Norrqvarns Kvarn

Wetter im Norden. Gestern, wie schon berichtet, spätherbstliche Temperatur, Starkwind und Hagel. Abends die Heizung angemacht. Und im Verein sind wir meist die letzten, die zu solch extremen Schritten greifen. Unser Heizlüfter war auf niedrigste Temperatur eingestellt und hat sich mehrmals in der Nacht eingeschaltet. Es war also wirklich kalt. Soweit, aufzustehen und auf´s Thermometer zu schauen, hat meine Neugier nicht gereicht, aber jedenfalls subjektiv kalt. Heute strahlt die Sonne vom blauen Himmel, die Lufttemperatur liegt aber, laut Wetterapp, immer noch zwischen 15 und 17 Grad. In der Sonne schön warm, Jacke ausziehen. Im Schatten frisch, etwas mehr anziehen. So haben wir uns denn heute auch auffallend oft an, aus und umgezogen. Ist ja schon bei uns manchmal eine der Tätigkeiten, die den Segelsport ausmachen.
Habe vorhin mal auf den Karten nachgeschaut: Wir haben nicht nur den Höhenrekord für unser Boot gebrochen, wir haben mittlerweile auch unseren Breitengrad-Rekord eingestellt. Wir sind jetzt etwa auf der Breite von Kirkwall und Stavanger. Dafür eigentlich noch schön warm, verglichen mit dem, was uns so von Orkney gemeldet wurde.
Der Abstieg hat begonnen, heute von 86 m auf 63 m über NHN (1).  Über 3 Doppel und eine Trippelschleuse. Wobei abwärts viel schneller und stressfreier geht als aufwärts. Das Wasser fließt unten aus der Kammer, die Turbulenzen wabern weiter unten, während es auf ruhigem Wasser hinab geht. Daher kann der oder die Schleusenmeisternde – heute alles die – die Schütze auch sofort bis zum Anfang aufreißen.

Der unaufhaltsame Abstieg

Wegen des für die nächsten Tage angesagten, sehr starkwindlastigen Wetters haben wir es nicht allzu eilig, den Kanal zu verlassen und uns auf dem Vänern eben diesem Wind auszusetzen.
Daher wieder eine recht kurze Etappe, zwar 23 m tief, aber auch nur 2 1/2 Meilen lang. Seemeilen, nicht schwedische. Ziel Norrqvarns Kvarn(2), bestehend aus Schleuse, Brücke und Hotel direkt am Kanal. Was den Ort aber sehenswert macht, besonders für Großeltern (natürlich vor allem für Kinder, haben aber keine dabei) ist Barnens Minikanal(3).

Barnens Mini-Kanal in Norrqvarns Kvarn

Da hat man wesentliche Teile des Göta-Kanals zum Spielen nachgebildet, mit Gefällestrecken, in die man kleine hölzerne Schleusentore einsetzen kann, mit Vänern und Vettern und mit einigen der markantesten Punkte des Kanals. Im Vettern gibts auch ein Nessie-artiges Ungeheuer. Schiffchen kann man gegen 50 Kronen mieten, bei der Rückgabe gibt´s ein Eis. Da Eis zu den Dingen gehört, die in Schweden richtig teuer sind, ist das so schon in Ordnung.

Die Wettervorhersagen für morgen sind wieder deutlich unterschiedlich, je nachdem, welche Quelle oder App man anzapft. Auf jeden Fall aber bleibt es kühl. Und der unaufhaltsame Abstieg geht weiter.


(1) Die Lektorierende korrigiert: 86,6 m und 63,3 m!
(2) Kvarn heißt Mühle. Qvarn auch. Kwarn auch. Qwarn ist mir noch nicht begegnet, heißt aber dann vermutlich auch Mühle.
(3) Barn heißt Kind. Davon gibt es zum Glück wohl nur eine Schreibweise.

 

Autor: cord

Hat mal Physik studiert, aber fast alles wieder vergessen. Hat jetzt altersbedingt viel Freizeit und segelt gerne. Oder macht Musik. Verheiratet, zwei erwachsene Kinder. Und inzwischen zwei Enkelkinder.