Die Zerstörung der …

Bornholm haben wir liegen gelassen. Nicht dass wir es hätten mitnehmen können, aber wenn das Wetter es zugelassen hätte, wären wir gerne Ystad – Bornholm Ostseite – Christiansö, alias Erbseninseln – Utklippan – Karlskrona gefahren. Dazu muss man aber handiges Wetter haben, besonders für den Abschnitt Christiansö-Utklippan. So ist das Wetter aber leider zur Zeit nicht.
Also Ystad-Simrishamn. Der größte Vorzug von Simrishamn ist, aus Sicht des segelnden Volkes, dass es da liegt, wo Simrishamn eben liegt, und dass es einen Hafen hat, der bei Wind aus jeder erdenklichen Richtung sicher angelaufen werden kann. Früher war es ein bedeutender Fischereihafen, heute ist es nur noch ein Fischereihafen. Früher gab es auch Fähren von hier nach Bornholm. Entsprechend großzügig sind die Hafenanlagen. Auch wenn sie heute nicht mehr so instand gehalten werden, wie das für eine Fähre benötigt würde, für Yachties reicht es alle Mal.
Eine überregionale Sehenswürdigkeit wäre Glimmingehus, das ¨älteste profane Gebäude und die besterhaltene Burg Schwedens¨ (Knaur).Haben wir nicht gesehen, weil 10 Km (eine Meile schwedisch) entfernt. Soll auch, wenn man dem bekanntesten Geographie-Lehrbuch Schwedens glauben mag, ein Rattenproblem haben. (Aussage Lagerlöf)
Zwei, drei Straßenzüge in Simrisham sind ganz nett, man fragt sich nur, wo denn die knapp 20000 Einwohner leben. Wahrscheinlich im Umkreis von etlichen schwedischen Meilen um den Stadtkern.
Nächster Tag, beginnt mit Zerstörungen. Erst fällt Sabine ein Teller in die Spüle. Sauber geteilt in 2 Hälften. Glück im Unglück: Es war der sowieso schadhafte. Dann nehme ich den Motorschlüssel aus dem Kartentisch. Der ist um 45 Grad geknickt. Bei dem an sich schon sinnlosen Versuch, ihn gerade zu biegen, bricht er ganz ab. Wenigstens nicht im Schloss, und wir haben einen Ersatzschlüssel. Genau einen. Genug der Pannen für heute.

Hafen Simrishamn

Abfahrt: Von Simrishamn nach …? Das haben wir uns gefragt. Der Wind war mit Südwest 5, Böen 6,angesagt. Das ist für uns noch gerade noch handhabbar, wenn wir nach Norden oder Osten oder irgendwas dazwischen wollen. Oder lieber doch nicht? Doch! Aber erst im Schutz der Luvküste probieren, ob´s geht. Es geht. Im erreichbaren Sektor und in angemessener Entfernung liegen von Simrishamn aus Ahus, Sölvesborg, Karlshamn und, ganz eventuell, Hanö. Wobei letzteres ein sehr schönes Ziel ist, möglcherweise heute, zu Pfingsten, aber etwas überfüllt.
Erster Abschnitt parallel zur Küste, dann raus Richtung Ansteuerung Ahus. Vor Ahus liegen Flachs, man muss sich daher einige Meilen von der Küste entfernen, um den Anfang des Nebenfahrwassers in den Hafen zu erreichten. Das ging dann so gut, dass wir uns für das am weitesten entfernte Ziel entschieden haben, Karlshamn. Und dass wiederum war dann zu weit, weil der Wind zeitweise auch weniger wurde, die Wellen aber leider nicht. Dann ist das Steuern fordernd, das Schiff schlingert und die Segel stabilisieren nicht mehr. So ist es dann Hanö geworden, der Hafen direkt am Kurs war zu verlocken. Und, entgegen meiner Erwartung, ziemlich leer. Wir konnten längseits an der Pier festmachen – während der Feriensaison liegt man hier mit Heckanker, damit alle reinpassen.

Hanö, Strand mit Steinen

Unlängst habe ich gelesen, es sei inzwischen in Schweden einfacher, einem Elch zu begegnen als einem Geldautomaten, weil man alles mit Handy bezahlt. Dieses Gerücht ist falsch! Wir sind schon mindestens 3 (in Worten: Drei) Geldautomaten begegnet und noch keinem einzigen Elch. Sabine hat mich überzeugt, einem dieser Automaten wenigstens einen kleinen Betrag zu entnehmen, 200 SKR. Und das war gut so, der Hang zum Bargeldlosen und zum Handy ist auf Hanö noch nicht angekommen. Die Hafenmeisterin wollte Cash, 220 SKR. Da haben wir aber Glück gehabt, bei dem einen oder anderen Bezahlvorgang wird elektronisch genommen, aber in Münzen zurückerstattet. Hat gerade so gereicht, denn hier auf Hanö gibt es weder Geldautomaten noch Elche. Aber Rehe und Hirsche.

Von großen Schiffen und neurotischen Kommissaren

Segeln? 2 Stunden etwa, mit wechselnden Windrichtungen und abnehmender Windstärke. Dann musste der Motor ran. Ob der Wind sich noch zum Segeln eigne, darüber gab es unterschiedliche Ansichten. Meine war nicht mehrheitsfähig. An Bord nicht, und auch bei den anderen Booten in Sichtweite lief offenbar überall die Maschine. Die Grenze zwischen entspanntem, gemütlichem Segeln und Dümpeln in der Flaute ist offenbar vom Betrachter abhängig.
Also unter Motor zum ausgewählten Ziel: Ystad. Nur etwa 20 Meilen, aber dass der Wind heute knapp bemessen sein würde, war natürlich gestern abend bei der Planung schon klar.
Ystad ist ein Städtchen von knapp 20000 Einwohnern, und hat, zumindest für Touristen, einen gewissen Charme, weil zahlreiche Gebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten sind.

Ehemalige Brauerei Ystad
Kloster Ystad mit Kräutergarten

Es hat einen, im Verhältnis zur Stadt, großen Hafen. Die Silos sind schon meilenweit vorher zu sehen.
Deshalb kennt man Ystad: Von hier fahren die Fähren nach Bornholm und auch nach Polen.
Und natürlich kennen viel Krimileser Ystadt, weil hier ein neurotischer Polizist seinen Dienst verrichtet haben soll. Zumindest literarisch.