Der Doppelsinn des Wortes Schauerbö

Lundeborg hat sicher seinen Charme. Als Hafen, der Ort dahinter ist eher unbedeutend. Der Hafen besteht aus zwei Teilen, einem modernen Yachthafen und einem Fischerhafen, in dem aber auch Yachten untergebracht werden. Was bis zu einer Länge von 10 oder 11 Metern auch gut geht, darüber nicht so gut. Dafür steigt der Unterhaltungswert mit der Schiffsgröße. Und wird noch größer, wenn die Crew nicht so wirklich zusammenarbeitet. Dann bekommen alle, die schon da sind, viel zu hören und zu sehen.
Nach einer Nacht voller maritimer Unterhaltung weiter durch den Svendborgsund. Ziel Faaborg. Der Svendborgsund hat dieses Jahr, bei kräftigem und böigem Westwind, den Versuch gemacht, ein bisschen Unterelbe zu spielen. Ganz hat er es nicht hinbekommen, aber es war schon erstaunlich, welchen Hack ein fast stehende Gewässer erzeugen kann – na ja, 2 kn Strom hat er auch geschafft, gegen den Wind. In seinem westlichen, breiten Teil war dann die Strömung schwach, dafür kam eine Schauerbö auf uns zu. Und so breit ist der Sund dann auch wieder nicht, dass man dem ausweichen kann. Diese Schauerbö trug ihren Namen zu recht, sie war schaurig. So schaurig, dass wir einige Zeit beiliegen mussten: Groß weit auf, Vorsegel weg (gelobt sei die Rollgenua) und dann so langsam wie möglich voran. Dafür wiederum war der Sund breit genug. Nach Abzug des ganzen war die Luft etwas raus aus der Besatzung und die Sehnsucht nach einem Hafen groß.
Die nächsten Häfen: Fjaellebroen und Drejö Alter Hafen. Fjaellebroen hat eine Zufahrt, die zumindest auf der Karte etwas kurvig aussieht, und man hätte Wind von achtern. Drejös alter Hafen hat ablandigen Wind, ist aber laut Handbuch nur mit einem Tiefgang bis 1.20m anzulaufen. Das reicht für uns. Wenn auch die Meinungen dazu nicht ganz die gleichen waren.
Ohne die schaurige Bö wären wir hier wahrscheinlich nie eingelaufen, und das wäre schade gewesen. Siehe dazu das Bild oben. Kommt jetzt auf unsere Liste der Häfen, in die man wieder hinein soll, wenn man in der Gegend ist. Niedlich, und trotzdem mit der notwendigen Infrastruktur: Klo, Dusche, Grillplatz, Müllentsorgung und fußläufig erreichbarer Kaufmann. Der ist auch niedlich, aber die wichtigsten Dinge gibt es dort
Und endlich mal ein Hafen, in dem wir das größte Schiff haben 😉
Zu erreichen ist der Hafen über eine gebaggerte Rinne, die mit unorthodoxen aber verständlichen privaten Seezeichen gekennzeichnet ist.

Siehst du den Hut dort auf der Stange?
Siehst du den Hut dort auf der Stange?

Nach einer gar ruhigen Nacht weiter nach Schleimünde. Aus dem „Inselmeer“ alias „dänische Südsee“ gekreuzt und dann ein langer Schlag bis Schleimünde. Nicht viel zu berichten, aber schööön !

Chaos vorm Hafen

Im Allgemeinen bemühen wir uns, auf der Rückreise nicht die gleichen Häfen anzulaufen wie auf der Hinfahrt. Im Allgemeinen klappt das auch. Bei Anholt im Besonderen nicht, aber das kann man gut mehrfach besuchen. Ich kenne sogar Leute, die machen das jedes Jahr. Bei Grenaa könnte man es vermeiden, aber das liegt halt so günstig, und der Yachthafen ist so groß. Weiter über Öer und Stavns Fjord auf Samsö.
Im Detail: Auf Anholt Fete im Lokal am Hafen. Viel Beleuchtung, viel Tanzlärm. Der Berichtende hat Probleme, in diesem Zusammenhang den Begriff Musik zu benutzen. Der Tanzlärm ging etwa so: Dumm-dumm-dumm-dumm (Viertel) dub dub dub dub dub (Achtel) budubudubudubudubum (Sechzehntel). Mit der Technik des Schlagzeugspiels unvertraut fragt er sich, der Berichtende, ob man denn mit einer Bassdrum sechzehntel spielen kann. Und wenn ja, wie. Kann mir das mal ein Drummer vorführen ? Die oben beschriebene Figur war bis mindestens 4:30 Uhr laut und klar zu vernehmen.

Überfahrt nach Grenaa, leider ab Südwestecke Windpark ohne Wind. Grenaa nicht überfüllt. In Grenaa waren einige muntere Kinder für die Beschallung zuständig. Mit dem Schlauchboot durch das Hafenwasser pflügend sangen sie, laut und klar, und gar nicht schlecht, etwa: Tammtammtatarrrammtamm, tatarammtamm, tataraa. Nach mehrmaligem, kreativem Stutzen hatte der Berichtende auch die Zuordnung: Fluch der Karibik, Black Perl in voller Fahrt. Das passt doch. Allerdings hat der Berichtende jetzt einen Ohrwurm:“Tammtammtatarrrammtamm…“

Grenaa nach Öer. Wurde uns von unserem Nachbarn auf Anholt – Gedränge im Hafen fördert die Kommunikation – als Übernachtungshafen empfohlen. Nicht teuer und immer freie Plätze.
Beschallung auf dem Weg nach Öer: Kein Wind, Diesel an, „Ratatatata“.
Öer ist eine Ferienhausanlage mit Bootsliegeplätzen, die in eine aufgelassene Kiesgrube hineingebaut wurde. Durch einen Kanal mit Schleuse mit der See verbunden. Hat schon ein wenig Patina angesetzt. Das mit den Ferienhäusern scheint noch zu laufen, wenn auch einige zum Verkauf stehen. Liegeplätze gibt es mehr als genug. Und die Relaxations- und Bespaßungszentralen, die da mal vorgesehen waren, die haben es offenbar schon vor längerer Zeit aufgegeben. Wenn noch jemand ’ne Seglerkneipe pachten möchte …

Öer Maritime Ferieby
Öer Maritime Ferieby

Beschallung in Öer: Bunt gemischt, schön laut, aber nicht so lang in den nächsten Morgen. „Why she had to go, I don’t know, she didn’t say“.

Mit Südwest von Öer nach Stavns Fjord. Das liegt an der Ostseite von Samsö und ist eigentlich mehr eine Lagune als das, was sich unsereiner unter Fjord vorstellt. Ein Bereich flachen Wassers, durch eine lange Nehrung von der freien See abgeteilt. Darin etliche Inselchen, wovon die meisten unter Naturschutz stehen und nicht, oder zeitweise nicht, betreten werden dürfen. Und mit einer tiefen Rinne die zwischen diesen Inseln hindurchführt. Nicht markiert, was die Sache umso spannender macht. Man soll, laut schlauem Buch, die Wassertiefe aber an der Farbe erkennen können. Ein anderes, ebenfalls schlaues Buch sagt, dass man die gar nicht befahren kann. Oder, noch ’n schlaues Buch, nicht sollte, weil man bei Wetterverschlechterung im Dunkeln nicht, oder nur schwer, wieder heraus findet.
Auch die Meinungen innerhalb der Marthabesatzung gingen zu diesem Thema weit auseinander, und so hat sich der schlechte Kompromiss ergeben: Rein, aber nur ein kleines Stückchen. Dann Ankern. Auch hier gingen die Meinungen auseinander: Der Anker hält, hält nicht, hält doch. Anker wieder auf. Er hielt so gut, das man heftig ackern musste, um ihn wieder auszubrechen. Nochmal ankern. Wetterverschlechterung. Dann doch nach vorne, wo alle ankern, ist dort etwas geschützter. (Ganz hinten, wo ich eigentlich hin wollte, wär es noch geschützter gewesen) Also nach vorne, wo alle ankern. Zwei oder drei Versuche, bei denen der Anker nicht hielt, aber viel Biomasse geerntet hat. Ich hab inzwischen den Überblick über die Anzahl der Ankerversuche verloren, aber jetzt hält er. Und wir liegen da, wo alle anderen auch liegen. Also so, wie ich es eigentlich vermeiden wollte. Dumm gelaufen. Und das Wetter hat sich, zumindest vorläufig, wieder beruhigt.