Skeppsholmen, Kastellholmen, Södermalm, Stadshuset

Skeppsholmen mit seinem Anhang Kastellholmen sind zwei Inseln, die nahe der Innenstadt liegen, lange Zeit aber  militärisch genutz waren und daher die städtische Entwicklung nicht mitgemacht haben. Viele der alten militärischen Gebäude stehen noch, werden aber heute anders genutzt. Die Marine ist aus der Innenstadt verschwunden, zumindest der Teil, den man sehen kann. Die Liegeplätze rund um Skeppsholmen nutzen heute überwiegend historische Schiffe in privater Hand. Die des Schiffahrtsmuseums liegen gegenüber vor der Wasahalle.


Kastellholmen ist mit einer Brücke mit Skeppsholmen verbunden und schützte einmal die Stadt, heute Innenstadt, mit Kanonen vor den Angriffen feindlicher Schiffe. Im 2. Weltkrieg vor Flugzeugen, die aber zum Glück nie kamen. Heute schützt es nichts mehr, das letzte Kastell aus der Mitte des 19. Jhdt wurde „als für die menschliche Behausung ungeeignet“ klassifiziert und die Räume wurden zu Konferenzsäälen umgestaltet oder -deklariert. Ansonsten kann man schön von Kastellholmen auf die umliegenden Schären und Holme schauen. Für fußfaule gibt es sogar eine Fährverbindung dahin.

Blick von Kastellholmen nach Beckholmen. Vor der Werft lag die Wasa.

Södermalm ist ein Stadtteil, in dem einst die weniger begüterten Mitbürger arbeiteten und wohnten. Oder auch, so kann man lesen, die, die keine Bürger – im Sinne von Besitzenden – waren. Im Süden der Innenstadt, es gibt konsequenterweise auch Östermalm und Norrmalm. Und wie auch andernorts, hat sich Södermalm von „die noch günstige Gegend“ über „die noch bezahlbare Gegend“ zu „die angesagte Gegend“ entwickelt.

Schwedische Krimiautoren, die mit Ystad nichts am Hut haben, lassen ihre Helden und Antihelden gerne in Södermalm wohnen. Von der alten Bebauung, schwedentypisch und Stockholm-untypisch in Holz, sind noch Reste erhalten. Auch der eine oder andere Industriebetrieb.

Södermalm liegt zum großen Teil auf einem Felsen, der fast senkrecht zum Hafen hin abfällt und daher schöne Aussichtpunkte bietet.
Und soll die hippsten Geschäfte und Kneipen haben, was dem Autor aber teils irgendwo vorbei geht. Jedenfalls gibt es viele Kneipen und Restaurants (-angs)

Letzter Akt des Tages: Das Stadshuset, also das Rathaus Stockholms. Rathaus im Sinne der Funktion „Parlamentsgebäude“, es gibt auch noch ein Rådhus, das ist dann Sitz städtischer Behörden.
Zwischen 1911 und 1923 am Mälaren und dicht an der Innenstadt erbaut nach Plänen eines Herrn Ragnar Östberg. Herr Östberg stand nicht nur zeitlich, sondern auch mit seiner Ästhetik zwischen „fin de siecle“ und Moderne. Obwohl er verbal ein Gegner der Moderne war, konnte er sich doch offensichtlich nicht ganz von ihrem verderblichen Einfluss freihalten. So ist etwas heraus gekommen, was nicht mehr im 19. aber auch noch nicht im 20. Jahrhundert zu Hause ist.
Der größte Raum ist die „blaue Halle“, die aber rot ist, weil dem Architekten die roten Backsteinmauern so gut gefielen, dass er auf das geplante Verputzen und blau Anstreichen verzichtet hat. Der Name „blaue Halle“ war aber in der Planungsphase schon etabliert und wurde bis heute beibehalten.  

Die rote blaue Halle


Die rote blaue Halle ist, haben wir gelernt, der Ort, an dem die große Feier zur Nobelpreisverleihung stattfindet.

Ein weiter sehenswerter Raum ist der Goldene Saal, gestaltet mit zum großen Teil güldenen Mosaiksteinchen. Die allerdings aus zwei Glasschichten mit Blattgold dazwischen bestehen. Etwa 10 kg sollen dabei drauf gegangen sein, was nach grober Abschätzung etwa ein halber Liter ist. Gar nicht soo viel bei der Fläche.
Das fiel mir auf: Eine gesunde Selbsteinschätzung der Stadtoberen, wenn die Bedeutung Stockholms dargestellt wird: Links der Westen, rechts der Osten, in der Mitte das personifizierte und etwas treu-doof schauende STOCKHOLM!

Und wie bei solchen Projekten üblich: Der Zeitdruck hat zu blöden Fehlern geführt, die man nicht mehr korregieren konnte: Die Mosaiken wurden vorgefertigt und dann als Matten angebracht. Da muss sich wohl jemand vermessen haben, denn der heilige Erik hat keinen Kopf.

Der kopflose Sankt Erik

Es ist aber verbürgt, dass er einen hatte, bevor man ihm den abgeschlug. Sagte jedenfalls die freundliche Rathausführerin.

Kunst und Katastrophen

Nach nur wenig mehr als 30 Jahren haben wir es endlich geschafft: Die Wasa in ihrem Museum in Stockholm zu besuchen. Beim letzten Mal, als wir zusammen hier waren, stand das zwar auf unserem imaginären Plan, hat aber nicht geklappt, weil das Museum wegen Umbau oder Renovierung geschlossen war. So genau weiß ich das heute nicht mehr.

Wer noch nicht da war: 1628 war Gustav Adolfs prunkvolles Linienschiff Wasa nach der langen Reise von 1300 m im Hafen von Stockholm gekentert und gesunken. Wurde dann vergessen, gesucht, wiedergefunden und 1961 gehoben. Ich kann mich noch an die Berichte erinnern, Interesse für Schiffe war damals schon da.

Als wir vor 2 Tagen hier herein gekommen sind, sind wir ziemlich genau über die Stelle gefahren, wo die Wasa über 300 Jahre gelegen hat. Wir wussten es nur nicht.

Das Wrack der Wasa hat man auf eigenem Kiel in ein Trockendock gebracht, konserviert und dann ein Museum darüber gebaut. Teile des Trockendocks schauen heute an den beiden Seiten des Baus noch heraus und sind so Teil der Architektur geworden.

Wenn man als Besucher das Museum betritt, beeindruckt sofort die Größe des Schiffs und sein hervorragender Erhaltungszustand. Die Größe beruht auf den Vorgaben seiner Majestät Gustav II Adolf, der Erhaltungszustand auf der Wasserqualität der Ostsee. Denn erstens ist der Salzgehalt so niedrig, dass Entenmuscheln oder auch Schiffsbohrwürmer nicht überleben können und zweitens haben die Stockholmer ihren Müll etc. über Jahrhunderte in ihren Hafen gekippt, so dass der Sauerstoffgehalt bei 30 m Tiefe bei nahezu 0 lag. Und tiefer als 30 m lag sie nicht, die Wasa.

Ich meine, noch nie so viel Zeit in einem Museum verbracht zu haben, das sich nur mir einem Gegenstand beschäftigt. Kann man nur jedem empfehlen.

Der Rest des Tages reichte noch für einen Gang durch die Stadt, den Besuch beim Järnpojke (auch „kleiner Junge, der auf den Mond sieht“, der ist wirklich sehr klein, man muss ihn schon ein bisschen suchen) und einen Besuch bei der Tunnelbahn/U-Bahn. Nein, wir sind nicht völlig abgedreht, Stockholmer U-Bahn-Stationen sind manchmal sehr sehenswert, +- 100 Künstler haben sie im Laufe der Jahre gestaltet. Welche andere Stadt kann das sonst noch von ihrem ÖPNV sagen?