Verschlafen

Nach einigen Tagen Avernakö Überfahrt nach Skarö mit halbem Wind. Gesteuert haben die jüngsten Besatzungsmitglieder, und die haben das gut gemacht. Obwohl sich ja so ’ne Yacht doch deutlich träger verhält als ein Opti. Den kennen beide schon. Beim jüngsten Besatzungsmitglied musste Opa ein bisschen nachhelfen, die nötige Augeshöhe zu erreichen. Ein Schemel hätte es vielleicht auch getan, aber sowas haben wir hier nicht.

Skarö ist noch ein bisschen kleiner als die beiden vorherigen Inseln und lebt ebenfalls während der Ferien von den Gästen mit und ohne Boot, den Rest des Jahres von der Landwirtschaft.

Die Fähre Svendborg-Drejö kommt auch hier vorbei und spuckt dann auch schon mal ein Womo aus. Auch schon mal rückwärts. Und da der Anleger an der Spitze der Hafenmole ist und die selbst für einen PKW zum Wenden zu schmal ist, darf man dann rückwärts bis auf festes Land. Fußgänger werden daher über den Steg des Yachthäfchens geführt.

Auf Skarö war dann auch die Fahrt zu viert fast zu Ende, wir brauchten wieder einen Hafen mit Anschluss an das europäische Straßennetz. Da recht windig, möglichst nah und in Lee. So kamen wir nach Ballen.

Sollte jemand Ballen erstaunlicherweise nicht kennen: Es liegt links vor der Einfahrt zum Svenbosu („I spell Svenbosu: Schierra Victor Echo November Delta Bravo Oscar Romeo Golf schierra Uniform November Delta- Svenbosu“ Zitat Lyngsby Radio), wenn man von Westen kommt.

Ballen hat ca. 20 Häuser, einen kleinen Badestrand und einen Hafen. Der Hafen verfügt über weit mehr Liegeplätze als der Ort Einwohner zu haben scheint, schützt gut gegen Wellen, vermutlich bei allen Windrichtungen, und mäßig gegen den Wind selbst. Die sanitären Einrichtungen sind beleuchtet, aber recht naturnah: Die Klos werden von unten durch einen Gitterrost gut belüftet und die Duschen auf die gleiche Weise entwässert. Der Hafenmeister ist, wie meist, ein elektronisches Ensemble, das aber nur unbefriedigend funktioniert. Nachdem es zunächst beharrlich die Kommunikation, die sowieso nur dänisch vorgesehen ist, verweigerte, hat ein freundliches einheimisches Vereinsmitglied eingegriffen. Daraufhin konnten wir zahlen. Die Quittung gibt es dann wahlweise als

1) Ausdruck – Drucker defekt

2) Email – Keine Tastatur zur Angabe der Email-Adresse vorhanden, weder physisch noch auf dem Bildschirm

3) Als SMS – geht nicht, weil die dänische Ländervorwahl fest vorgegeben ist.

Lösung: „Wenn dich jemand fragt, sag, Lennard hat’s gesehen“

Es verirren sich offenbar nicht allzu viele Gastlieger nach Ballen!

Ostseejodler

In Marstall nicht nur den Schwund sehen, der mit der Seefahrt verbunden ist, sondern auch die Gegenmaßnahmen. Überhaupt gibt es ja Marstall nur wegen des Hafens und der Werften.

Gegenmaßnahme

Weiter mit wenig Wind nach Mommark. Wie wollen dort die Enkelkinder übernehmen. Der Vorzug von Mommark ist, dass man da mit dem Auto hin kommt, ohne eine Fähre benutzen zu müssen. Weitere spannende Eigenschaften hat Mommark eigentlich nicht mehr. Vor mittlerweile schon etlichen Jahren gab es noch die Frage: Kann die Fähre im Hafen drehen, ohne unser Achterstag abzureißen? Sie konnte immer. Die Fähre gibt es nicht mehr, der Hafen hat sich in einen großen Campingplatz mit angeschlossenem „Lystbådehavn“ verwandelt. Geblieben sind aus besseren Zeiten noch die ebenso malerischen wie verfallsbedrohten Leuchttürmchen auf den Molenspitzen. Der Bremer auf Reisen macht sich natürlich schon so seine Gedanken, wenn er die Abweichungen von der Senkrechten sieht.

Immerhin scheint Mommark, trotz der Campingplatzatmosphäre, so „in“ zu sein, dass ein Gast das Restaurant mit dem Privatheli besuchen musste. Man staunte, frau auch.

Nach Einbooten der übernächsten Generation wieder nach Lyö. Was von den Jüngstseglern nach anfänglichem Unwohlsein tapfer bewältigt wurde. Bei Südost schaukelt es vor Mommark auch arg, weil es dort flach wird und die Wellen steil.

Lyö nach Avernakö, wo uns dann ein warnwürdiges Wetterereignis nach dem anderen beglückt, durchgeweht oder durchgenässt hat. Nordisch eben.

Im Hafenfestaurant/-kneipe/-piesel wird offenbar regelmäßig lokales Liedgut gepflegt, zur Feude der Gäste und natürlich auch der Ausführenden. (Im Gegensatz zu anderen Jobs kann man ja Musik kaum machen, wenn man keinen Spaß dran hat.) Die Moderationen müssen gut gewesen sein, das merkt man an der Reaktion des Publikums. Die Texte der Mehrheit bekannt, das merkt man am Mitsingen. Rhythmisch OK, die Intonation, äh, ein Akkordeon, 5 Geigen, das ist nicht so einfach…

Auch überregionales wurde geboten. Es wurde von Kufstein, von Tirol und von Madln und teils mit Kopfstimme gesungen. Um nicht zu sagen, nordisch gejodelt. Ganz ohne Jodeldiplom. Der Rezensent hat den Text nicht vollständig verstanden, die Sprache war aber Deutsch.