Der Charon von Karön

Mitunter gibt es bei uns einen Wettbewerb, wer denn, je nach Interessenlage, das bessere oder schlechtere Wetter liefern kann. Kann man ja durch Auswahl der passenden Quelle beeinflussen,und jeder hat da so seine Favoriten. In einem allerdings sind sich heute und für dieses Vorhersagegebiet alle einig: Es ist sehr windig und böig und der Wind kommt aus Nordost. Windfinder sagt 5 mit Böen 7. Mein Nasensensor sagt 7 mit Pause, wo`s dann nur 5 hat. Beim Regen scheiden sich die Geister, laut Windfinder regnet es gerade, laut Nasensensor regnet es nicht nur nicht, es scheint sogar die Sonne. Ist allerdings alle paar Minuten anders, so dass wir auch nicht Willens sind, unsere
¨2 ST HOPFÄLLBARA MINICYKLAR¨ zu aktivieren. So abgeschrieben von einem Verkaufsangebot, das hier am Steg angeschlagen ist. Die Aussicht, mitten auf der Strecke zwischen Rönnebyhamn und Rönneby einen Schauer abzubekommen hält uns an Bord.
An dieser Stelle hallt, während ich tippe: ¨Gut, dass wir nicht unterwegs sind¨ durch`s Schiff. (Naja, es hallt nicht, so groß ist das Boot nicht. Das ist dichterische Freiheit.)
Damit Rönneby nicht ganz ausfällt, zitiere ich aus meinem Standardwerk ¨Ostsee in Scheiben¨. Ich darf das, ich gebe nämlich die Quelle an und habe alle Rechte am Text. Bin ja kein Politiker. Wobei ich noch zwei Tippfehler korregieren konnte – man kann das, was man selbst geschrieben hat, lesen bis der Arzt kommt, man sieht immer nur das, was man meint, geschrieben zu haben. Nicht das, was da steht. Zitat:

¨Am Mittag des nächsten Tages geht’s weiter nach Rönneby, oder besser zum Yachthafen von Rönneby. Der besteht aus zwei Teilen, einem größeren auf dem Festland und ein paar Liegeplätzen auf der Insel Karön, dazwischen ein durchaus überschaubarer Streifen Ostseewasser. Bei Ostwind, und den haben wir gerade, läge man auf Karön wahrscheinlich um etliches ruhiger, wäre aber natürlich immer auf die kleine Fähre angewiesen. Die verkehrt nach Bedarf und wird vom Hafenmeister so nebenher bedient. Wir bleiben auf der Festlandseite und lassen uns ein bisschen schaukeln.

Die Stadt selber liegt ein Stückchen landeinwärts, und wir suchen sie lieber mit dem Fahrrad auf. Auch wenn der wie üblich freundliche Hafenmeister – man muss das mal erwähnen, denn bei uns gibt es ja auch andere – meint, man solle da doch mit dem Dinghy hin. Das ist uns aber zu viel Aufwand, und der Weg am Kanal entlang zeigt uns dann auch, das wir da Recht hatten.

Rönneby ist gut zur Versorgung, es gibt eine kleine Altstadt und einen großen Kurpark. Es gibt eine alte Kirche mit der Erläuterung, siehe Schilder, dass dort Anno 1564 im Verlaufe eines der zahllosen Kriege zwischen Dänen und Schweden die, damals noch dänische, Bevölkerung in der Hoffnung auf Schutz in diese Kirche geflohen ist und dann dort von den schwedischen Landsknechten niedergemacht wurde. Kriegsverbrechen sind offenbar auch keine Erfindung des 20. Jahrhunderts. Und die Dänen und Schweden leben irgendwie heute noch in dem Spannungsfeld zwischen nordischer Solidarität und Erbfeindschaft.

Zusammengefasst: Netter Hafen, Stadtgang kann sein, aber wenn nicht, ist es meines Ermessens auch zu verschmerzen – wenn man kein passionierter Freund von Kurorten ist.¨

Nächste Bö: ¨Ach wie schön dass wir nicht auf Ex-, Ek- , Ägg-, äh,  -öen sind.¨ Stimmt, aber da wären wir jetzt auch nicht mehr.
Das einzige Fahrzeug, das sich hier zur Zeit noch vorwärts bewegt, ist die kleine Fähre die nach Karön über den Sund fährt.

Fähre : der Charon von Karön

Drüben wohnen ein paar Leute, es gibt weitere Liegeplätze und ein zweites Restaurang, dass aber offensichtlich zum Restaurang auf dieser Seite dazu gehört. Oder zumindest die Werbung abstimmt.

Die Lotsenschäre fällt aus

Die Wettervorhersage sieht, oder sah, denn die für heute ist ja nun keine Vorhersage mehr, so aus: Heute NO 4, Böen 6, morgens Regen, mittags etwas Sonne, abends bedeckt. Nachts Regen. Morgen das Ganze nochmal, aber mit 5, Böen 7. Für heute hat es gestimmt.
Da man in den Schären nur segeln kann, wenn der Wind aus der richtigen Richtung kommt, kreuzen geht hier nicht, haben wir uns entschlossen, auf den erfreulichen Teil des Wettergeschehens zu warten und sind dann unter Motor durch die Schären Richtung Ost. Also gegen den Wind. Abfahrt gegen 13 Uhr, da hatte es aufgehört zu regnen und wurde richtig warm, innerhalb weniger Minuten.
Im Bereich des, oder der, Schärengürtel sind in den Seekarten Wege vorgeschlagen. Diesen sollte man als Ortsfremder auch folgen, denn wenn man hier vom rechten Wege abkommt, hat man wirklich ein Problem. Und die Sache erfordert Aufmerksamkeit, die problematischen Stellen sind zwar mit Seezeichen markiert, aber die Obrigkeit neigt hier dazu, bei der Dimensionierung der Tonnen zu sparen. Und eine grüne Tonne vor grünem Wald auf grünem Wasser ist nicht immer wirklich gut aus größerer Entfernung zu sehen. Siehe Bild oben.

Lotsenhafen Stora Ekön, zuviel Wind aus der falschen Richtung

Wären gerne wieder nach Stora Ekön, der Lotsenschäre. Früher stand da die Lotsenstation von Rönneby drauf, und die Insel ist immer noch im Besitz der Gemeinde. Heute ist sie öffentlicher Schutzhafen, oder manchmal auch Fetenhafen. Die Infrastruktur ist einfach, aber ausreichend. Allerdings müssen die Lotsenboote sehr klein gewesen sein, in den Hafen käme selbst eine so kleine Yacht wie unsere Martha nur mit Mühe. Man liegt mit Heckanker außen an der Hafenmauer. Oder eben auch nicht. Denn der frische Wind hat uns überzeugt, das Projekt ¨Stora Ekön¨ aufzugeben und in den Yachthafen von Rönnebyhamn weiterzufahren. Und damit es noch ein bisschen spannend wird durch die Hintertür. Eine, siehe oben, in den Karten ausgewiesene Strecke, die aber wirklich nur für kleinere, und vor allem flachgehende Boote in Frage kommt. Da sind wir mit unseren wattgängigen Fahrzeugen gegenüber den Schweden klar im Vorteil.

Rönnebyhamn, Hintereingang

In Rönnebyhamn zahlt man sein Hafengeld im Restaurang (das schreibt man hier so) am Hafen. Wenn denn da jemand wäre. Türen zu, Stricke vor allen Eingängen. Sieht so aus, als hätte die Saison noch nicht begonnen. Oder man rechnet nicht damit, dass ein paar arme Irre bei diesem Wetter unterwegs sind.
So ist es schön ruhig hier, und der Wind kommt genau von vorn.