Mittendrin

Trocken und windig. Für Segeln ein bisschen viel Wind. Man kann da segeln, wenn’s einen draußen erwischt, aber man muss ja den Stress nicht mutwillig hervorrufen. Also Hiddensee zu Fuß. Das „dicke Ende“, da wo man vom Hafen Kloster aus auch ohne Rad gut hinkommt. Und mit Rad teils auch gar nicht.

Am folgenden Tag dann mit immer noch genug und leider auch recht kaltem Wind wieder mehr Leben auf dem Wasser – gestern war außer den Fähren niemand unterwegs. Noch ein bisschen was anderes sehen, ein bisschen in die Rügener Bodden.

Vieregge

Vieregge ist ein Ortsteil von Neuenkirchen (auf Rügen). Neuenkirchen hat 13 Ortsteile und (Stand 31.12.24) 272 Einwohner. Der ganze Ort! Der geneigte Leser oder die geneigte Leserin möge die durchschnittliche Einwohnerzahl pro Ortsteil selbst abschätzen. Er (oder sie) wird dann, zu Recht, ein hohes Maß an ländlicher Ruhe erwarten.

Vieregge hat, zusätzlich zu einigen Ferien- und sonstigen Häusern auch einen kleinen Hafen zu bieten mit angrenzendem Cafe/Restaurant, WoMo-Stellplätzen und Hausbooten.

Und einen Fuß- und/oder Radweg zu einem Aussichtsturm auf dem „Hoch Hilgor“, einem Hügel nahe am geografischen Zentrum der Insel. Mit einem Aussichtsturm (Grümbke-Turm) oben drauf.(Hilgor soll aus germanischem hillig/heilig und slavischen Gor=Berg entstanden sein , „Hoch“ ist halt relativ im Flachland). Herr Grümbke war hier DER Heimatforscher, so um 1800, und hat den Ort schon damals gepriesen.

Rügener Boddenlandschaft

Interessanterweise sind hier die Straßenbäume zumindest teilweise durchnummeriert und auch mit Schildern versehen. Da uns der Leuchtturmeintrittsgeldkassierer (Leuchtturm-Eintrittsgeld-Kassierer) vom Dornbusch erklärt hat, die Stufen der Wendeltreppe seinen nummeriert, damit man sie besser nachbestellen kann, wenn sie mitgenommen würden, könnte man daraus schließen, dass das hier wohl auch für Bergahornbäume gilt. (Die Touris klauen hier anscheinend alles!)

PS: Der Hafen von Vieregge ist dreieckig! Und der Verlust stimmloser Plosive hat hier, anders als weiter südlich, nicht stattgefunden. So bleibt der Ursprung des Ortsnamens weiter im Dunkeln. Wer’s weiß, kann’s ja bitte in den Kommentar schreiben.

Nachtrag, Klappe die Zweite

Stralsund wieder mit Ziel Hiddensee verlassen. Mit wenig Wind und daher ziemich gemütlich. Und da eine Hitzewelle angesagt war, haben wir uns diesmal statt für Vitte (sprich Fitte) für Kloster entschieden. In Kloster gibt es einen schönen Baumbestand, in Vitte nicht. Wie wir inzwischen nachlesen konnten, wurde Hiddensee schon im 17. Jahhundert weitgehend entwaldet, weil ein gewisser Herr Wallenstein die Bäume hat niederbrennen lassen, damit die anderen Rechtgläubigen sie nicht nutzen können sollten. Der Rest ist dann durch die Öfen, Räucheröfen und sonstige Verwendungen gegangen bis nichts mehr da war.  Im 19. Jhdt. hat man ein Wiederaufforstungsprogramm gestartet, die Vitter haben sich dem aber verschlossen in der (irrigen) Meinung, Bäume würden den Weg zum Strand versperren. Das haben sie nun davon.

Im Ortsteil Kloster gibt es wieder Bäume, sehr hilfreich bei Hitze. Ein Kloster gibt es nicht. Obwohl Klosterkirchen ja auch gegen Hitze helfen. Aber vom Kloster Hiddensee, das dem Ortsteil den Namen gegeben hat, gibt’s nur noch Bodenfunde. Die, so steht es zu lesen, belegen, dass die Herren Zisterzienser es mit der gelobten Bescheidenheit hier auf der Insel auch nicht ganz so streng genommen haben und Wert auf einen – nach damaligen Standards – „gehobenen Wohnkomfort“ legten.

Unser Wohnkomfort wird aktuell durch die Außentemperatur eingeschränkt. Und die Planungsicherheit dadurch, dass die diversen Quellen für das Wetter von morgen durchaus unterschiedliche Auskünfte liefern. Und die ändern sich auch noch mit jedem Update.

Zum Strand ist es uns bei der Wärme zu weit, im Hafen ist das Baden aus gutem Grund verboten. Also suchen wir, wo’s geht, Schatten und warten, was kommt.

Zu Hause soll es ja noch etliche Grade wärmer sein.

Mitten in der Nacht (= Mitternacht) dann der Wetterumschwung. Starkwind aus Westen und ein deutlicher Temperatursturz.

Der Wind blieb bis zum Abend durchaus aussagekräftig, dafür kann man sich jetzt Kloster und Umgebung ansehen, ohne über einen Hitzschlag nachdenken zu müssen.