Gleich zur Frühstückszeit hat uns ein Autotransporter demonstriert, dass man auch mit großen Schiffen flott zwischen den Schären unterwegs sein kann. Siehe oben, aufgenommen direkt vor dem Südhafen von Dyrön.
Zu den diversen Anforderungen, die an die Navigationsplanung gestellt werden, kommt jetzt noch eine schwierige dazu: Wir brauchen Kinderbespaßungsmöglichkeiten. Åstol bietet da so gut wie nichts, Dyrön wenig. Daher unser Plan für heute: Klädesholmen, und wenn da nichts geeignetes ist weiter nach Skärhamn. Klädesholmen ist ein Naturhafen, der zwischen drei kleinen Inseln liegt, von denen zwei durch einen Damm verbunden wurden und zwei durch eine Brücke. Bleibt nur eine Öffnung, die als Einfahrt dient. Der Weg dorthin führt durch einen Kanal zwischen Felsen. Durchaus nicht unspannend, und für uns, die wir ja aus einer relativ flachen Gegend kommen, ein Landschaftserlebnis.

Klädesholmen hält durchaus, was die Handbücher versprechen. Ohne die oben angeführte Zusatzanforderungen wären wir hier wohl einen Tag geblieben, aber leider gibt es nichts für Kleinkinder. Also haben wir uns auf eine Mittagspause beschränkt und sind dann weiter Richtung Skärhamn.

Es gibt zwei Möglichkeien, mit dem Boot von Klädesholm nach Skärhamn zu kommen. Zwei naheliegende, Umwege kann man natürlich immer machen. Entweder raus aufs Kattegatt und in Skärhamn wieder rein, oder durch die Schären. Da es draußen immer noch sehr windig ist – das will zur Zeit auch nicht weniger werden mit dem Starkwind – haben wir uns für Weg durch die Schären entschieden. Auf der Karte sieht der schon recht abenteuerlich aus. Wenn man sich das auf dem Kartenplotter ansieht, nimmt die Abenteuerlichkeit nicht merklich ab. Insbesondere die ganz engen Stellen werden auch durch zoomen nicht breiter. Fährt man die Strecke dann im wirklichen Leben, nimmt die gefühlte Abenteuerlichkeit keineswegs ab, im Gegenteil.

Die Nähe der Felswände und Untiefen ist für uns Weser- und Ostfrieseninselnsegler doch schon ungewohnt, malerisch und manchmal auch adrenalinfördernd. Was die Sache deutlich erleichtert: Es gibt kaum Strom. So konnten wir es uns auch nicht verkneifen, den größten Teil der Strecke unter Segel, wenn auch nur mit der kleinstmöglichen Beseglung, zu durchfahren.

An ein paar Stellen ging es einfach nicht ohne Motor, dazu ist es zu eng zum Kreuzen.
Und Skärhamn ? Hier gibt es viele Kinder, auch ein bisschen Bespaßungsinfrastruktur. Und leider einen proppevollen Hafen. So mit Reinschieben zwischen die anderen Boote, nach Anweisung vom Hafenmeister und mit Heckmooring.
Der Käptn ist von dem Gedränge nicht so begeistert, aber was tut man nicht alles für die lieben Kleinen.

Autor: cord
Ein Tag, zwei Leute, drei Inseln, vier Häfen
Mittlerweile ist es an der Ostsee, in den Niederlanden und auch in Schweden Pflicht, das man einen Grauwassertank im Schiff hat. Oder zumindest kein Grauwasser in die See einleitet. Wobei „Grauwasser“ oder „Schwarzwasser“, schwedisch auch „Septivatten“ eine beschönigende Beschreibung für das ist, was landläufig in der Heimat „Schiet“ heißt. Aus gegebenem Grunde wollten wir unseren Schiettank bereits in Öckerö leeren lassen. Es gab auch eine Abpumpstation, muss es geben, it’s the law, aber sie pumpte nicht. Suche nach dem Hafenmeister ohne Erfolg. Nachfrage bei einheimischen Hafenbenutzern führte zu der Erkenntnis, das alle wissen, das es seit letztem Jahr eine Entsorgungsstation gibt, aber keiner sie je benutzt hat. Alle waren interessiert, wie das denn nun funktioniert. Ganz einfach: in Öckerö funktioniert es nicht. Wir haben den freundlich-rustikalen Hafen von Öckerö also mit vollem Grauwassertank wieder verlassen.
Marstrand als das Mekka des schwedischen Segelsport kann es sich ja nicht leisten, das sowas nicht funktioniert. Es funktionierte dort denn auch. Allerdings konnten wir uns des Eindrucks nicht erwehren, das jeder, aber auch jeder der schwedischen Boatpeople, die vorbei kamen, interessiert schaute, wa wir denn da so ungewöhnliches machten. Übrgens war die Abpumpstation selbst für schwedische Verhältnisse ungewöhnlich sauber. Den Verdacht, dass sie kaum je benutzt wird, konnten wir nicht vollständig von uns weisen.
Wir haben Marstrand gesehen, sind aber vor dem zu erwartenden Trubel gewichen. Das ist mehr für die jüngeren Generationen, nicht so sehr für uns in Ehren ergrauten Fahrtensegler. Außerdem, wir bekommen Besuch von unserem Enkelkind – von den Eltern natürlich auch – und müssen uns noch einen kleinkindgerechten Hafen ausgucken, denn sie, die Enkeltochter, soll ein paar Tage bei uns bleiben.
Also mit kleiner Beseglung – es ist immer noch recht viel Wind, und die Strecken sind kurz – nach Åstol. Eine kleine, aber sehr dicht besiedelte Insel wenige Meile von Marstrand. „Begehung“ von Åstol. Sabine findet Insel und Hafen „niedlich“. Allerdings ist die Insel wirklich zugebaut. 300 Leute wohnen hier, es waren sogar schon mal 500.

Da es gerade mal Mittag ist, schauen wir uns noch die beiden Häfen der Nachbarinsel Dyrön an. Alles nur mit der Fock, reicht völlig aus und erspart uns das Setzen und Bergen des Großsegels. Erst den Südhafen, dann den Nordhafen. Der Südhafen gefällt uns am besten, also wieder dahin zurück.
Alles, Marstrand, Åstol und Dyrön liegt so nah beieinander, das die gesamte Tagesstrecke gerade mal 8 Meilen ausmacht.
Ganz anders als Åstol hat Dyrön nur ein kleines Dorf etwa in der Mitte zwischen den beiden Häfen. Dafür viel Platz, drei verhältnismäßig hohe Berge und sehr schöne Wanderwege.
Von diesen Bergen hat man einen wunderbaren Blick auf die umliegende Schärenlandschaft und auch auf die Nachbarinsel.

Morgen geht die Suche nach einem kleinkindgerechten Hafen weiter. Das hier bleibt schon mal auf der Auswahlliste.