Umgefallen


Vorhersage: NNO 3 bis Mittag, danach nur noch schwachwindig. Also früh los, um noch möglichst viel vom Wind nutzen zu können. Zum Glück stimmten Stärke und Richtung, ab ca. 13:00Uhr musste dann der Diesel ran. Aber da waren es auch nur noch ein paar Meilen bis Schleimünde.

“Wellende Kaltfront”


Es ist Freitag, zu den Urlaubsrückkehrern und den Neuurlaubern kommen noch die Wochenendgäste. Als wir in den Hafen kamen, waren noch ein paar Plätze frei, eine halbe Stunde später waren alle regulären Plätze belegt. Dann kam die Phase des kreativen Anlegens. Nun ist der Hafen wirklich voll.

Außer den Yachties gibt es auch noch die Besucher, die von Kappeln aus per Fahrgastschiff her gebracht werden. Die werden hier ausgespuckt, haben dann etwa eine halbe Stunde Freigang, ehe sie wieder eingesaugt und abtransportiert werden und dem nächsten Schiff Platz machen.

Die Infrastruktur der Lotseninsel wird von einem Verein betrieben, der sich um die Integration Behinderter kümmert. Den unterstützt man ja auch, wenn man hier her kommt und ein paar Euros hier lässt.

Bei unseren letzten Besuchen stand vor dem Hafen, zum Wasser hin, eine hölzerne Skulptur eines etwas unsportlichen Herren auf einem Holzpfahl. Ist da nicht mehr.

Hannes Schlie


Das war Hannes Schlie, wurde vom Bildhauer Jonas Kötz der Lotseninsel geschenkt und war aus dem oberen Ende eines Pfahls aus dem Hamburger Hafen geschnitzt. Er stand also nicht auf dem Pfahl, er war der Pfahl. All das hätten wir nie erfahren, wenn Hannes nicht Anfang dieses Jahres umgefallen wäre und aus der Schlei gerettet werden musste. Jetzt steht er am landseitigen Ende des Hafens und schaut da hin, wo er eigentlich stehen sollte.

Inzwischen haben wir herzhaften Westwind mit Regeneinlagen und in der Enge von Schleimünde zeitweise einen knackigen ostsetzenden Strom. Da wundert man sich als Ortsfremder, obwohl man von dem Phänomen ja schon lesen konnte.

Ach ja, und es gibt sie wieder, die legendäre Currywurst in der Giftbude. Das ging aber auch gar nicht, zwischenzeitlich, die Giftbude ohne Currywurst.

Die Sache mit dem Haken

Die Pfähle in Troense, an denen man seine Achterleinen fest macht  haben oben drauf kleine Stifte. Zumindest einige, nämlich die, an denen wir lagen. Wozu die gut sein sollen, hat sich mir nicht erschlossen, aber man kann wunderbar mit der Leine dran hängen bleiben. Dann wurde vorne was gebraucht, Haken schnell aufs Deck gelegt. Klötern, umdrehen, Sabine “Das war der Haken!”, und dann war er das wirklich. Meinem beherzten, aber ungewolltem drauftreten war er konstruktiv nicht gewachsen.
Ein neuer Bootshaken musste her, denn ein Boot ohne Bootshaken ist ja noch übler als ein Würstchen ohne Senf. Also kurzer Zwischenaufenthalt in Svendborger Stadthafen. Ausrüster direkt am Hafen,  Bootshaken dutzendweise im Korb außen vor der Tür. Offenbar geht der Artikel gut, gibt wohl noch mehr Tollpatsche.

Weiter durch die “dänische Südsee” nach Marstal. Hier hat sich ein bisschen was geändert. Z.B. ist das ehemalige Motorenwerk jetzt ein Museum, was der Schreiber gut findet. Und die Bäckerei ist jetzt eine Pizzaria, was der Schreiber nicht gut findet. Ganz unabhängig davon, ob er die Pizza nun gut fände oder nicht. Da ES aber nach Hause drängt,wird er das nicht heraus finden. Und auch das Museum muss bis zu nächsten Besuch warten.

Lohals-Troense

Nachtrag zu Femö:
In der Nacht haben sich anscheinend alle reisewilligen Schwalben des südlichen Dänemarks im Hafen von Femö versammelt und schon mal probeweise Ballast abgeworfen. Auf alle dort liegenden Fahrzeuge. So niedlich Schwalben dem Menschen auch erscheinen mögen, ganz viele davon machen auch ganz schön viel Dreck.

Weil es zur Windrichtung passte dann nördlich um Langeland nach Lohals. Waren wir noch nie, ist in Ordnung, aber vergleichsweise unaufregend. Obwohl der Anfang der Geschichte des Hafens schon Dramatik geboten hat. Der wurde nämlich angelegt, um hier ein paar neu gebaute Kanonenboote unterzubringen, nachdem ein gewisser Herr Nelson die von ihm angeführten Seeleute veranlasst hatte, die ganze dänische Flotte auf den Sänden vor Kopenhagen zu demolieren.
Früher, oder damals, oder neulich, gab es auch noch eine Fähre von Lohals nach Lundeburg auf Fünen (wo auch nicht viel mehr los ist). Die wurde eingestellt, heute kann man zwar über den Langelandsund hinüber schauen, aber der Weg dorthin geht jetzt über Langeland – Rudköping – Brücke – Tasinge – Brücke – Svendburg/Fünen: 65 km.

Von Lohals gegen den Wind nach Troense/Trønse am Svendburgsund. Zuletzt waren wir hier 1999. Das wissen wir auch nur, weil wir uns erinnern, hier eine totale Sonnenfinsternis beobachtet zu haben. Und wann die war, kann man ja nachschlagen. Viel hat sich hier in 23 Jahren nicht verändert. Die Lebensmittel gibt es immer noch im Tante-Emma-Köbmand-Laden mit begrenzter Auswahl. Der Hafenmeister wurde, wie vielerorts, durch einen Bezahlautomaten ersetzt (oder entlastet?), ein Steg ist dazu gekommen. Zumindest waren wir uns nicht sicher, ob der neulich/damals schon da war. Unverändert bleibt die malerische Lage am Hang über dem Svendborgsund. “Helge”, die antike Fähre nach Svendburg und den umliegenden Orten, gibt es auch noch.

Heute ist es sehr warm. Morgen geht es in die Südsee. Die Dänische!

Niedliche Monster

Der Westwind kam, und er war durchaus ausdrucksstark. Aber vor das Verlassen von Vordinborg haben die Planer die Brücke gesetzt. Nicht die alte Eisenbahnbrücke, die man meilenweit sieht und die seit 80 Jahren Falster und Seeland verbindet, sondern die neue, die sie ersetzen soll. Die steht zwar noch nicht, man sieht von ihr noch wenig, aber die Arbeiten an den Fundamenten der Pfeiler sind mit umfangreichen Absperrungen und vielen Baufahrzeugen verbunden. Da kommen nur ganz harte Segler bei Westwind durch, oder ganz ortskundige. Wir haben das Gebiet lieber unter Motor gequert und erst danach die Segel gesetzt.


Wind war genug, passend zur Richtung des Windes haben wir uns Femö ausgesucht. Da konnte man mit langen Streck- und kurzen Holschlägen gut hinsegeln.

Auf Femö waren wir noch nie, es hat sich immer so ergeben, das Fejö günstiger lag, wenn wir hier waren. (Beide Inseln liegen dicht beieinander, werden vom gleichen Festlandshafen aus mit Fähren erreicht und ich muss jedesmal überlegen, welche wie heißt.)

Auf Femö gibt es Landwirtschaft, die Felder werden offensichtlich bearbeitet. Das wichtigste Gewerbe scheint aber der Sommertourismus zu sein, so schnuckelig, wie alles erscheint, ist nur so zu erklären. Die meisten Bauerhöfe, die wir gesehen haben, hatten geharkte Kieswege als Zufahrt. Sowas überlebt ja keine Durchfahrt eines Treckers.

Die beiden Orte, deren Namen trefflicherweise einfach Norddorf und Süddorf bedeuten, haben sich schon immer eine Kirche geteilt. Die fairerweise weder im einen noch im anderen Dorf liegt, dafür aber in der Nähe des Hafens. Auch die ist schnuckelig, wenn man sowas von einer Kirche sagen kann, und teilweise ausgemahlt.

Die Gestalten der Hölle allerdings machen dem Betrachter eher wenig Angst. Die Wilden Kerle sehen jedenfalls gruseliger aus. Die Hölle von Femö liegt irgendwo zwischen lustig und bemitleidenswert.

Schrecklich?