Borstahusen statt Ven

10:00 Abfahrt aus Höganäs unter Motor, weil kaum Wind. Und das bisschen aus Süden, also von da, wo wir hin wollen. Nähert man sich dem Nordende des Öresunds, dann ist man auf der schwedischen Seite gezwungen, sich in einem schmalen Streifen zu bewegen. An Backbord wird´s flach, an Steuerbord liegt das Verkehrstrennungsgebiet. Und da man ja auf der Ostseite ist, fährt man gegen die Richtung, muss also deutlich außerhalb bleiben. Kreuzen ist da nicht möglich, also weiter unter Motor. (Auf der dänischen Seite wäre man zwar auf der richtigen Spur, aber mit einem Segler das VTG/TSS zu benutzen ist etwa so sinnvoll wie mit dem Rollator über die Autobahn zu preschen)

Schiffsverkehr bei Helsingör

Am Ende des VTG hatten wir uns dann geeinigt, dass wir, wegen hochsommerlicher Temperaturen, nicht wie geplant Landskrona besuchen, sondern Ven. Ven, dänisch Hven, ist die schwedische Insel im nördlichen Öresund. Die, wo einst Tycho Brahe sein Observatorium hatte. Und dort den Hafen an der Nordseite, Norreborg. Ven hat zwar die schöne Eigenschaft, ringsum von gutem Ankergrund umgeben zu sein. Aber wenn man ankert, kann man sich die Insel nur von außen anschauen. An der Hafeneinfahrt von Norreborg stand allerdings ein schönes, großes, rotes Schild mit der Aufschrift. ¨Fullt¨. Das haben wir verstanden, auch wenn wir kein Schwedisch oder Dänisch können.
Wenn um die Zeit dieser Hafen schon ¨fullt¨ ist, braucht man nicht damit zu rechnen, dass es bei den beiden anderen besser aussieht. Also haben wir die Ringsum-ankern-Option genutzt und auf der Seite mit ablandigem Wind geankert, und, wie man auf Neudeutsch sagt, gechillt. Altdeutsch wäre das ein Mittagsschläfchen. Über die Frage, ob der Platz zum Übernachten geeignet sei, konnte leider keine Einmütigkeit hergestellt werden, so so haben wir, unter Knurren des Skippers, den Anker wieder eingeholt und sind in den nächsten Hafen. Der auch wieder, siehe letzter Beitrag, reichlich voll war. Und die letzten freien Plätze liegen gegenüber der Einfahrt und sind, zumindest nach Meinung des Skippers, unruhiger als es vor Ven war und insbesondere Nachts wäre.

Zudem laufen hier possierliche Tierchen auf dem Steg auf und nieder. Nachdem ich das erste Huschen irrtümlich einer Ratte zugeordnet hatte, haben sich die zwei Tierchen noch mehrfach gezeigt und wurden von uns als Marderartige identifiziert. Ratten können nicht so geschmeidig über Treppenstufen fließen. Die beiden haben auch keine Scheu vor Menschen, laufen allerdings ziemlich planlos auf der Mole hin und her. Unser Vergleich mit den Bildern unterschiedlicher bei uns heimischer Marderarten hat nicht zur Erleuchtung geführt. Kann ein Kundiger uns mitteilen, um welche Art Marder (Stein-, Haus-, Baum-M., Wiesel, Iltis, Frettchen, …) es sich hier handelt? Sabine meint, es seien Jungtiere, man sehe, dass ihnen die Lebenserfahrung fehle. Mir ist nicht ganz klar, wonach man das bei einem Marder beurteilt.

Wir halten jedenfalls alle Öffnungen am Boot gut verschlossen, wenn wir nicht an Bord sind.

Der Marder von Borstahusen


Der Ort zum Hafen, ein ehemaliges Fischerdorf, besteht im Wesentlichen aus drei parallelen Straßen mit kleinen Häusern aus Stein. Das Ganze sieht weit mehr dänisch als schwedisch aus. War es ja früher auch. Stockholm ist weit weg, und bei klarer Sicht, so wie heute, kann man zumindest das Kraftwerk von Kopenhagen schon sehen.

Der Kongress tanzt nicht

Auf dem Kullen, oder Kullaberg, versammeln sich alle Tiere, um einen Kongress abzuhalten und sich zu amüsieren. Steht jedenfalls so im Standardwerk über die Geografie Schwedens von Selma Lagerlöf. Besser bekannt unter ¨Nils Holgersons wunderbare Reise mit den Wildgänsen¨.
Der Kullaberg ist ein Gebirgszug, der mit seinem Westende ein Stück ins Kattegatt hinausragt und so eine Halbinsel bildet. Zu Zeiten der Wildgänse ein abgeschiedener Ort, heute ein Naturschutzgebiet. Am Rande des Kullen gibt es zwei Häfen, Arild im Süden und Mölle nördlich. Von Arild sagt das Hafenhandbuch, dass man als Ortsunkundiger nicht hinfahren soll, weil der Hafen klein und flach sei und wenig Platz biete. Von Mölle sagt es, dass es malerisch sei. Somit haben wir Mölle als Ziel gewählt. Wind gut, Stärke und Richtung OK. Zumindest bis vor die Spitze von Kullen. Dann mit Wind genau von hinten Richtung Mölle, was nicht jeder gut verträgt. Die Stützwirkung der Segel entfällt und das Boot rollt dann mehr.
Und Mölle? Vom Malerischen verschwindet leider ein großer Teil, wenn man in den Hafen einfährt und dieser einem überfüllten Campingplatz ähnelt. Vermutlich wollen die alle auf den Kullaberg. Da laufen heute 500 000 Leute pro Jahre rum und die Tiere haben sich vermutlich ein anderes Konferenzzentrum gesucht.

Mölle mit dem Kullaberg

Unseres Bleibens war dort nur kurz. Weiter Richtung Süden kommen noch zwei Häfen, von denen das Handbuch abrät. Der nächste empfohlene heißt Höganäs, der Service dort sei gut, aber es fehle an Charme. Stimmt teilweise. Zwei Klos für hunderte Schiffe und Duzende Wohnmobile ist zwar auch nicht ganz das, was man sich unter gutem Service vorstellt, aber man findet auch in der Urlaubssaison einen Platz.
Besser so, was hilft der malerischste Hafen, wenn man nicht rein kommt.

Die Containerbrücke von Höganäs

Offenbar hat der Welthafen Höganäs mal gemeint, am weltweiten Boom der Containerschifffahrt teilhaben zu können. Jedenfalls gibt es eine Containerkaje. Mit einer Containerbrücke, genau einer. Dieser Service hat die Reedereien wohl nicht überzeugen können. So ist hier auch im Containerhafen Platz.