Lichter der Großstadt

Montag
Nach Aarhus. Zweitgrößte Stadt Dänemarks, ca. 350 000 Einwohner, Großraum 1.5 Millionen. Aarhus selber ist sicher auch ein lohnendes Ziel, aber im Moment auch gewählt, weil es gut an das Eisenbahnnetz angeschlossen ist. Was man von vielen dänischen Hafenstädten leider nicht sagen kann.
Angeblich haben die Dänen damals, als man noch Eisenbahnlinien baute und die schleswig-holsteinische Frage noch die Politik und die Großmächte beschäftigte, die Bahn so gebaut, das die Preussen nicht gleich mit der Bahn die Hafenstädte erreichen und besetzen konnten. Geholfen hat das bekanntlich gar nichts, aber den ungünstigen Streckenverlauf gibt es bis heute.
Also Einlaufen nach Aarhus. Es gibt zwei Yachthäfen, den Stadthafen am nördlichen Rande des Hafengebietes und die Marina Marselisborg. Von der die Geschäftsführung, oder die PR-Abteilung, verkündet, sie läge in naturnaher Umgebung. Sabine hat das bestätigt: Die Boote liegen im Wasser, also naturnah. Sehr nah ist auch der Handelshafen, nur eben auf der linken Seite statt auf der rechten wie im Stadthafen. Allerdings kommt man wirklich, besonders unter Benutzung eines Fahrrades, ins Aarhuser Naherholungsgebiet. Besonders dann, wenn man, wie wir, sich erstmal beim Weg in die Innenstadt verfährt – auf dem Plan ist aber auch wirklich nichts zu erkennen, vor allem die Straßennamen nicht.
Wir haben den Rest des ersten Abends genutzt, um die Marina zu besichtigen und die Infrastruktur, sprich Waschmaschine und Trockner zu nutzen. Die Waschmaschine wusch – soll sie auch. Der Tumbler tumbelte nicht die Bohne, und so konnte man Martha (unsere) über die Toppen beflaggt im Hafen liegen sehen. Es gibt hier noch mindestens drei andere Marthas. Und – hallo Detmar – mindestens eine Fenja.

Martha über die Toppen beflaggt
Martha über die Toppen beflaggt

Dienstag
Erste Ortsbegehung Aarhus. Erster Eindruck: Eine Riesenbaustelle.
Wir wollten, bevor wir uns der Innenstadt widmen, mal kurz den anderen Yachthafen anschauen. Das Ergebnis: Wir bleiben wo wir sind. Aber der Weg dahin war etwas abenteuerlich. Denn das Hafengebiet von Aarhus hat, wir Bremer kennen das ja, seine Funktion verloren. Manche Städte, z.B. Barcelona, haben es geschafft, solche stadtnahen Häfen umzugestalten und ins Stadtbild einzubeziehen. Aarhus ist gerade dabei, das zu tun. Und deshalb kommt man, besonders als Ortsunkundiger, ständig von einer Baustelle in die nächste. Zur Zeit wirkt das Hafengelände noch etwas öde, aber das wird wohl noch was werden.
Hafengelände Aarhus, under construction
Hafengelände Aarhus, under construction

Die andere Seite war dann die Altstadt. Aarhus ist für nordeuropäische Verhältnisse wirklich alt, nämlich eine Gründung aus der Wikingerzeit. Es hat noch viel malerische alte Bausubstanz und wirkt sehr lebendig. Was wohl auch daran liegt, dass es hier eine Universität und diverse weitere Hochschulen gibt.
Anderes Thema: Eisenbahn. Ich habe es schon oft erlebt, dass ich, wenn ich bei der DB eine Fahrkarte kaufen wollte, von den Automaten und/oder Webseiten geärgert wurde. Es liegt nicht daran, das es die Deutsche Bahn ist. Es liegt daran, das es die Bahn ist. Heute war ich bei der dänischen, und da ist es noch gruseliger!
Altstadt Aarhus, malerisch und meist etwas belebter
Altstadt Aarhus, malerisch und meist etwas belebter

Ich weiß, dass man „Großstadt“ schreibt, WP macht daraus erst den Namen des Links „grossstadt“ und daraus dann die Überschrift, darum steht da jetzt „GROSSSTADT“. Sorry

Kurztrip

So ruhig war der Abend auf der Lotseninsel dann auch wieder nicht. Erst legte am Anleger für die Ausflugsdampfer ein Großsegler mit niederländischer Flagge, deutschem Kapitän und jugendlichen Passagieren an. Entgegen unseren Erwartungen haben letztere, altersuntypischer Weise, aber nur sehr begrenzt die Ruhe gemindert.

Allerdings hat die Gästeschar der Giftbude dann gegen Abend, unterstützt durch die Hafenmeisterin, maritimes und heimatliches Liedgut zum besten gegeben. Der heimatkundliche Teil hatte dabei, bedingt durch die Herkunftsorte der beteiligten Künstler und -rinnen eindeutig Schwerpunkte im bayrischen und im Hamburger Raum. Das Instrumentarium – Akkordeon, Stimmen in unterschiedlichen Lagen, Sopransaxofon – entsprach nur teilweise den Standards des Genres, und der Saxofonist musste sich teils, mangels einschägiger Repertoire-Kenntnisse, auf seine Auffassungsgabe, oder Imitationsvermögen, verlassen. Scheint aber von den Anweseden keinen gestört zu haben, und die anderen Gäste der Insel haben sich nicht beschwert. Ist ja schon mal was.

Und heute? Es segelte zwar wieder in uns, allerdings erst ab Mittags, nach dem es zu regnen aufgehört hatte. Aber es segelte mit uns nicht besonders weit. Denn der Wind, Nachts noch kräftig, schwächelte, und wehte außerdem aus Norden, also aus der Richtung, in die wir wollten. Und auch sind. Nur eben nicht soweit, bis Mommark auf Als.

Auf Mommark waren wir unlängst schon mal. Also so etwa vor 20 Jahren. Da fuhr da noch eine Fähre ein und aus. Die war so groß, oder besser, der Hafen war so winzig, dass deren Heck beim Drehen immer über unser Achterschiff schwenkte, so knapp am Achterstag vorbei. Die gibt es nicht mehr. Dafür jede Menge Dauercamper-Stellplätze. Ein bisschen hat der Charme von Mommark darunter gelitten, dafür ist die Angst weg. Die wegen der Fähre.

Hafeneinfahrt Mommark
Hafeneinfahrt Mommark

Morgen soll leider wieder wenig Wind sein, und der wieder aus Norden.