Step by Step

Gryts Varv. Mit angeschlossener Marina, Restaurang und Konferenzzentrum. Und einem kleinen Gästehafen. Einen Ort Gryt gibt es auch, zumindest auf der Karte. In der freien Natur sind schwedische Streusiedlungen manchmal so gestreut, dass man sie kaum findet. Zu Gryt gehört auch Fyrudden, das findet man schon eher. Der Wind wurde leider so böig, dass wir auf Naturhäfen verzichtet haben und einen „richtigen“ Hafen angelaufen haben. Eben Gryts Varv. (Habe es nachgeschlagen: Gryt heißt Grotte. Warum eine Werft so heißt, bleibt uns etwas unklar.)


Der nächste Tag sollte wieder ein Naturhafentag werden. Die Böen hatten nachgelassen und die Wetterberichte hatten weitere Beruhigung angekündigt. Wir hatten uns 3 mögliche Naturhäfen ausgeguckt: Lotsskackelhamn, Karö Båtsviken und Karö Kungshamn. Die Bucht mit dem lustigen Namen war die schönste, aber so eng, dass zum Ankern mit Schwoien kein Platz blieb. Und die Plätze an den Felsen, mit Ring vorn und Anker hinten, waren alle schon besetzt. Båtsviken sah gut aus, nur hielt der Anker nicht. Der CQR(1) kam wegen des Bewuchses gar nicht bis auf den Grund, unser Stockanker war den Böen nicht gewachsen. Offenbar war das Sediment zu weich für seine kleinen Hände. Kungshamn war dann in Ordnung, Platz genug, Landschaft mehr als genug und der Grund fest genug.


Nächster Halt Idö. Idö liegt vor Vestervik, scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein (mit Restaurant und Konferenzzentrum) und hat einen kleinen, relativ einfachen Yachthafen. Allerdings hat der einen kleinen Nachteil: Der Schwell von Motorbooten, die hier vorbei fahren, rührt den Hafen von Zeit zu Zeit heftig durch. Aber des Nachts werden ja wohl keine kommen.
Außer viel Gegend und der drittbesten Mittsommerfeier der Gegend (laut Hafenmeister Oskarshamn) gibt es hier noch eine aufgegebene Lotsenstation. Der Weg dorthin ist beschildert, und man findet ein Gebäude mit hohem Holzturm und dem zurückgelassenen Inventar einschließlich zweier Wählscheibentelefone und eines Radargerätes. So, als wäre der letzte Lotse vor 50 oder 60 Jahren gegangen und hätte vergessen, abzuschließen. Vielleicht war es auch so.


(1) CQR ist ein Ankertyp. Das Wortspiel soll englisch „secure“ ergeben, was er aber auf vielen Ankergründen nicht einlösen kann. Besonders nicht auf verkrautetem Untergrund.

Raue Sitten

Broken ist für Nyköping ungefähr das, was Fifång für Södertälje ist: Die Insel vor der Tür, die vom örtlichen Segelverein, oder einem derer, „bewirtschaftet“ wird. Allerdings ist Broken wesentlich kleiner und die Anzahl der Besucher wesentlich größer.

Nyköping musste sein, denn an Bord wurden nicht nur Obst und Gemüse, Brot und Käse, sondern auch Trinkwasser langsam knapp. Diesel ging noch so. Die Waschmaschine rief deutlich nach uns.
Nyköping (gesprochen -schöping) bezeichnet sich auch als Schwedens zweite Hauptstadt, was historisch vielleicht eine gewisse Berechtigung hat, im Stadtbild aber nicht in Erscheinung tritt. Das wirkt eher verschlafen als städtisch oder gar hauptstädtisch. Gegen Nyköping ist Bremen geradezu eine Metropole. Bedeutung hatte es wohl im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Und berüchtigt ist es durch das Nyköpinger Gastmahl, das 1317 der damalige König Magnus Birgersson seinen Brüdern gab, um sie anschließend einzukerkern und verhungern zu lassen. Was wohl schon im 14. Jahrhundert als rüde galt. Die beiden Brüder hatten ihn allerdings vorher auch schon bekriegt und hinter Gitter gebracht, aber trotzden, sowas tut man doch nicht. Auch wenn man sich Verwandte nicht aussuchen kann.
Die Burg, wo all das geschah, gibt es noch, auch wenn das meiste davon erst unter Gustav Adolf gebaut wurde – der mit der Wasa – und der heutige Zustand zu großen Teilen auf Rekonstruktionen des 19. Jhdt. beruht. Das ist aber bei uns bei vielen historischen Bauwerken auch so.


Von Nyköping führte uns unser Weg nach Arkösund. Einfach deshalb, weil es eine angenehme Tagesetappe durch die Schären entfernt liegt und wir wegen der unsicheren Wetterlage keinen Naturhafen anlaufen wollten. (Jetzt sind wir da und die Böenwarnungen wurden inzwischen deutlich entschärft. Aber so ist das eben mit Wettervorhersagen.)

Arkösund ist sowas wie ein Badeort, hat eine schöne Küstenlinie, liegt am Festland und hatte früher eine Bahnverbindung. Was den Tourismus hier aufblühen lies. Heute ist die Bahn weg, ein Lokschuppen steht noch und wurde umgewidmet, der Tourismus ist geblieben. Hier gibt’s einiges an Trubel – zumindest für schwedische Verhältnisse.


PS: Jetzt grummelt hier doch ein  Gewitter.