dass sich diese Gaben der Natur nicht von selbst einstellen. Während man in Schweden den Wetterumschwung ja durch Singen und Tanzen um einen Baum auslöst (siehe hier), greift man hier offensichtlich zur bewährten Methode der Hexenverbrennung. Was auch hier größere Mengen Volks anzieht, die das als erfreuliches Ereignis sehen und feiern. Das Ganze läuft unter dem Namen Hans-Feuer, wobei ja Hans auch bei uns die Kurzform von Johannes ist. Was der mit Hexen zu tun hat, ist uns nicht klar, aber als Heiliger für den Sommeranfang hat er früher ja auch bei uns herhalten müssen, der Johannes (welcher Johannes ist das eigentlich?)



Im Verbrennen unliebsamer Personen hat die Kirche ja auch eine lange Tradition. Dann doch lieber eine nordische Papierhexe. Wir haben uns vorzeitg zurück gezogen. Nicht wegen der Pietät, sondern weil es dunkel wurde und der Heimweg unbeleuchtet war.
Nachdem der Rauch sich nun verzogen hat, haben wir noch ein bisschen über Norsminde gelernt. Im 17., 18. Jahrhundert war der Hafen von Aarhus wohl so klein, dass größere Schiffe nach Norsminde umgeleitet wurden. Was damals dem Ort soviel Bedeutung gab, dass die Engländer zur Zeit Napoleons nicht nur Kopenhagen, sondern auch Norsminde angegriffen haben. Zumindest der letzere Angriff konnte abgeschlagen werden. Die Glanzzeit von Norsminde ging allerdings mit der Erfindung der Eisenbahn dahin. Die Kirche verfiel, heute sind noch ein paar historisch wertvolle Steine übrig, auf denen eine Büste Frederiks des VII tront, die man allerdings kaum findet.
Und das 4-Sterne Hotel (mit gehobener Küche) war urprünglich die Mautstelle für die klapprige Holzbrücke über den Eingang zum Nor. Heute wird keine Maut mehr erhoben, die Brücke ist eine ganz alltägliche Straßenbrücke. Aber Geld kann man hier immer noch loswerden. Im Gegensatz zu früher muss man’s aber nicht.