Pearl Harbour

Schiermonnikoog raus und vor dem Hafen in angemessen tiefem Wasser erst etwas warten. Aus dem Hafen kommt man nur nahe Hochwasser, und im Seegat wollen wir den Strom mit uns haben. Das schenkt uns einige Meilen.

Warten auf den Ebbstrom
Het Riff – Engelmans Plaat: Als Insel zu flach, als Sandbank zu groß

Bis Höhe (eigentlich Länge) vom Rottumer Oog unter Segeln, dann wurde der Wind so dürftig, dass wir mit ein wenig Diesel nachhelfen mussten. Die Meinungen darüber, ob man schon nachhelfen muss, sind da nicht immer einhellig, aber irgendwie einigt man sich schon.

Schiermonnikoog sollte man besuchen, Norderney kann man, Borkum muss man. Wenn die Tide es erfordert, sonst eher nicht. Jede der Ost- und/oder Westfriesischen Inseln hat ihre Fangemeinde, auch Borkum.

Für Boat-People wie uns gibt es allerdings nur einen guten Grund, Borkum anzusteuern. Nämlich den, dass es da liegt, wo es liegt, und bei nahezu jeder Tide angesteuert werden kann. Es gibt zwei Häfen: Den Schutzhafen und den Jachthafen.
Letzterer ist nur um Hochwasser herum befahrbar und gehört zu den unansehnlichsten, die dieses unser Land so zu bieten hat. Einzig das Restaurant dort kann etwas mit dem morbiden Charme der Nachkriegsanlage versöhnen. Den Spruch „pearl harbour = alles in Trümmern“ für diese einzigartige Anlage hab‘ ich von einem Borkumer.

Der Schutzhafen ist ein eben solcher. Er bietet Schutz vor Wind und Seegang. Erst der kaiserlichen, dann den nachfolgenden deutschen Marinen. Und dafür ist er auch ausgelegt und geprägt. Er hat das Flair, das Marineschutzhäfen eben so haben: Keines. Ein und ein halber der ehemaligen Marinepontons werden, neben einer eigenen Steganlage, vom örtlichen Segelverein mitgenutzt. An den anderen liegen hier Versorger, Lotsen und die Gesellschaft mit dem langen Namen und sorgen dafür, dass ständig etwas los ist. Schön ist das nordwestliche Eingangstor zu Deutschland nicht, aber groß und tief.

Am nächsten Tag mit dem Hochwasser, jetzt schon wieder am Vormittag, über die Fischerbalje und das Memmertfahrwasser nach Norderney. Vor Juist wurden wir gewarnt, Hafen zu voll.

Norderneyer bei der Arbeit

Da sind wir jetzt schon zum dritten Mal in diesem Jahr: Vor der Corona-Impfung, nach der Corona-Impfung und jetzt „auf der Durchreise“. Aber jetzt sind Ferien, das merkt am auch daran, dass es jetzt voll wird im Hafen.

Die Insel der grauen Mönche

Die Insel

Da sind wir, auf der Insel der grauen Mönche. Das bedeutet der Name: Schier = grau (westfriesisch), Monnik = Mönch, Oog = Insel. Siehe auch Lange-, Spieker-, Wange-, Old- und Minsener Oog bei uns. Und das kam so: Im Mittelalter gab es hier ein Kloster, zu dem die ganze Insel gehörte. Nach der Reformation hat man das Ganze dann säkularisiert, sprich vertickert. Wurde damit Kapitalanlage (soll ja schon immer Leute gegeben haben, die nicht wussten, wohin mit dem Geld) und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach weiterverkauft. Bis die Insel als Privatbesitz bei einer deutschen Adelsfamilie landete, der sie bis zum Ende des 2. Weltkriegs gehörte. Wer das detailierter lesen möchte, findet es hier.

Die Mönche

Die grauen Mönche treten immer noch an diversen Stellen im Ortsbild des einen und einzigen Ortes auf, der wie die Insel selbst auch Schiermonnikoog heißt. Nicht als Personen, aber als Denkmal und als Verzierung von Straßenschildern oder des alte Leuchturms. Einen neuen gibt es auch, der hat aber eine Radar-Antenne oben drauf, da war kein Platz für einen Mönch. Oder es hätte wohl zu albern ausgesehen, wenn er sich immer hätte mitdrehen müssen.

Der Hafen

„Der Werner“ (siehe unten) sagt, dass man beim Hafen von Schiermonnikoog schon mal damit rechnen müsse, dass er wegen Überfüllung gesperrt sein könne, zumindest in der Ferienzeit. Wir sind, glaub ich, zum ersten Mal während der Sommerferien hier. Gesperrt ist er nicht. Der Hafenmeister beweist aber großes Geschick darin, die in der Tat begrenzte Wasserfläche optimal auszunutzen. Ganz kommt man nicht trocken von einer Seite zur anderen, aber stellenweise kommt man diesem Zustand schon recht nah. Ein bisschen Platz für Schlauchboot oder SUP-Board bewegende Kinder bleibt aber noch. Und die meiste Zeit des Tages bewegt sich auch sonst nichts. Es ist sowieso nicht genug Wasser da. Bei Niedrigwasser liegt der Hafen hoch über der trockenen Wattlandschaft.