Mehr Kopenhagen

Die Wetterberichte und auch das real existierende Wetter waren nicht so, dass es unbedingt aufs Wassser zog. Wir haben also weitere Tage in Kopenhagen zugebracht, wir wissen ja jetzt, wie wir einfach, schnell und bequem in die Stadt kommen.
Kopenhagens ziemlich neue Ubahn hat eine Zugfolge, wie wir sie noch nirgendwo sonst erlebt haben: Zu Hauptverkehrszeiten alle 2 1/2 Minuten ein Zug. Aber auch mitten in der Nacht noch mehr als genug. Niemand braucht hier zu rennen, um seinen Zug noch zu erwischen. Und auch ungewohnt: Die Züge fahren automatisch, Zug/Lokführer gibt es nicht. Nur ein paar Darstellungen von Hebeln und Knöpfen unter der Frontscheibe, damit die Kinder was zu tun haben. (Hoffentlich entsteht da nicht der Wunsch, Lokführer zu werden. Bis dahin gibt’s wohl keine mehr.)

Der „Runde Turm“ steht an einer Kirche, war aber auch, früher mal, eine Bibliothek. Und weil Bücher so schwer sind, hat er angeblich keine Treppen, sondern eine Rampe, sodass auch Packtiere da rauf kamen. Kann man besichtigen – wenn man sich lang anstellt oder vielleicht auch, wenn keine Ferien sind. Wir haben wegen der Schlange vor der Tür darauf verzichtet. Erbaut wurde er in den 1640-er Jahren unter C4, jenem König, unter dem ein Drittel (gefühlt) der Repräsentationsbauten Dänemarks entstanden und Dänemark ein Drittel (Schonen, Halland, Bleckinge) seines Territoriums an Schweden verlor.

Womit wir bei Schloss Rosenborg wären, von C4 am damaligen Stadtrand erbaut, heute ziemlich zentrumsnah. (Lage entspricht so etwa den Wallanlagen in Bremen, eben Rand der Stadt um 1640)

Hier hat er nicht nur gelebt, der C4, hier ist er auch gestorben. Heute strömen hier die Besuchermassen durch, einschließlich unserer selbst, und lassen sich das Schloss, seine Einrichtung und seine Geschichte näher bringen. Außen laufen ein paar Wachsoldatinnen und Soldaten herum und bemühen sich redlich, ein ernstes und würdiges Gesicht zu zeigen. Was ihnen aber nicht immer gelingt.

Propaganda: Die drei Wappen stehen für Schweden (drei Kronen), Dänemark (drei Löwen) und Norwegen (ein Löwe) – natürlich unter dänischer Vorherrschaft. Die drei Kronen Schwedens allerdings stehen für Schweden, Dänemark und Norwegen unter schwedischer Vorherrschaft. Der Unsinn sollte auch Frederik III aufgefallen sein, der das da hat hinmalen lassen.

Zu dessen Zeit galten ein langes Gesicht und eine große Nase als schön. Was wohl der Grund ist, warum er auf dem Bild so eigenartig aussieht. Aber die Stars von heute sehen im wirklichen Leben ja auch des Öfteren etwas anders aus als in der einschlägigen Presse.

Im Keller von Schloss Rosenborg werden die Kronjuwelen aufbewahrt. Unter anderem die Krone Christians des Vierten, die er selbst mit gestaltet, aber nie vollständig bezahlt hat – das hat er seinen Nachfolgern überlassen. Und auch die Krone Frederik des Dritten, die heute auf dänischen Briefkästen und Reisepässen zu sehen ist. Man darf alles anschauen, auch fotografieren. Was man in der Schatzkammer nicht darf: Selfie-Sticks oder Stative benutzen und Lärm machen. Ersteres wohl, um andere Besucher nicht zu gefährden oder zu belästigen, letzeres, weil bei ungebührlichem Lärm automatisch alle Türen geschlossen werden und die Polizei kommt. Was angeblich etwa 40 Minuten dauert. Sagt der Guide. Obwohl er es selbst auch noch nicht ausprobiert hat.

Ach ja, die Kopenhagener Börse. Die wurde auch unter C4 erbaut. Und ihr jetziger Zustand ist noch betrüblicher, als es in der Presse erschien. Das wird die dänischen Restauratoren noch eine ganze Zeit beschäftigen.

Auf der Suche nach weiteren Aktivitäten unter Dach: das Aquarium. Nicht direkt in Kopenhagen, aber mit der schicken neuen Ubahn: eine Station vor dem Flughafen.

Wir haben Kopenhagen jetzt verlassen, liegen in Dragör und wir warten auf Wind.

Fortsetzung folgt.

Kopenhagens Hinterhof

Nach den Wetterberichten sollte es schon morgens ziemlich windig werden und im Laufe des Tages noch weiter zulegen. Aus südwestlicher Richtung, was dann, je nachdem, wieviel Süd und vieviel West da wirklich drin ist, bedeutet, dass man unter Segeln an Kopenhagen vorbeikommt oder eben auch nicht. Unter Motor geht’s natürlich, macht aber bei viel Wind von vorn überhaupt keinen Spaß.

Der Plan war also: früh aufstehen, früh los und dann sehen, wie weit es funktioniert und wann man sich einen geeigneten Hafen sucht. An Häfen herrscht ja hier auf der dänischen Seite des Sunds absolut kein Mangel, der durchschnittliche Abstand dürfte so bei 5 km liegen.

Als es soweit war, dass es nicht mehr ging, waren die Meinungen dazu, ob es nicht mehr ging, zwar zunächst nicht ganz einheitlich, aber die Entscheidung fiel dann für den Kalkbraenderihavn in Kopenhagen. Da gibt es natürlich schon lange keine Kalkbrennerei mehr, dafür aber einen Industriebau, der wohl ein stillgelegtes Kraftwerk sein dürfte, viele neue Zweckbauten und viele Liegeplätze.

Das weiße Gebäude rechts ist das Clubhaus, Architekt war ein gewisser Jörn Utzon. (Ja, der!)

Allerdings ist das hier kein Gästehafen, sondern eher einer für die  einheimischen Segler. Weshalb wir und noch ein weiterer Schutzsuchender relativ lang gesucht haben, bis wir ein grünes Schild zwischen Pfählen gefunden haben, die weiter auseinander standen, als unser nun wirklich nicht großes Boot breit ist. Und dann noch drei Anläufe gebraucht haben, bin wir auch in der Lücke drin waren.

Zu Fuß in die Stadt, was auf der Karte besser aussah als es sich an der Autostraße entlang dann anfühlte. Uns aber dafür an den hier gezeigten Figuren vorbei führte.

In Kopenhagen hat das Wetter dann das gehalten, was der Wetterbericht versprochen hat. Wobei wir es recht konsequent geschafft haben, immer dann, wenn’s geregnet hat, ein Dach oder wenigstens einen Sonnenschirm über uns zu haben.

Zurück haben wir lieber die Ubahn genommen. Ganz modern, ohne Fahrer und in sehr schnellem Takt. Und erfreut festgestellt, dass die Endhaltestelle nur wenige hundert Meter von unserem Liegeplatz entfernt ist. Man muss sie halt nur finden. Für Morgen sind die Aussichten mit Süd 5 bis 6 auch nicht viel besser, aber Kopenhagen hat ja noch etliches zu bieten, was wir noch nicht kennen. Und wir wissen jetzt ja, wie die Ubahn funktioniert und wo die Station ist.