Norderney, die Dritte

Gestern nach einer Rundfahrt durch den Yachthafen als dritte im Päckchen festgemacht. Heute morgen um 6 hat sich der innere nach Lauwersoog davon gemacht, wir haben dann den Innenplatz eingenommen, weil der mittlere auch am Vormittag weg wollte und ist, nur nicht so unchristlich früh. So ist das eben mit der Tide.
Da wir mit unseren knapp 9 Metern auf einem Platz liegen, der, mit Überhang, auch noch für 13 Meter ausreichend wäre, hätten wir uns gerne woanders hingelegt. Sonst hat man schnell vier solche Riesenteile an sich dran hängen, was dann zu sehr straffen Leinen und platten Fendern führen könnte. Und zu viel Durchgangsverkehr über das Vordeck. (Für die möglicherweise segelferne Leserschaft: Vorn geht man durch, hinten ist Privatbereich. So will es die Yachtetikette.) Mittags war immer noch nichts anderes frei und wir haben uns auf die Insel aufgemacht. Besuch beim Leuchtturm.
Sabine hat sich die zweihundertundnochwassechzig Stufen gespart, der Schreiber nicht. Der Blick lohnt sich. Der Leuchtapparat des Norderneyer Turms stammt übrigens aus Frankreich. Er wurde nach dem Krieg von 1870/71 als Reparationsleistung eingefordert und dreht als einziger deutscher Leuchtturm links herum. Die riesige Fresnel-Optik ist noch erhalten und auch noch in Betrieb. Obwohl man vermutlich heute die gleiche optische Leistung auf eine Frühstücksteller unterbringen könnte. 1870 musste die Optik so groß sein, weil auch die Lichtquelle, mehrere Lampen, so groß war.

Der Leuchapparat des Norderneyer Leuchtturms
Blick von oben

Gang am Strand, auch durchs FKK-Gebiet. Freikörper-Kultur, so’n Quatsch. Kultur fing damit an, dass man sich was anzog. Wir Deutschen haben ja noch den Kulturbeutel. Vermutlich kann kein anderes Volk auf Erden die Kultur in Beuteln abpacken.

Viererpäckchen

Bei Rückkehr in den Hafen waren wir dann der innere im 3-er Päckchen. Zwischendurch waren es mal 4, jetzt sind’s wieder 3, aber der Abend ist ja noch nicht zu Ende.

Pearl Harbour

Schiermonnikoog raus und vor dem Hafen in angemessen tiefem Wasser erst etwas warten. Aus dem Hafen kommt man nur nahe Hochwasser, und im Seegat wollen wir den Strom mit uns haben. Das schenkt uns einige Meilen.

Warten auf den Ebbstrom
Het Riff – Engelmans Plaat: Als Insel zu flach, als Sandbank zu groß

Bis Höhe (eigentlich Länge) vom Rottumer Oog unter Segeln, dann wurde der Wind so dürftig, dass wir mit ein wenig Diesel nachhelfen mussten. Die Meinungen darüber, ob man schon nachhelfen muss, sind da nicht immer einhellig, aber irgendwie einigt man sich schon.

Schiermonnikoog sollte man besuchen, Norderney kann man, Borkum muss man. Wenn die Tide es erfordert, sonst eher nicht. Jede der Ost- und/oder Westfriesischen Inseln hat ihre Fangemeinde, auch Borkum.

Für Boat-People wie uns gibt es allerdings nur einen guten Grund, Borkum anzusteuern. Nämlich den, dass es da liegt, wo es liegt, und bei nahezu jeder Tide angesteuert werden kann. Es gibt zwei Häfen: Den Schutzhafen und den Jachthafen.
Letzterer ist nur um Hochwasser herum befahrbar und gehört zu den unansehnlichsten, die dieses unser Land so zu bieten hat. Einzig das Restaurant dort kann etwas mit dem morbiden Charme der Nachkriegsanlage versöhnen. Den Spruch „pearl harbour = alles in Trümmern“ für diese einzigartige Anlage hab‘ ich von einem Borkumer.

Der Schutzhafen ist ein eben solcher. Er bietet Schutz vor Wind und Seegang. Erst der kaiserlichen, dann den nachfolgenden deutschen Marinen. Und dafür ist er auch ausgelegt und geprägt. Er hat das Flair, das Marineschutzhäfen eben so haben: Keines. Ein und ein halber der ehemaligen Marinepontons werden, neben einer eigenen Steganlage, vom örtlichen Segelverein mitgenutzt. An den anderen liegen hier Versorger, Lotsen und die Gesellschaft mit dem langen Namen und sorgen dafür, dass ständig etwas los ist. Schön ist das nordwestliche Eingangstor zu Deutschland nicht, aber groß und tief.

Am nächsten Tag mit dem Hochwasser, jetzt schon wieder am Vormittag, über die Fischerbalje und das Memmertfahrwasser nach Norderney. Vor Juist wurden wir gewarnt, Hafen zu voll.

Norderneyer bei der Arbeit

Da sind wir jetzt schon zum dritten Mal in diesem Jahr: Vor der Corona-Impfung, nach der Corona-Impfung und jetzt „auf der Durchreise“. Aber jetzt sind Ferien, das merkt am auch daran, dass es jetzt voll wird im Hafen.