Raue Sitten

Broken ist für Nyköping ungefähr das, was Fifång für Södertälje ist: Die Insel vor der Tür, die vom örtlichen Segelverein, oder einem derer, “bewirtschaftet” wird. Allerdings ist Broken wesentlich kleiner und die Anzahl der Besucher wesentlich größer.

Nyköping musste sein, denn an Bord wurden nicht nur Obst und Gemüse, Brot und Käse, sondern auch Trinkwasser langsam knapp. Diesel ging noch so. Die Waschmaschine rief deutlich nach uns.
Nyköping (gesprochen -schöping) bezeichnet sich auch als Schwedens zweite Hauptstadt, was historisch vielleicht eine gewisse Berechtigung hat, im Stadtbild aber nicht in Erscheinung tritt. Das wirkt eher verschlafen als städtisch oder gar hauptstädtisch. Gegen Nyköping ist Bremen geradezu eine Metropole. Bedeutung hatte es wohl im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Und berüchtigt ist es durch das Nyköpinger Gastmahl, das 1317 der damalige König Magnus Birgersson seinen Brüdern gab, um sie anschließend einzukerkern und verhungern zu lassen. Was wohl schon im 14. Jahrhundert als rüde galt. Die beiden Brüder hatten ihn allerdings vorher auch schon bekriegt und hinter Gitter gebracht, aber trotzden, sowas tut man doch nicht. Auch wenn man sich Verwandte nicht aussuchen kann.
Die Burg, wo all das geschah, gibt es noch, auch wenn das meiste davon erst unter Gustav Adolf gebaut wurde – der mit der Wasa – und der heutige Zustand zu großen Teilen auf Rekonstruktionen des 19. Jhdt. beruht. Das ist aber bei uns bei vielen historischen Bauwerken auch so.


Von Nyköping führte uns unser Weg nach Arkösund. Einfach deshalb, weil es eine angenehme Tagesetappe durch die Schären entfernt liegt und wir wegen der unsicheren Wetterlage keinen Naturhafen anlaufen wollten. (Jetzt sind wir da und die Böenwarnungen wurden inzwischen deutlich entschärft. Aber so ist das eben mit Wettervorhersagen.)

Arkösund ist sowas wie ein Badeort, hat eine schöne Küstenlinie, liegt am Festland und hatte früher eine Bahnverbindung. Was den Tourismus hier aufblühen lies. Heute ist die Bahn weg, ein Lokschuppen steht noch und wurde umgewidmet, der Tourismus ist geblieben. Hier gibt’s einiges an Trubel – zumindest für schwedische Verhältnisse.


PS: Jetzt grummelt hier doch ein  Gewitter.

Autor: cord

Hat mal Physik studiert, aber fast alles wieder vergessen. Hat jetzt altersbedingt viel Freizeit und segelt gerne. Oder macht Musik. Verheiratet, zwei erwachsene Kinder. Und inzwischen zwei Enkelkinder.