Hoch hinauf

Die Sache mit dem Funktionieren der Funke funktioniert. Heute von Klintholm aus kurz mit dem Deltapapa gesprochen. Wenn das geht muss die Sendeleistung wohl in Ordnung sein. UKW geht ja eigentlich nur auf Sichtweite, manchmal etwas mehr. Von Klintholm (Møn) bis Arkona (Rügen) ist schon deutlich mehr als Sichtweite.

Aufgrund des Wetterberichts sind wir im Hafen geblieben. Erst wenig Wind, dann Gewitter. Erst Dümpeln und dann eins auf die Mütze muss ja nicht sein. Und Møn ist ja eine durchaus attraktive Insel. Also Fahrräder raus und zum Kliff. Da das Kliff immerhin bis zu 128m hoch ist – die Gegend dahinter noch ein paar Meter mehr – ist das mit dem Klappfahrrad schon eine etwas sportliche Angelegenheit. Zumindest für Segler fortgeschrittenen Alters mit Klappfahrrad. Und man sieht sich die Klippen ja nicht nur von oben an, der Blick vom Strand nach oben soll dann natürlich auch sein. Heißt: 570 Stufen runter und auch wieder rauf. Selbst gezählt, Wikipedia sagt 497 Stufen, es gibt aber mehrere Treppen und offenbar werden die auch von Zeit zu Zeit erneuert. Die hölzernen Konstruktionen halten nicht ewig. Und die Kreidefelsen erst recht nicht. Sabine hat sich geweigert, auf dem nur wenige Meter breiten Streifen zwischen See und Felswand weiter zu gehen. Aus Sorge, etwas könnte herunter fallen. Der Zustand des Baumes, Ansicht von unten, gibt ihr da recht.

 

Lange mach der nicht mehr da oben

Lang wird der da so sicher nicht mehr stehen. Leider war unser Besuch von Møns Klint kürzer als beabsichtigt. Das angesagte  Gewitter schickte seine Anzeichen voraus und wir haben uns nicht getraut, dem Weg am oberen Rand weiter nach Norden zu folgen, und haben auch die sicher interessante Ausstellung nicht besucht. Wenn man da drin ist, merkt man ja schon gar nicht, wenn`s draußen regnet. Also etwas vorzeitig zurück zum Hafen. Dafür dann dort eine andere Attraktion der Insel besucht: Das, zumindest unter Seglern, berühmte Fischbuffet im Hafen von Klintholm. Der Chronist war doch überrascht, mit welchen Zutaten man Hering servieren kann. Und dass das alles gut schmeckt. Beispiele: Mit Blaubeeren, mit Preiselbeeren, mit Lakritz. Geht wirklich.

Das legendäre Fischbuffet

Das Gewitter hat dann doch noch etwas auf sich warten lassen. Nass geworden sind wir schon. Jetzt grummelt´s nur noch und es ist deutlich kühler geworden.

Gewitter bei Møn

Deltapapa: DP07, gesprochen Delta Papa Null Sieben, die privat betriebenen deutschen Küstenfunk-Stationen, sowohl das Rufzeichen als auch der Firmenname. In andere Staaten machen das staatliche Stellen wie die diversen Coastguards oder Lyngby Radio. In einem Staat, in dem Verkehrspolitik immer küstenfern (aus Bayern) betrieben wird, scheint das nicht möglich zu sein. Obwohl, wie DP07 zeigt, die Angelegenheit mit kleinem Personalstand zu regeln ist. Wenn man nicht nur damit beschäftigt ist, sich selbst zu verwalten.


Møns Klint: bis zu 128 m, Hinterland bis 143m
Beachy Head bis zu 162 m
White Cliffs Dover: 106 m

Wieder auf Draht

Die Lösung ist gefunden. Der Draht ist wieder dran und der Stecker jetzt mit Locktite gesichert. Ich hoffe, er geht im Herbst auch zerstörungsfrei wieder auf. Die Option, sich mit dem vereinseigenen Mastkran bis in den Top ziehen zu lassen, fiel aus. Der Kran wäre nicht lang genug gewesen. Den Mast zu legen war auch nicht möglich. Soweit ich die dänische Beschriftung lesen konnte, war der Kran zur Benutzung durch Vereinsmitglieder oder in Zusammenarbeit mit Vereinsmitgliedern vorgesehen. Ich zweifle nicht, dass uns eins der Vereinsmitglieder auch geholfen hätte, wäre denn eins da gewesen. War aber nicht, am Sonntag morgen. Da haben die anderes vor. Hätte gezögert, jemanden vom Verein anzurufen. Brauchte aber nicht zu zögern, war sowieso keine Nummer im Schaukasten oder an der Tür, die man hätte anrufen können. Alles vorbereiten und dann warten, bis vielleicht jemand kommt? Wenn ja, wann? Suboptimal.

Also auf in höhere Sphären. Nun sind unsere Fallen mehrfach umgelenkt. Was es uns ermöglicht, sie vom Cockpit aus zu bedienen, sie allerdings auch schwergängiger macht. Wenn man sie dann noch auf die Genuawinschen legt, was auch nicht ohne zusätzliche Reibung geht, werden sie natürlich noch schwergängiger. Die Genuawinschen sind aber als einzige selbstholend, was ja bei solchen Aktionen eine zusätzliche Sicherung bietet. Nur ist Sabine so nicht in der Lage, mich allein am Mast hoch zu ziehen.

Sie rief daher übers Wasser einem anderen Boot, beziehungsweise der Dame des Bootes, zu: ¨Kann ich mir mal deinen Mann ausleihen?¨ Sie konnte. Allerdings lagen die Boote auf verschiedenen Seiten der Einfahrt, der geliehene Mann samt Frau musste also um den ganzen Hafen herumlaufen, um zu uns zu kommen. Wir fingen  schonmal mit dem Maststeigen an. Und zwar mit Bootsmannsstuhl an Dirk und Großfall. Und so haben wir uns das ausgedacht: Einen Stropp mit einem Auge an der Dirk anstecken, und dann: (1) In das Auge stellen, Sabine holt das entlastete Fall durch und sichert. In den Bootsmannstuhl setzen. Sabine holt die entlastete Dirk durch und sichert. Zurück zu (1). So kommt man peu a peu am Mast hoch, pro Schritt vielleicht 25 cm,  und hat reichlich Zeit, die Aussicht zu genießen – wenn man mag. Dabei gesehen, dass die potentiellen Helfer auf den falschen Steg gingen und sie wieder auf den rechten Weg, den zu uns, gewiesen. Mit deren Hilfe dann das letzte Viertel des Masts erstiegen. Das war eine deutliche Erleichterung, denn da oben gibt es keine Wanten mehr, an denen man sich festhalten kann. Was dazu führt, dass man mit seinem Bootsmannsstuhl dazu neigt, fröhlich um den Mast zu schwingen statt produktiv zu arbeiten. Ganz oben geht`s dann besser, dann sind die Leinen nur noch kurz und die Schwerkraft weiss, wo sie den Operateur hinziehen soll.

Der Skipper, hier in höheren Sphären …

Die eigentliche Reparatur war simpel: Locktite drauf, einstecken, anschrauben, Schutzkappe drauf und fertig. Runter ging´s ganz flott. Leider hab ich nicht daran gedacht, einen Fotoapparat mit hinauf zu nehmen. Aber allein dafür geh ich nicht nochmal nach oben. Die Funke jedenfalls funktioniert wieder – der Name Funke sagt es ja schon. Nochmal vielen Dank der hilfsbereiten Besatzung der ¨Grünen Fee¨ aus Berlin.
Den verbleibenden Rest des Tages haben wir genutzt, um nach Klintholm zu segeln. Leider zu spät, um das legendäre Fischbuffet wahrnehmen zu können, die hatten schon zu. Haben aber auch merkwürdige Öffnungszeiten. Wenn andere Essen gehen, schließen die. Ersatzweise ließ sich der Skipper in eine Hafenkaschemme entführen.

… ließ sich in eine Kaschemme entführen

Und das Segeln wirklich ein solches, ein Segeln. Der Motor blieb kalt. Grönsund, einschließlich der gebaggerten Rinne, am Wind auf Steuerbordbug, den Rest am Wind auf Backbordbug. Zum Schluss fehlten ein paar hundert Meter an Höhe, aber in den Hafen muss man ja sowieso mit Motor. Für morgen ist Schwachwind angesagt. Allerdings stimmte die Vorhersage für heute auch nur teilweise. Im Moment knarren die Fender, der Wind drückt uns an den Steg und die Fender platt.

Letzte Info: Morgen Süd 5, abnehmend 3.