Kurztrip

So ruhig war der Abend auf der Lotseninsel dann auch wieder nicht. Erst legte am Anleger für die Ausflugsdampfer ein Großsegler mit niederländischer Flagge, deutschem Kapitän und jugendlichen Passagieren an. Entgegen unseren Erwartungen haben letztere, altersuntypischer Weise, aber nur sehr begrenzt die Ruhe gemindert.

Allerdings hat die Gästeschar der Giftbude dann gegen Abend, unterstützt durch die Hafenmeisterin, maritimes und heimatliches Liedgut zum besten gegeben. Der heimatkundliche Teil hatte dabei, bedingt durch die Herkunftsorte der beteiligten Künstler und -rinnen eindeutig Schwerpunkte im bayrischen und im Hamburger Raum. Das Instrumentarium – Akkordeon, Stimmen in unterschiedlichen Lagen, Sopransaxofon – entsprach nur teilweise den Standards des Genres, und der Saxofonist musste sich teils, mangels einschägiger Repertoire-Kenntnisse, auf seine Auffassungsgabe, oder Imitationsvermögen, verlassen. Scheint aber von den Anweseden keinen gestört zu haben, und die anderen Gäste der Insel haben sich nicht beschwert. Ist ja schon mal was.

Und heute? Es segelte zwar wieder in uns, allerdings erst ab Mittags, nach dem es zu regnen aufgehört hatte. Aber es segelte mit uns nicht besonders weit. Denn der Wind, Nachts noch kräftig, schwächelte, und wehte außerdem aus Norden, also aus der Richtung, in die wir wollten. Und auch sind. Nur eben nicht soweit, bis Mommark auf Als.

Auf Mommark waren wir unlängst schon mal. Also so etwa vor 20 Jahren. Da fuhr da noch eine Fähre ein und aus. Die war so groß, oder besser, der Hafen war so winzig, dass deren Heck beim Drehen immer über unser Achterschiff schwenkte, so knapp am Achterstag vorbei. Die gibt es nicht mehr. Dafür jede Menge Dauercamper-Stellplätze. Ein bisschen hat der Charme von Mommark darunter gelitten, dafür ist die Angst weg. Die wegen der Fähre.

Hafeneinfahrt Mommark
Hafeneinfahrt Mommark

Morgen soll leider wieder wenig Wind sein, und der wieder aus Norden.

 

Es

Es segelte heute nicht so recht in uns. Weil: In der Nacht und Morgens regnete es, und dabei war es fast windstill. Später hörte es zwar auf zu regnen, und es wurde auch angenehm warm, aber nichts desto weniger war es immer noch windstill oder bestenfalls schwachwindig. Einige Boote haben zwar den Hafen von Schleimünde verlassen, aber nur einem ist es gelungen, unter Segeln etwas Fahrt zu machen. Das war so ein 12 x 2 Meter Schärenkreuzer-Nachbau. Und der ist auch nur Richtung Kappeln, weil es dahin nicht so weit ist. Der Skipper (Einhandskipper mit zwei Händen) hat denn auch geschätzt, das es bei diesem Wind wohl mehrere Tage bis Schleswig werden könnten.
Wir wollen ja Richtung Norden, haben es aber heute gar nicht erst versucht, sondern bleiben einen weiteren, sehr ruhigen Tag auf der Lotseninsel.
Habe heute gelernt, das die Lotseninsel wirklich eine Zeit lang eine Insel war. So von siebzehnhundertundnochwasneunzig bis neunzehnhundertnochwasdreissig. Als es nämlich die natürliche Mündung der Schlei noch und den Durchstich schon gab.
Sogar mit einer Schule. Heute gibt es eigentlich nur vier ernstzunehmende Gebäude hier: Den Leuchtturn, das Lotsenhaus, das Hafenmeisterbüro – ehemals Maschinenhaus des Leuchtturms – und die Giftbude, heute und auch früher schon das Gasthaus.
Morgen wird es hoffentlich etwas mehr wehen, dann wird es auch wieder in uns segeln. Heute genießen wir einfach, das es hier so ruhig ist.