Wenn es auf See so richtig ¨nicht komfortabel¨ (Zitat eines einheimischen Seglers) ist, kann es im Kanalnetz sehr komfortabel sein. Deshalb wurde der anfängliche Plan, bei Lauwersoog wieder ins Watt zu fahren geändert und wir haben den Rest des Nordteils der Staande Mast Route auch noch abgefahren. Obwohl wir den eigentlich schon gut kennen, er ist immer wieder reizvoll, man findet noch neue Orte. Und überwiegend unter Segeln haben wir ihn vorher auch noch nicht befahren. Ab und an mal ein Stückchen schon. Aber wegen des sehr ausdrucksstraken Westwind der letzten Tage konnten wir dieses Mal wirklich große Strecken segeln. Was ja auf teils engen Kanälen nicht so häufig ist.
Geht natürlich nicht durchgehend, nicht in Ortsdurchfahrten, nicht an Brücken und Schleusen und besser nicht an unübersichtlichen Stellen – es bremst sich so schlecht unter Segeln, besonders wenn der Platz zum drehen nicht reicht. Und natürlich nur unter Vorsegel, damit man notfalls schnell genug den Antrieb abschalten kann. Damit ist man aber bei diesem Wetter allemal schnell genug. Manchmal sogar mehr als genug.
Also Lauwersmeer – Reitdiep – Groningen Eemskanal – Delftzijl. Es gibt zahlreiche ¨naturnahe¨ Liegeplätze, an denen man bis zu drei Tage bleiben darf.
Die Wassertiefe war bislang für uns immer ausreichend. Die Infrastruktur ist begrenzt auf eine Kante zum Festmachen, Poller zum Anbinden und manchmal beschilderte Wanderwege. Alles andere ist mitzubringen und natürlich auch wieder mitzunehmen.
Für die, die noch nicht mit dem Boot hier waren: Zeit ist ebenfalls mitzubringen. Erstens, weil die Strecke durchs Binnenland erheblich länger ist als über See. Man nicht schnell fahren darf und sollte. Die Brücken teils nicht bedient werden: Auf freier Strecke Mittagspause der Bediener.
In den Ortsdurchfahrten Sperrzeiten, wenn der Berufsverkehr läuft. Und in Groningen an Sonn- und Feiertagen nur im Konvoi zu festen Zeiten. Wir waren Sonnabends da und bekamen vollen Service: Drei Brückenwärter, einer macht hinter einem die Brücke zu, einer vorne auf und der dritte radelt schon mal zur übernächsten. Alles auf Staatskosten. (Bei uns wären die Grachten vermutlich schon zugeschüttet.)
Nach Groningen ist die Fahrt dann nicht mehr so spannend, der Kanal ist breit, gerade und höchstens dadurch interessant, das er so hoch über der umgebenden Landschaft liegt.
Themenwechsel: Im heimische Watt haben wir an einem Tag mehr Meeressäuger gesehen als auf der ganzen Fahrt vorher. Vorher: Ein Delfin, und den habe nur ich gesehen, dafür allerdings in ganzer Länge und kurzfristig vollständig in der Luft, zwei oder drei Schweinswale und ein paar Seehunde im Haringsvliet. Vor Borkum siehe Bild oben. Das neue Fahrwasser führt ganz dicht an den Seehunden vorbei, und das scheint die nicht sonderlich zu stören. Ein paar schauen schon mal auf – neugierig sind die eigentlich ja immer -, aber die Mehrzahl hebt nicht mal mehr den Kopf.