Kommt es oder kommt es nicht?

Gestern hat die Lust nicht ganz bis Kalmar gereicht. Da mit einem Besichtigungsprogramm aber sowieso ein Segeltag mehr oder weniger weg ist, macht das eigentlich nichts. Heute morgen ganz gemütlich von Mörbylanga nach Kalmar. Bei einer solch kurzen Strecke ist auch gelegentliches Dümpeln erlaubt. Nur auf der letzten Meile nicht(1). Da dümpelte man im Fahrwasser, und noch dazu an der engsten Stelle des ganzen Sundes. Allerdings haben wir den ganzen Tag nicht ein größeres Schiff gesehen, jedenfalls nicht in Fahrt. Hier im Hafen liegen schon ein paar Frachter neben Bergen von kurzen Holzstämmen sehr unterschiedlichen Durchmessers. Vielleicht die deutschen Tageszeitungen der nächsten Woche?

Die Wettervorhersagen von heute, einschließlich der Nasen–Synoptik, kommen alle zu unterschiedlichen Ergebnissen, wie der Tag enden wird. Etliche sprechen von ¨risk of thunder¨. Da ist es nicht nicht verkehrt, früh im Hafen zu sein. Auch da fragt man sich immer wieder: ¨Kommt es oder kommt es nicht?¨

Nachdem wir schon Karlskrona ausgelassen haben, muss Besichtigung in Kalmar einfach sein. Beide Städte haben auch manches gemeinsam. Obwohl Kalmar viel älter ist, gibt es auch hier ein rechtwinkliges Straßenmuster in der Altstadt. Und bevor Karlskrona angelegt wurde, war Kalmar die Hauptbasis der schwedischen Marine. Bei Kalmar weiß man allerding nicht, auf wen die Stadtplanung zurückgeht. Dahlberg war es nicht. Wann die Alttadt angelegt wurde, das weiß man: 1650. Und zwar, nachdem man nach mehreren Kriegen und Bränden befunden hat, dass der Standort nicht ganz optimal war. Da ist man auf eine andere Schäre umgezogen. Der alte Stadtkern ist dann nach und nach verschwunden. Ein Friedhof und das Schloss markieren noch den Ort.

Altstadt bzw. Neustadt Kalmar

Inzwischen stehen auch wieder Häuser dort, aber der Eindruck einer geschlossenen Stadt hat sich nicht eingestellt.

In Kalmar wurde auch die Kalmarer Union begründet, jenes merkwürdige Bündnis der drei nordischen Staaten, das nie richtig funktioniert hat.

Bei ihrem letzten Aufenthalt hier hat Sabine nicht viel von Kalmar gesehen, damals ist sie müde und von den Pannen der Bahn genervt nur in`s Auto gestiegen und zum Boot gefahren. Umso mehr Grund, sich jetzt die Stadt anzuschauen. Und mir fehlte noch das Schloss, da bin ich beim letzten Mal nicht hinein gekommen, passte zeitlich nicht. Selbiges Schloss zählt sicher zu den ¨Highlights¨ Kalmars. Begründet schon im 13. Jahrhundert als Burg, also für skandinavische Verhältnisse kurz nach dem Urknall, wurde es, besonders unter der Wasa-Dynastie, zu einem der größten Schlösser Skandinaviens ausgebaut. Dabei hat es seinen Charaker als Burg, oder moderner, Festung, nie ganz verloren. Allerdings wurden ja Burgen dann nicht mehr gebraucht und mit dem Schloss/der Burg ging es abwärts. Über ¨Zwischennutzungen¨ als Gefängnis und Brennerei. Erst um 1935 hat man sich des Erbes besonnen und begonnen, den Zustand unter den Wasa-Königen wieder herzustellen. Was heute als Glanz im Inneren zu sehen ist, ist also vielfach rekonstruiert. Manche Wand- und Deckenbemalung stammt aber wohl noch aus der Zeit der diversen Gustafs und Karls. Und manches steht einfach leer. Da gibt es noch Entwicklungspotential, Angebot an Räumen ist reichlich vorhanden, von Kerker bis Audienzsaal.

Schloss Kalmar: Restaurierte Decke

In einigen der Räume wurde gerade eine Ausstellung zu Vincent van Gogh gezeigt. Ohne einen einzigen van Gogh, aber gut gemacht.

Abends: Wir warten immer noch, ob`s kommt, das Gewitter. Aber der Regen wirkt ganz friedlich.


(1) Der Sund ist auch hier noch einige Meilen breit, das Fahrwasser aber nur etwas 80 Meter.

Mörbylånga

Nach Torhamn nun raus auf den Kalmarsund, vorbei an Torhamn Udde, jenem südöstlichen Ende der Welt. Bei völliger Windstille.

Ausfahrt aus den Karlskrona Schären nach Osten

Auf dem Kalmarsund dann ein Hauch von Wind aus Süd. So wenig, dass von dümpeln wollen die Rede war. Also zunächst mit mäßiger Drehzahl bei mediterranen Temperaturen und ebensolchem Himmel nach Norden. So richtig hatten wir uns nicht festgelegt, bis wohin wir wollten, im Kalmarsund gibt es ca. alle 10 Meilen einen Hafen, entweder auf Öland oder gegenüber auf dem Festland. Grobes Ziel Kalmar, obwohl das schon recht weit wäre. Aus der Flaute wurde eine Briese, eine kräftige Briese, eine steife Briese. Alles von hinten. Geworden ist es Mörbylanga.

Mörbylånga

Das Handbuch beschreibt den Hafen als unattraktiv, ist aber offensichtlich veraltet. Natürlich gibt es hier Lagerhallen und Parkplätze. Ist halt ein Hafen. Der Service für die Yachties ist jedenfalls ok. Ich habe im Servicegebäude, vermutlich zum ersten Mal im Leben, den Blick aus dem Klofenster fotografiert.

Der Ort ist nett und adrett und so etwas wie der Hauptort des südlichen Ölands. Weil die anderen kleinen Orte dazu gehören und sonst auch kein anderer größerer Ort da ist. Außer Färjestaden, das zwar dreimal so groß ist, aber auch zu Mörbylånga gehört. Wohnen tut man hier, arbeiten in Kalmar. Zur Umgebung verweise ich auf …
Wir sind leider zu platt, um uns noch auf die Minicycles zu schwingen. Und über die Mole, ganz fern aber deutlich, sieht man Kalmar, unsere nächstes Ziel.