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Die Burg

Wenn der Seefahrende von Osten auf das Land der Dänen zuhält, dann gibt es zwischen Helsingør im Norden und Gedser im Süden nur zwei Einfahrten: Den Bogøstrøm nördlich von Møn und den Grønsund südlich davon. Die treffen sich weiter westlich und werden da zum Storstrøm. Und dort liegt schon seit dem Mittelalter eine Burg, an offensichtlich strategisch wichtiger Stelle. Und die dazugehörige Stadt Vordingborg. Ungefähr so viele Einwohner wie ein Bremer Stadtteil, dafür aber doppelt so viel Fläche wie das ganze Bundesland.

Von der Burg steht noch einer ihrer früher vielen Türme. Vieles der alten Befestigungsanlagen ist aber noch gut zu erkennen und immer noch eindrucksvoll.

Auch dänische Könige des Mittelalters lebten und residierten hier. König Waldemar IV ließ hier sein Töchterlein aufwachsen und erziehen (hat er sich da selbst beteiligt?), das dann zur Königin Margarethe (die erste natürlich) wurde. Die, deren angeblichem Grab wir vor ein paar Wochen in Bad Doberan begegnet sind. (Ich hab’s tatsächlich zuerst geglaubt. Roskilde scheint mir aber doch deutlich plausibler. Und andere Reliquien gibts ja auch häufig mehrfach.)

Die Brücken

Heute ist Vordingborg ein wichtiger Knotenpunkt des Landverkehrs und mehrere große Brücken liegen in der Nähe der Stadt.

Falster nach Bogø
Vorn: Alte Storstrømbrücke, Hintergrund neue Storstrømbrücke, noch im Bau

Das Werden der Neuen Brücke haben wir verfolgen können. Erst viel Tonnen, Sperrgebiete und Arbeitsschiffe. Beim nächsten Mal die Pfeiler und der halbfertige Pylon. Jetzt ist der Fahrbahnträger/Balken schon da. Es rollt aber noch nichts.

Der Bericht (Wetter-…)

Es sollte Morgens windstill sein, später dann mäßiger Ostwind. Es war Morgens mäßiger Ostwind, und frohen Mutes (gut, nicht?) kamen wir segelnd von Vordinborg Hafen zu den beiden Storstrømbrücken und noch ein kleines Stück weiter nach Westen. Dann gaben, einer nach dem anderen, die Skipper der Boote, die wir so in Sicht hatten, auf und holten sich „Wind aus dem Tank“. Wir auch. das sah dann etwa so aus:

Flaute

Und so:

Cumulus mit Amboss, kam aber nichts

Die Strecke wurde verkürzt, statt Bisserup als Ausweichhafen Karrebæksminde. Das kennen wir zwar schon, kann man aber gut hinfahren.
Durch den Kanal, an dem auch die Bootshäfen liegen, geht hier manchmal ein erstaunlich kräftiger Strom. Das wussten wir schon vom letzten Mal. Durch den Kanal gehen des Öfteren auch erstaunlich kräftige Frachtschiffe, so geschätzte 130 m Länge. Das wussten wir noch nicht. Teilweise gehen die zu nachtschlafender Zeit da durch. Drum gibts dazu auch kein Bild.

Die Heuschreckenbrücke von Karrebæksminde, durch die sich große Frachtschiffe quælen

Wegen sommerlicher Temperaturen und Windstille bleiben wir hier noch ein bisschen. Der Strand und die kühle Ostsee sind nicht weit vom Boot. Bisserup kann warten oder wird für dieses Jahr ausgelassen. (Man muss ja noch Ziele übrig lassen.)


PS: Wer noch Äs und Ös an unpassender Stelle findet, möge sie selbst austauschen.

„Die machen mich verückt mit ihren Ås und Øs“

(Asterix, der Gallier)

Und Æs!

(Cord, der Schreiber)

Rüber gemacht

Nach so viel Glowe wollten wir mal wieder weiter. Und da der schwierigste Teil unser Ostsee-Unternehmungen per Boot eigentlich immer das Stück aus der Elbe in die Weser ist, war und ist Mitte Juli die Zeit, zu der man anfangen muss, an den Rückweg zu denken. Wir haben schon des öfteren mehr Zeit in Cuxhaven verbracht als wir wollten, weil das Wetter nicht das machen wollte, was wir wollten.

Also langsam die Rückreise einleiten. Wettervorhersage: ein Tag schwachwindig, dann Südwest bis West und davon genug. Wenn man nach Westen will, ist Westwind minder praktisch. Der nächste sinnvolle Hafen an der deutschen Ostseeküste wäre Prerow, da waren wir vor kurzem schon und es liegt genau in Windrichtung. Alternative wäre Klintholm auf Mön, ist genauso weit, kann man aber anliegen, zumindest, wenn der Wind sich an die Vorhersage hält und man den Startpunkt ein bisschen nach Westen verlegt.

Wir haben also den schwachwindigen Tag genutzt, um auf die Westseite Rügens zu kommen. Wobei uns ein Regenschauer zwar verfolgt, aber nicht eingeholt hat.

Holt es uns ein?
Nein!

Schaprode: Klein, der Ortskern malerisch, der Hafen nett. Der Hafen für alle Fahrgastschiffe, die nach Hiddensee gehen, egal in welchen Hafen dort.

NG und ünG haben uns noch für ein Abschiedsessen besucht und sind dann gleich noch ein bisschen in Schaprode geblieben.

Von Schaprode nach Mön. Leider fast die Hälfte der Strecke unter Motor, weil der Wind kaum wahrnehmbar war. Dann aber, und wie. Und zum Schluss so, dass wir kreuzen mussten und die letzten Meilen nochmal den Motor dazugenommenn haben. Gegen Starkwind anzukreuzen, wenn man das Ziel schon vor Augen hat, macht weniger Spass. Und wir sind ein wenig entschuldigt: Die anderen haben es auch so gemacht.

Der Hafen von Klintholm ist so eine Art Drehscheibe für Sportboote. Ob man nach Kopenhagen, Südschweden oder Rügen will oder von dort kommt, Klintholm liegt immer günstig. Daher ist hier immer viel Betrieb. Auch wenn die ganze Anlage schon etwas in die Jahre gekommen ist und den Charme der 60er Jahre versprüht, die Leute kommen trotzdem.


Klintholm und damit auch der Hafen liegt im Gebiet der Gemeinde Vordingborg, obwohl Vordingborg, zumindest auf dem Wasserweg, ganz schön weit weg ist. Und der Hafen gehört der Gemeide. Die hat sich, vermutlich zur Belebung der nach Corona etwas nachgelassenen Tourismuswirtschaft, etwas ausgedacht: Wenn man drei Übernachtungen in den Häfen von Vordingborg bucht, muss man nur zwei bezahlen.

Das hat uns veranlasst, Hårbølle aufzusuchen. Eine Idee, auf die wir sonst wohl kaum gekommen wären. Der Hafen ist klein, aber nett. Teils auch nicht sehr tief, aber für uns mit unserem Nordseeschiff reichts allemal. Die Umgebung ist reizvoll, man kann ein kleines Stück nach Westen und ein größeres nach Osten direkt am Wasser entlang gehen.

Mit dem Revier vertraute Wassersportler erinnern sich wahrscheinlich an einen aufgegebenen Industriebetrieb, vorn rechts, wenn man von Osten in den Grønsund einfährt. Da kommt man hin, wenn man nach Osten läuft. Das, was heute auf Neu-/Dummdeutsch „Lost Place“ heißt.

Hier wurden anscheinend (oder offensichtlich) wohl mal Feuersteine (= Flint) verschifft. Wie man leicht sieht, steht die Ruine auch auf einem Strandwall, der fast ausschließlicu aus Flint besteht. Flüchtige Recherchen haben dem Autor nicht offenbart, wofür man im 19. oder 20. Jahrhundert wohl Feuersteine so dringend benötigt hat, dass man sie in großen Mengen kaufen musste. Abgesehen von der Fassadengestaltung auf der großen Insel zwischen Nordsee und Atlantik, aber die haben davon selbst mehr als genug. In Mittel- und Nordeuropa ist das Material wohl mit dem Ende der Jungsteinzeit mehr oder minder aus der Mode gekommen. Vermutlich ist die Firma Daneflint darum heute auch nicht mehr so richtig im Geschäft. (Wollte jemand wissen, was man mit Feuersteinen macht, bitte in den Kommentar schreiben. Feuer jedenfalls nicht, das Zeug heißt nur so und ist eine Cer/Eisen-Legierung.)

Im weit verbreiteten Kartenprogramm für Mobiltelefone steht an dieser Stelle übrigens „Kyst Batteri“. Was arglose Kommentatoren dazu veranlasst hat, die Ruine als Küstenbatterie zu kommentieren. Man muss aber mal 50 m weiter gehen und 5 m auf die nächste Düne/den nächsten Kugelfang steigen, um die Batterie zu sehen. Oder zumindest das bisschen, das man sehen kann ohne militärisches Gelände zu betreten. (Vor wem sollte die schützen? Böse Preussen, böse Schweden? Wir wissen es nicht.)