Ein Tag, drei Inseln

Styrsö. Sabine hat schon früh am Tag einen Einheimischen getroffen, der, wie wohl die meisten Insulaner, von den Vorzügen seiner Insel zutiefst überzeugt war. Er hat sie auf eine Karte der Insel hingewiesen, an der er selbst mitgearbeitet hat. Die zeigt Wanderwege und Sehenswürdigkeiten von Styrsö. Zum Segeln sei heute auch zu wenig Wind, meint jedenfalls unser Lokalpatriot. Wir haben jedenfalls seine Anregung auf- und seine Karte mitgenommen und wesentliche Teile von Styrsö erwandert. Ortskenntnis hat der Mensch jedenfalls. Bei einem der in der Karte eingetragenen Wege waren wir uns nicht ganz sicher, ob das wirklich der gemeinte Weg war.
Er war es.

Strandweg schwedisch, nicht barrierefrei

Ein sehr unorthodoxe, sehr schwedische Art des Wegebaus. Bei den hiesigen geologischen Verhältnissen aber wohl die einfachste Lösung.

Die Schären südlich Göteborgs sind der südlichste Teil des westlichen Schärengartens (eigentlich ja Schärenhofs), weiter südlich gibt es dann nur noch vereinzelte Schären. Ein bisschen fällt der Abschied von dieser Landschaft schwer. Wir haben den Tag als den letzten in den Schären genutzt. Tanken mussten wir auch, das geht auf Donsö. Und für die Nacht bleiben wir im Hafen von Vrangö. Den haben uns ein Freund und auch das Handbuch als besonders malerisch empfohlen. Nach Besuch mehrerer Orte auf den Südschären von Göteborg ist unser Favorit jetzt woanders. Das behalten wir aber für uns.

Das mit dem Individualtourismus ist auch so eine Sache. Besonders hier gibt es so viele Individuen, dass sie sich etwas ballen. Da verliert das individuelle Reisen schon sehr an individuellem.

Ganz viele Individualisten

Man kann sich zwar noch zwischen den Schären ein Plätzchen suchen.
Setzt aber geeignetes Wetter (haben wir gerade) und Ortskenntnis (haben wir hier leider nicht) voraus.

Man muss die Plätze finden!

So liegen wir heute, es ist Samstag und Gebiet einer Großstadt, nach einem schönen Tag in einem überfüllten Hafen. Hier sind wir aber wieder einer der Kleinen, und darum ganz hinten, wo nicht so viel los ist und die Großen gar nicht hin kommen.

Crescendo-Decrescendo

Nach der Nacht im teil-idyllischen Hafen unterhalb Bohus wieder zurück auf den Göta Älf/Trollhätte Kanal. Die Idylle wurde etwas getrübt durch die Beschallung. Auf dem Parkplatz von Bohus war Oldtimer-Treffen mit dutzenden amerikanischer Blechmonster und wenigen europäischen Autos der 50er und 60er Jahre, auch Saab ¨Blechtroll¨ alias ¨Nordkapschüssel¨, entsprechend untermalt mit Elvis und anderem Rock ´n´ Roll von Konserve. Im Hotel ein Stückchen weiter verdiente ein Tom-Jones-Imitator sein Geld. Immerhin hat er das ganz ordentlich gemacht. Ab 23:00 war Schluss und die Idylle dann viel idyllischer.

Ein großes Schiff?

Zu Bohus und seiner Geschichte haben wir noch ein Detail gefunden: Als das Ganze noch den Norwegern gehörte, haben die Schweden, so um 1570, einen Turm der Festung besetzt. Nicht wissend, dass dort die Munition der Festung gelagert war, oder zumindest ein größerer Teil davon. Den haben die Norweger dann gezündet. Damit hatten sie keinen Turm mehr, aber auch keine Schweden. Letztere sollen ¨wie die Krähen¨ durch die Luft geflogen sein. Konnten aber danach nichts mehr dazu berichten. Raue Sitten hier.

Boshus vom Göta Älf

Wieder zurück auf den Göta Älf – ich weiss nicht, wie man das korrekt schreibt, man findet´s mit großem und mit kleinem ¨Ä¨. Je weiter man sich seiner Mündung nähert, um so mehr Industrie und Verkehr zeigt sich an den Ufern, besonders am linken. Rechts teils ursprünglich wirkende Natur – zwischen Kanal und Autobahn, da kommt kaum einer hin, um zu müllen oder zu bauen.
Die Nähe zu Großstadt hat den Vorteil, dass die Brücken jetzt immer besetzt sind und auf Anruf auch geantwortet wird. Hilft aber nichts, denn wegen des Verkehrs wartet man genau so lang wie weiter oben. Man weiss jetzt aber immerhin, dass man zur Kenntnis genommen wurde.
Und dann, nach der letzten Eisenbahn-Drehbrücke die furiose Steigerung: Mit dem Boot mitten durch Göteborg. Welches vom Wasser aus einen beeindruckenden Anblick bietet.

Göteborg, vorwärts

 

Göteborg, rückwärts
Göteborg seitwärts: Ostindienfahrer-Replik

Auf Landgang haben wir verzichtet: Zu heiß zum Pflastertreten in der Großstadt. Wir waren vor drei Jahren das letztemal hier, das muss reichen. Link: symartha.de/grossstadt-halbtrocken

Da haben wir die Stadt allerdings nicht vom Wasser aus gesehn, das haben wir jetzt nachgeholt. Damals sind wir mit der Fähre nicht so weit hinauf gekommen, da steigt man weiter draußen in die Straßenbahn um.
Zu Göteborg gehören ja zahlreiche Inseln und Schären, und dort haben wir angelegt, in Styrsö. Was den Hamburgern die Elbchausse und den Bremern Oberneuland ist den Göteborgern ihr Schärengarten. Nur viiiel schöner. Und nach der Steigerung in der Stadt ein ruhiger Ausklang.

Schären bei Göteborg

Naja, nicht ganz so ruhig, viele Boote und Fähren, und dicht besiedelt. Eben Stadtgebiet.