Spiekeroog, oder ersten kommt es anders

Spiekeroog gehört zu unseren Lieblingsinseln. Wir haben derer mehrere, weil jede der Ost-,West- und Nordfriesischen Inseln ihren eigenen Charakter hat. Nach Spiekeroog kommen wir immer wieder gerne, andere auch. Alle Mitglieder der Kinderbespaßungsgemeinschaft Baltrum haben sich hier wieder getroffen, ohne es vorher verabredet zu haben.

Da wir hier schon zu oft waren, um Neuentdeckungen zu vermelden, und noch nicht oft genug, um die Inseldönekens zu kennen, lassen wir jetzt einfach die Bilder sprechen.

Südsee-Gefühl: Die Lagune
Sanddorn

 

Brandgänse im Entenmarsch, oder umgekehrt Brandenten …

Zu den profanen Dingen: Im Dieseltank unseres schwimmenden Untersatzes hat sich inzwischen ein größerer ungefüllter Hohlraum gebildet. Die nächste Tanksstelle für Boote liegt auf Norderney. Also war das unser nächstes Ziel. Bei viel Wind und recht frischen Temperaturen ablegen Richtung Westen. Südlich von Baltrum war zwar immer noch viel Wind, aber man hatte schon alles bis auf Tshirt und Rettungsweste abgelegt. Wenn es dann auf dem Wasser immer noch gefühlt so warm ist, wie warm ist es dann wohl an Land, und besonders in dem von hohen Böschungen und Spundwänden umgebenen Hafen von Norderney?  Also Planänderung, und wir sind schon wieder auf Baltrum. Plan für morgen: Norderney, dort tanken und dann gleich weiter nach Juist. Mal sehen, ob´s klappt oder wir wieder woanders landen als geplant.

 

Kinderbelustigung

Nachtrag zur Wichter Ee: Natürlich fährt da kein vernünftiger Mensch durch. In der Regel ist es unmöglich und in der Seekarte ist die Wichter Ee auch als ¨unpassierbar¨ angegeben. Aber der eine oder andere Baltrumer macht schon mal seine Feierabend-Kreuzschläge bis an die Riffs ran, wenn der endlich mal keine Touristen sehen will. Ortsunkundigen zur Nachahmung nicht empfohlen.

Wichter Ee für Ortskundige, raus ..
.. und gleich wieder rein.

Vier Tage die Enkelkinder an Bord gehabt. Wo geht das besser als auf Baltrum. Nun gut, auf Juist ginge es fast genauso gut. Keine Autos, sehr begrenzte Möglichkeiten, sich zu verlaufen. Sandstrand. Und eine Infrastrukur, die auf Kinder eingestellt ist. Und genügend Kinder in vergleichbaren Alter, mit denen man sich anfreunden kann zum Buddeln, Senken u.s.w.

Was ja auch für Eltern und Großeltern ganz angenehm ist, wenn ihnen die Pflicht zur Bespaßung genommen ist. Oder sich auf das Ziehen des Bollerwagens reduziert, ein Betätigung, der der Skipper mental noch halbwegs gewachsen ist.

Kinderbelustigung auf Baltrum, eine ging nicht rein

Nach vier Tagen die Enkel wieder auf dem Festland bei Muttern abgeliefert. Bzw. abliefern lassen von Freunden mit Kindern. Mit Freunden macht auch das Segeln mehr Spaß, oder in diesem Fall das Motoren. Wir haben nur das Gepäck hinterher gefahren. Und natürlich beim Auspacken einiges liegen lassen. Haben also immer noch Sandschaufeln, Sandeimer, Kescher etc. an Bord. Zumindest die Kuscheltiere sind alle mitgekommen.

Zurück ans Festland

Martha ist noch mit der gleichen Tide nach Spiekeroog, aber das ¨kriege´ mer später¨.

Titelbild: Signalkörper ¨Manövrierbehindert, Kinder an Bord¨

Wichter Ee – Hey du, du kommst hier nicht durch

Jede der Ostfriesischen Inseln hat ihr Seegatt. Eigentlich natürlich zwei, an jeder Seite eins, sonst wär´s ja keine eigene Insel. Aber das westliche ist der Insel immer ein bisschen mehr zugeordnet, weil die Orte, und damit auch die Häfen, alle im Westen liegen. Ist so, weil die Inseln dazu neigen, sich nach Osten zu verlagern und die Orte dazu neigen, ortsfest zu sein. Jede Insel hat also ihr Gatt, und durch das kann man sie von See kommend erreichen. Alle? Nein! Ein Seegatt leistet allen Bemühungen, es befahrbar zu machen, heldenhaft Widerstand. Ein kleines, unerschrockenes Loch zwischen Norderney und Baltrum ist nur bei bestem Wetter und ruhger See für gut informierte Einheimische befahrbar. Manchmal.

Wichter Ee bei Bft6, Böen 8

Der Chronist hat sich mal mit einem Baltrumer Kapitän unterhalten, der im Dunklen mit der Fähre von außen rein kam. Der macht das so, dass er vorher bei Niedrigwasser mit dem Schlauchboot raus fährt und die benötigten Wegpunkte selber vermisst.
Heute haben wir 6 Bft, mit Böen 8. Da kommst du hier nicht durch. Auch als Baltrumer nicht.

Das sieht sich der Skipper lieber von da an, wo die besten Kapitäne sind: Von Land

Ansonsten schaukelt´s immer noch, auch im Hafen. Und draussen ist es für die Jahreszeit erheblich zu kalt.

Baltrum – Nicht komfortabel

Für die nächsten 2 Tage sind westliche Winde um 6 Bft mit Böen von 8 Bft angesagt. Da tut sich hier nicht mehr viel in der Sportschifffahrt. Die Boote wackeln etwas am Steg, bei Hochwasser mehr, bei Niedrigwasser weniger. Nur noch die Fähren bewegen sich, und das auch nur bei Hochwasser. Das ist hier immer so, denn Niedrigwasser heißt für den Festlandshafen von Baltrum, Neßmersiel, soviel wie gar kein Wasser. Jedenfalls nicht genug, um darauf mit der Fähre fahren zu können. Die Baltrumer Motorboote sind noch in Betrieb, die sind ja auch ruck-zuck drüben und haben wenig Tiefgang.
Uns bringt das Wetter hier ein beeindruckendes Ambiente, das man sich gerne mit den Füßen auf festem Boden ansieht. (Fester Boden heißt hier eigentlich Sand, macht aber nichts) Die Kiter und die wenigen Windsurfer, die noch zwischen den Kitern zu sehen sind, haben ihre Freude am Wind. Und an Bord ist es auch ganz gemütlich, wenn´s schaukelt. Daran, dass immer etwas klappert, gewöhnt man sich.

Bft 6-7, schönes Wetter für Kiter und Surfer

Am Steg hat sich mittlerweile ein interessantes Geflecht aus Vor-, Achter-, Hilfsleinen und Springs gebildet, dekoriert mit den ortstypischen Kabelgeflechten – im Baltrumer Yachthafen herrscht seit Jahrzehnten ein chronischer Mangel an Steckdosen.

Wetterbedingte Macramé-Arbeiten

Das Elektro-Macrame hat nicht bis zum Abend durchgehalten.

Kinderheime und Kasernen

… oder ¨Die dunklen Seiten der Sonneninsel¨.

Die helle Seite

Jeder sieht Meer, Strand, Dünen. Badeort. Viel grüne Wiesen, glückliche Pferde. Ein Inselwäldchen. Die immer schön gepflegte Inselbahn. Vielleicht auch noch Lilli Marlen vor der Kaserne, deren Sängerin ja auch eine Beziehung zu Langeoog hatte. Und ein Haus hier. Und natürlich auch gar nicht Lale Andersen hieß, sondern Liese-Lotte Brunnenberg. Klingt aber nicht so gut, vor allem nicht so nordisch.

Inselbahn und glückliche Pferde

Viel Strand, denn Langeoog ist eine der wenigen Inseln, deren Westseite nicht mit Beton und Basalt gegen die Erosion geschützt werden muss. Statt dessen gibt es dort einen schönen, unverbauten Strand. Vermutlich, weil Baltrum so klein ist, dass von da mit der Ebbe wenig Wasser kommt und der Strom schön weit von der Langeooger Seite weg bleibt.

Meinungsverstärker für Jungpiraten

Ist ja auch alles in Ordnung, und wir gönnen es den Langeoogern und ihren Gästen.

Die dunkle Seite

Die dunklen Seiten sieht man erst auf den zweiten Blick. Warum nur haben die Langerooger einen solch riesigen Hafen mit völlig überdimensionierten Molen, von dem dann nur ein kleiner Teil tief gehalten wird und der Rest zu einer Schlickwüste geworden ist? Ein Schlick, der im Bereich des Yachthafens übrigens so dünn und weich ist, dass die Boote fast genauso tief im Schlick schwimmen wie bei Hochwasser im Wasser. Nur fahren kann man darin wohl nicht. Durch die Klopumpe ginge er ja vielleicht noch, durch die Kühlwasserpumpe vermutlich nicht. Wir haben beides lieber nicht probiert.

Der riesige Hafen, von dem nur ein kleiner Teil nutzbar ist

Das ist ein Erbe der dunklen Zeiten. Der Hafen diente der Versorgung des Luftwaffenstützpunkts Langeoog. Ob er je in seiner vollen Größe genutzt wurde, entzieht sich der Kenntnis des Chronisten. Aber Gigantomanie war damals ja auch Stil der Zeit. Heute haben Segler immerhin direkt jenseits der Molen sofort viel tiefes Wasser.

Vom Fliegerhorst oder wie das hieß ist auch noch einiges zu sehen. Nach dem Krieg wollten die Briten sowas hier verständlicherweise nicht mehr sehen. Ein Altlangeooger hat uns mal erzählt, dass alle Langeooger ran mussten und auf dem Flugfeld Bäume pflanzen. Heute wird das Ergebnis etwas schamhaft ¨Inselwäldchen¨ genannt und enthält, geschätzt, immer noch genug Beton für eine mittlere Kleinstadt. In die betonierte Ringstraße, die zu der Anlage gehörte, hat man schön abwechselnd rechts und links Löcher gesprengt, um sie unbrauchbar zu machen. Hat seinen Zweck erfüllt, heute wird ein Teil als Fahradstrecke genutzt, immer schön im Slalom um die mittlerweile entstandene Vegetation herum. Mit ein paar Bänken und Wartehäuschen aufgepeppt fällt die finstere Vergangenheit auch nicht mehr so auf.

Durch bepflanzen entwidmete Rollbahn