Auswirkungen

Unser Problem mit den Gummifüßen, auch wenn es so schnell behoben war, wie es nur irgendwie ging (war ja Pfingsten!), hat die ganze Planung doch etwas durcheinander gewirbelt. Statt, wie gedacht, von Rendsburg oder Kiel wieder nach Hause zu fahren, ging’s mit dem Nahverkehr. Wie liegen (mal wieder) in Bremerhaven und kommen nicht raus, weil der Wind aus Nordwest kommt, die Tide ungünstig ist und so weiter.

Unterweser mit Strom gegen Nordwest

Also Naherkundungen mit den Klappfahrrädern.

Ostufer: Um das Hafengebiet samt allen Containerterminals herum nach Norden. Gegen Nordwest bis Wremen. Kann man da eigentlich mit dem Boot hin? Jan Werner (der mit den Büchern) sagt ja, Sabine sagt “nein”, oder besser “Du kannst ja”, was soviel heißt wie “Da komm ich nicht mit”. Der heimische Fischer, den ich gefragt hab, sagte “Besser nicht” wegen des Untergrunds. Also lassen wir es wohl.

Kutterhafen Wremen bei Niedrigwasser

Zwischen Bremenhafen und Wremen gibt es den Ochsenturm. Von See ausgut zu sehen, hatte er wohl mal Bedeutung als Landmarke für die mehr oder weniger christliche Seefahrt und hat den Abriss der Kirche, von der er mal der Turm war, darum überlebt. Heute steht er etwas unmotiviert in einem Friedhof und ist einfach nur noch der Ochsenturm. Den man aber besichtigen und besteigen darf.

Westufer: Mit der Fähre nach Blexen und dann hinterm Deich nach Burhave und Fedderwardersiel. Burhave hat gar keinen Haven/Hafen, zumindest nicht mehr. Dafür aber eine “Seebrücke”, die die schlickgeplagten Besucher so bis etwa ans Wasser führt.

Die “Seebrücke” von Burhave

Fedderwardersiel hat (noch) einen Hafen, der aber, vermutlich wegen der Fahrrinnenvertiefungen der Weser, arge Verschlickungsprobleme hat.

Nähe Nordenham haben die Tourismusförderer einen “Weserstein” aufgestellt, der dem Unbedarften in übertrieben schlichten Worten mitzuteilen versucht, in Nordenham-Blexen sei die Weser zu Ende.

Weserstein Blexwn

Was ja nach landläufiger Konvention erst bei der Schlüsseltonne der Fall ist. Und die liegt noch etliche Meilen weiter nordwärts.

Von Stein zu Stein,
So soll es sein.
(Das ist fein,
Für groß und klein,
So prägen sie sich's ein, 
Nein?)

Der Teil in Klammern wurde vom Autor sinngemäß und im Stile passen ergänzt.

Bremerhaven: Hier gab’s ein Drachenfest. Allerdings, soweit wir das beurteilen können, mit einem eklatanten Mangel an Drachen. Die paar, die da waren, waren aber ganz nett. Fanden wir.

Endlich

Dienstag: Der Motor steht endlich (wieder) auf eigenen Füßen. In der Tat haben sich die Schwingungen und Resonanzen deutlich verändert. Was ein wenig darauf hin deutet, das die Aufhängungen wohl schon länger ihre jugendliche Frische verloren hatten. Und nochmal ein Lob den freundlichen und kompenten Monteuren. Die noch etliche Dinge gefunden haben, die mir als Laien offenbar immer entganegn sind. (“Da scheuert was.”, “Das würde ich mal wegbinden”, “Der Schlauch ist schon ein bisschen weich.”, “Da sollten neue Dichtungen rein,wenn das da rostet, dann leckt das schon etwas.”)

Das der Skipper dann vor lauter Freude beim Ablegen zur Probefahrt die schon fast klassische Slapstick-Nummer mit dem Kabel …. Nun ja, shit happens, und Schaden ist keiner entstanden, außer am Selbstbewusstsein.

Mittwoch: Schön rund lief er, der Motor, wenn auch nicht lang, weil Wind zum Segeln war. Ziel ließen wir offen, wegen Nordwinds und Mittagshochwasser war Bremerhaven unter Segeln nicht drin. Für Berne schon zu wenig Wasser, dito die ganzen Sielhäfen an der Unterweser. Elsfleth Yachthafen ist unter der Woche ein bisschen kompliziert, weil die Schleuse dann nur zu bestimmten Zeiten und nach Anmeldung schleust. Bleibt als Elsfleth Stadthafen.

Dort zwischen allerlei eigenwilligen Schwimmteilen übernachtet, bekannten und unbekannten, dafür aber skurilen.

Urlaub am Steg

Die Fachfirma war da, in Gestalt ihrer Monteure natürlich. Nach erfreulich kurzer Zeit war der Motor vom Fundament gelöst und hing über dem selbigen. Und nach Demontage der vier Motorfüße stellte sich heraus, nicht einer, nicht zwei, nein drei von vieren waren gerissen. Soweit so gut noch, Ersatz war ja da, aber… Vor den vorderen Motoraufhängungen läuft ein Bügel von einer Seite zur anderen. Der Sinn der Konstruktion hat sich mir nicht unmittelbar erschlossen, die Fachleute ließen das Wort “Blockversteifung” fallen, ich hab’s wieder aufgehoben, konnte aber trotzdem nichts damit anfangen. Vielleich kann mich da ja ein maschinenbaulich Gebildeterer aufklären. Jedenfall meinte der Fachmann: “Da haben wir ein Problem.” Eine Schweißnaht beginnt gerade aufzureißen. Ich seh nichts. Da! Ich seh nichts. Foto, Vergrößerung betrachtet. Ich seh immer noch nichts. Teil umgedreht, mit der Fingerspitze drauf gezeigt. Ich ahne einen mikroskopischen Riss an einer ziemlich schlecht zugänglichen Stelle. Können sie das schweißen? Wenn’s mein Boot wäre, würde ich’s machen. Aber nicht, wenn ich Garantie geben muss. Kann ein Jahr halten oder vier. Habt ihr hier jemanden, der gut schweißen kann? Naja, wenn sie das nicht können, kann es hier auch keiner. Also Ersatzteil. Anruf bei der Firma: Haben wir beim letzten Aufräumen weggeworfen. Ärgerlich. Also bestellen. Teuer ist das Ding auch noch. Es ist der Freitag vor Pfingsten. Dienstag nach Pfingsten soll das Teil da sein, dann geht’s weiter.

Der schwebende Motor

Derweilen Urlaub am Steg. Machen wir das Beste daraus. Für die nächsten Tage:

Sonnabend: Fahrradtour mit den Bordklapprädern: Nach Lemwerder, mit der Fähre zur anderen Weserseite nach Vegesack, zur Moorlosen Kirche(1), durchs Biotop-Reservat (oder wie immer das heißt) zur Lesum, zurück nach Grohn, Jimmi an Bord besucht. (Dessen Boot ist auch fast fertig. Fast fertig sind wir ja hoffentlich auch.) Und wieder mit der Fähre zurück.

Sonntag: Besuch der Enkelkinder. Die erforschen mit anderen, etwas älteren Vereinskindern die Ochtum bei Niedrigwasser.

Alles zumindest viel besser als zu Pfingsten bei strahlendem Sonnenschein auf der Autobahn im Stau zu stehen. Und eigentlich auch besser, als sich in überfüllten Yachthäfen rum zu treiben. Und zu Pfingsten sind sie eigentlich alle voll.

Think positiv!


(1) Für ortsfremde Mitmenschen: Die Kirche ist keineswegs moorlos, sondern mutterlos. Weil sie dereinst mal durch eine Verlagerung des Flussbetts von ihrer “Mutterkirche” abgeschnitten wurde. Ein bisschen verballhornt, das Ganze.

2023: Erster Versuch

So ganz genau haben wir dieses Jahr nicht festgelegt, wo wir eigentlich hin wollen. Irgendwas so Richtung Dänemark, Schweden, vielleicht mit ein bisschen Nordfriesland oder Eider. Jedenfalls erstmal los. Der Motor hat neue Einspritzdüsen bekommen, die Wellendichtung ist neu, weil sie undicht wurde. Bei der Gelegenheit auch gleich eine neue Welle, da etwas eingelaufen und schon einmal nachgearbeitet. Und das Wellenlager auch gleich, wenn man schon alles auseinander hat. So sollte eigentlich nichts mehr schief gehen an der Maschine. Erste Etappe nur bis Elsfleth. Die Tide wollte, dass wir erst am Nachmittag ablegen.

Am Steg zeigte die Logge noch den Strom an, nach der Abfahrt stand sie beharrlich auf Null. Meistens regelt sich das, weil nur irgendein Fremdkörper im Impeller klemmt und dann früher oder später herausfällt. Wenn es sich nicht regelt, hilft oftmals rückwärts fahren. Half auch, allerdings ist uns danach aufgefallen, das der Motor stärker vibrierte als normal. Ob es da wirklich einen Zusammenhang gibt, da sind wir uns nicht sicher. Jedenfalls wackelt er. Als Zweizylinder darf er zwar wackeln und hat das auch immer schon getan, aber doch nicht so. Und vor allem nicht bei den Drehzahlen, bei denen er bislang halbwegs ruhig lief.

Beim suchenden Blick auf, an und unter die Maschine kam der Verdacht auf, dass einer der Gummidämpfer der Motoraufhängung gerissen ist. Ein Foto für die Fachfirma und vorläufiges Ende der Reise.

“Das Böse”

Es ist Sonnabend, machen wir das Beste daraus, Wochenende in Elsfleth. (Der Italiener am Yachthafen kann empfohlen werden.)

Den Sonntag haben wir genutzt, die Gegend per Fahrrad zu verunsichern. Jeder, der auf der Weser ein Wasserfahrzeug bewegt, dürfte Käseburg kennen. Weil dort eine Meldestelle und die Grenze zwischen den Revieren Bremen und Bremerhaven ist. Ansonsten ist dort, trotz “-burg” im Namen, nicht so ganz viel los. Ein paar Häuser, ein paar mehr Schafe, ein Siel-Schöpfwerk und ein altes Sieltor, das aber auf dem Trockenen steht.

Bis Brake sind wir noch geradelt, einmal um den Binnenhafen und wieder zurück. (Beitragsbild: Reste einer Braker Werft)

Montag morgen, Anruf bei besagter Fachfirma: Ja, die Halterung is’ ab. Nur die eine? Weiss ich nicht, fühlt sich so an, ist aber nicht einsehbar ohne diverse Teile abzubauen. Und wenn schon erneuern, dann doch gleich alle, oder? Das macht Sinn. Werde mal sehen, ob ich die Teile kriege.
Zurück zur Ochtum, mit viel Wind, wenig Segelfläche und unter minimalem Motoreinsatz – Ablegen, Schleue, Anlegen. “Auf eigenes Risiko. Der wird ja noch von seinem Gewicht am Platz gehalten.” Naja, mindestens zwei Füßchen sind ja auch noch heil.

Noch zwei, drei Telefonate. Jetzt haben wir einen Termin, nicht ganz sicher, aber dafür noch diese Woche.

Weiteres zum Thema folgt.

Augusthitze

Ja doch, ein paar Termine gab’s schon. Ob es aber eine gute Idee war, trotz vorhergesagter Hitzewelle von den Inseln zurück nach Hause zu fahren …

Wangerooge-Horumersiel – kein Wind

Horumersiel – Bremerhaven – kein Wind. Bis auf die letzten Meile vor den Containerterminals. Da gab’s welchen, direkt von vorn auf die Nase. Da darf man aber nicht kreuzen. Selbst wenn man gedurft hätte, man hätte nicht können. Weil da gerade ein Containerschiff gedreht wurde und dabei, ohne Sperrung, fast die ganze Breite des Fahrwassers in Anspruch genommen hat. Yachties durften noch durch, aber ein komisches Gefühl bleibt trotzdem, wenn so ein Teil so nah an einem bewegt wird.

Bremerhaven: schwül-warm, kein Wind.

Am nächsten Tag zurück zur Ochtum. Kein Wind. Wenn ich auch mal hier geschrieben hab, die Nordsee sei nie so völlig glatt wie die Ostsee das manchmal kann – Die Weser kann auch so glatt sein. Wind gab es auf der letzten Meile, genau von vorn und mit Gegenverkehr.

Nun liegen wir wieder am heimatlichen Steg, es ist schwül-warm, zwischendurch sah es mal nach Gewitter aus, kam aber nichts.

Bremen-Stockholm-Bremen ist damit beendet, wir danken den Lesern für ihr Interesse und verbleiben bis zum nächsten Mal

Eure Martha-Crew