Greetsiel und umzu

Ganz Deutschland ist von einer Hitzewelle besetzt. Ganz? Nein, ein kleiner Bereich ..

Ganz Deutschland ..

Ich weiß, ich hab das schon benutzt, aber ich kann dem nicht widerstehen.
Wirklich gab es gestern eine Hitzewarnung des Deutschen Wetter-Dienstes, in dem der Küstebereich ausgenommen war. Wobei dem Berichtenden nicht klar ist, ab welchen Temperaturen gewarnt wird.
Unser Plan war, die untere Ems etwas hinauf zu segeln. Die Wirklichkeit ist, dass wir genau und nur bis Greetsiel gekommen sind. Hier liegen wir in der Mitte des Hafens auf einem Platz, an den der Wind gut heran kommt und schön kühlend durch´s Boot weht.

Waschtag

Der Ort ist, vorsichtig gesagt, touristisch intensiv genutzt. Saint Tropez, Acapulco, Greetsiel. Die Corona-Beschränkungen haben Greetsiel etwas zum Mallorca der Ems gemacht. Inclusive vieler lustiger und sehr lustiger Gäste. Besonders am Wochenende waren viele schon Mittags sehr lustig. Weil wir in jeder Richtung etwa 100m Wasser um uns haben, Steg ausgenommen, können wir uns aber gut zurückziehen. Das Gejole vom Ostfriesen-Ballerman gegenüber muss man ausblenden.

Eisladen mit Corona-Schlange

Durch den Ausbau des Leysiels ist ein Binnenhafen entstanden, der durchaus Postkartenqualitäten hat. Und viele der Kutter werden offensichtlich auch noch bestimmungsgemäß, also für die Krabbenfischerei, benutzt.

Greetsiel

Ob der Fremdenverkehrsverband für den Erhalt des schmucken Zustands beiträgt oder die Vermieter der Ferienwohnungen und die Fischer die gleichen Personen sind, ist dem Schreiber nicht bekannt. Letzteres ist nicht unwahrscheinlich, denn so viele Einwohner gibts hier nicht, wenn die Touris erst mal weg sind.

Normalerweise befällt den Skipper ja ein kaum beherrschbarer Wandertrieb, wenn er mehr als 2-3 Tage an einem Ort ist. Und das weitaus meiste des Ems-Sanremo haben wir auch schon abgehakt. In einem Anfall von Abenteuerlust haben wir uns heute Morgen, wegen der Hitze für unsere Verhältnisse früh, auf die Fahrräder geschwungen und sind nach Marienhafe und auch wieder zurück.

Marienhafe

Marienhafe ist eigentlich ein Ort von minderer Bedeutung, mit etwas mehr als 500 Einwohnern. Was ihn auszeichnet, sind die Reste einer Kirche, die einst die größte zwischen Bremen und Groningen gewesen sein soll. Warum dort im 13. Jahrhundert ein solcher Riesenbau angelegt wurde und von wem, weiß keiner mehr. Das hohe Dach war einst auf einer Seite mit Kupfer, auf der anderen mit Schiefer (Ley) gedeckt und diente damit als Seezeichen. In früheren Jahrhunderten reichte die See sehr viel weiter an Marienhafe heran. Um 1400 soll sich hier ein gewisser Klaus (oder Nikolaus) Störtebecker verschanzt haben, als seine Kariere dem Ende zu ging.

Kirche Marienhafe

Bei dem ist es so ähnlich wie bei Homer, von dem man ja weiß, dass er blind war, aber nicht, ob er gelebt hat. Vom Klaus weiß man, daß er Pirat war, aber nicht, ob er gelebt hat. Und das ein friesischer Häuptling Okko tom Brook ihn geduldet oder unterstützt hat. Nach beiden dieser zwielichtigen Gestalten sind hier jedenfalls mehrere Plätze, Straßen und Wege benannt.
Was man weiß, und zwar ziemlich genau, ist, das die Gemeinde Marienhafe mit dem Unterhalt ihrer Riesenkirche überfordert war und dass, weil noch nicht existent, auch das Landesdenkmalsamt kein Geld locker machen konnte. Man hat also, mangels besserer Alternativen, den Friesendom drastisch zurück gebaut: Dach weg, Chor weg, Querhaus weg, Seitenschiffe weg, Öffnungen zugemauert. Turmhaube war vermutlich schon weg, 2 Stockwerke abgetragen. Der Rest steht noch und wirkt jetzt merkwürdig amputiert. Der Turmstumpf ist immer noch beeindruckend. Bezahlt wurde der Umbau dadurch, das die Beteiligten das Abbruchmaterial mitnehmen durften.
Man könnte mal überlegen, ob das Verfahren nicht auch für den einen oder anderen jüngeren Bau Anwendung finden könnte.
Den Turmrest könnte man sogar besteigen. Wann man nicht, wie wir, blöderweise an einem Montag ankommt. Da ist er nämlich, wie ein Museum, geschlossen.

Wattwürmer und Pinguine

Bitte Abstand halten!

Ende eines schönen Tages

Wärend wir auf dem Watt kein Problem haben, Abstand zu möglichen Infektionsträgern zu halten, ist das an manchen Bereichen der Touristenorte nur bei sehr weiter Auslegung der Bestimmungen möglich. Das Tragen der Masken bewirkt nicht unbedingt, dass das Krisenbewusstsein aktiviert bleibt. Der Berichtende kann sich da nicht ausnehmen.

Abstand einhalten!

Von einer der Fähren tönt eine Lautsprecherdurchsage übers Watt: ¨ .. und achten sie auf ihren Abstand .. ¨. Auch für die Fähren ist das Abstand halten in der Enge des Fahrwassers nicht ganz einfach.

Zumindest auf dem Watt könnte man die Abstände ja einhalten. Bei manchen Lebensformen geht das aber einfach nicht, z.B. bei Pseudo-Pinguinen.

Pseudo-Pinguine

Wie alle Pinguin-Arten wird er meist in Habitaten beobachtet, für die er nur unzureichend ausgestattet ist.

Schon bei früheren Aufenthalten auf Juist ist mir aufgefallen, dass die Fähren sich mit voller Maschinenleistung durch die Rinne schieben, statt eine Viertelstunde zu warten, bis genug Wasser da ist. Inzwischen hab ich den Verdacht, dass das Absicht ist, um die Rinne frei zu halten. Der Hafen liegt ja an einer Stelle, wo die Natur keinen Hafen will.

Der Skipper hatte gemeint, bei diesem ruhigen Wetter würde der Draggen, also unser ¨Kaffee-Anker¨ ausreichen. Tut er aber nicht.

Dieser Anker ist für diesen Grund nicht geeignet

Zumindest nicht auf diesem festen Grund.

Der feste Untergrund gab aber die Gelegenheit, die Fahrwasserverhältnisse näher zu untersuchen. Ergebnis: Im Nordland-Fahrwasser, der alternativen Zufahrt zum Juister Hafen, kann man bei Niedrigwasser in der Mitte gut stehen. Die Knöchel werden nicht nass.

Nordland-Fahrwasser bei Niedrigwasser