Vom Winde verweht ..

Für Dienstag hat sich Bersuch der nächsten und übernächsten Generation angekündigt. Das freut Oma und Opa sehr, bringt aber auch Anforderungen mit sich. Weil man kleine und nicht mehr ganz so kleine Kinder ja nicht allzu lange in ein Auto einsperren kann. Also müssen Oma und Opa mit dem Boot dahin kommen, wo man auch mit dem Auto von Bremen aus schnell hin kommt. Dänische Inseln sind da nicht ganz die optimale Wahl. Unser Ansatz ist, an die Schlei zu kommen. Halbwegs auf unserem Weg, kinderfreundlich, mit dem
Auto gut zu erreichen.
Das Wetter ist allerdings zur Zeit so, dass man seine Navigationsplanung schon etwas verstärkt darauf einstellen muss: Ost bis Nordost 5 bis 7 Bft. Wobei die 7 nicht wirklich Böen sind, jedenfalls bis jetzt. Es bläst einfach mal etwas weniger, mal etwas mehr. Insgesamt aber schon recht ausdrucksvoll. Plan also: Durch
den Langeland-Sund (Schutz durch Langeland) in den Svendborg-Sund (Schutz durch Land in Luv), dann je nach Windlage einen Hafen suchen..

Svendborg

Am Westausgang des Sundes haben wir dann festgestellt, dass es mit gerefftem Vorsegel vor dem Wind ganz gut geht und haben das Ziel auf Ärösköping geändert (Schutz durch die Inseln und Flachs der ¨dänischen Südsee¨).
Der kräftige Ostwind hat uns ermöglicht, auf das Verbrennen von Dieselöl weitestgehend zu verzichten. Mit Diesel: Vom Liegeplatz Lundeborg zur Hafenmole Lundeborg. Ohne Diesel Hafenmole Lundeborg bis Hafeneinfahrt Yachthafen Ärösköping. Mit Diesel in den Yachthafen von Ärösköping, durch den Yachthafen von Ärösköping, raus aus dem Yachthafen von Ärösköping und
rein in den Stadthafen von Ärösköping. Yachthafen war uns zu voll und zu eng.
Wir waren uns unschlüssig, wann wir hier zum letzten Mal waren. Es könnten schon 20 Jahre oder mehr sein, und es hat sich nicht viel geändert. Dass sich hier nicht viel ändert ist überhaupt das Charakteristische an Ärösköping. Hier hat sich in den letzten mindestens 250 Jahren nichts geändert.

Ärösköping

Ehemals war hier das Zentrum der Insel Ärö, die Wirtschaft – Werften, Fischerei, Schifffahrt samt Zulieferern – hat sich nach Marstal und Söby verlagert. Ärösköping ist das malerische Stadtbild geblieben und der Anspruch, eine Stadt zu sein.

Marktplatz Ärösköping

Einwohnerzahl dieser Stadt, Stand 1.1.2019: 948.
Heute lebt der Ort vom Tourismus und gilt als einer der malerischsten
Dänemarks. Es kann auch von Vorteil sein, von der Geschichte vergessen zu werden. Was man hier im Winter macht wissen wir nicht. Immerhin sind die Fährverbindungen nach Svendborg gut.
Eine Besonderheit des Hafens von Ärösköping ist das Kochhäuschen: Zu Zeiten der hölzernen Schiffe mit den eisernen Matrosen war im Hafen kochen an Bord verboten. Wegen des Brandschutzes.

Das Kochhäuschen

Da mussten die Schiffsköche ins Kochhäuschen an Land umziehen. Ein solches Häuschen, das zusätzlich auch noch ein Leuchtfeuer
beherbergte, ist hier erhalten. Dient heute allerdings als überdachter Grillplatz, ohne Leuchtfeuer. Und steht unter Schutz, aber das gilt fast für den ganzen Ort.

Omø

Der natürliche Weg des Nordseeseglers Richtung Kopenhagen oder Schweden geht von Kiel aus um die Südspitze von Langeland und dann durchs Smålandfahrwasser. Natürlich auf der Südseite, das ist der kürzeste Weg und hier liegen auch etliche nette Inseln. Darum haben wir uns von Vordingborg aus auf der Rückfahrt an der Nordseite des Smālandfahrwassers gehalten. Da, wo man in der Regel nicht hinkommt. Vor dem Wind von Vordingborg, unter größtmöglicher Schonung fossiler Energieträger, bis dort, wo das Smålandfahrwasser in den Großen Belt übergeht. Dort liegen zwei Inseln, die von den Hafenhandbüchern als idyllisch angegeben werden, Agersø und Omø. Es gibt auch einen Festlandshafen dazu, der liegt aber in einem Industriegebiet, neben Dänemarks größtem Kraftwerk, und ist vermutlich nicht ganz so idyllisch. Festland ist relativ, aus Sicht der kleinen Inseln ist Seeland eben so-gut-wie Festland.

Omø läßt sich etwa so beschreiben: Ein Dorf, 168 Einwohner (die kennen einander vermutlich alle), eine Kirche, ein Leuchtturm, ein Fischerhafen, ein Yachthafen. Ein Köpmand und ein Hotel. Straßen und Autos gibt es, es wird aber am Hafen darauf hingewiesen, dass die Einwohner nicht gewohnt sind, zur Rettung ihres Lebens zur Seite zu springen.
Die Idylle hat aber ihren Preis. An vielen, gepflegt aussehenden Häusern mit ¨Til salg¨,“Kan købes“  oder ähnlichen Aufschriften.
Am Hafen gibt es Leihfahrräder. Gegen Diebstahl sind sie gut geschützt, denn man bekommt sie nicht über die Fähre, ohne ertappt zu werden. Zudem haben sie Vollgummireifen, sind gruselig instabil, unbeleuchtet und unbequem und haben eine Übersetzung, mit der man nur gut bergauf fahren kann. Die klaut keiner, und wenn, bringt er sie wieder zurück. Aber für die wenigen Kilometer Wege, die man auf einer 4 km² großen Insel mit viel Moor hat, reichen sie aus. Auf unserer Inselbesichtigungsradtour sind wir, weil wir wohl etwas planlos in den Plan geschaut haben, von einem schon etwas betagteren Einheimischen angesprochen worden, der uns zu den Attraktionen der Insel weisen wollte, selbst allerdings im Umgang mit Karten eher unbeholfen wirkte – um es mal vornehm auszudrücken. Und die Karte ist, aus guter Nachbarschaft und wegen der geringeren Kosten, eine Karte von Omø und Agersø. Heftform, rechts Omø, links Agersø. Was unseren Amateur-Fremdenführer veranlasste, die linke Hälfte nach hinten umzuschlagen und zu erklären, das brauche man nicht, das läge ganz woanders. Wohl den Inseln, die noch echte Lokalpatrioten hervorbringen.

Omö

Sabine meint, die Insel sei ideal für kleine Kinder und möchte am liebsten nächstes Jahr mit den Enkeln her kommen. Natürlich gibt es einen Spielplatz am Hafen, und einen Strand gibt es auch.

Ein Geheimtip ist Omø allerdings wohl nicht mehr, jedenfalls war der Hafen, obwohl wir früh da waren, schon recht voll. Wir sind im Fischerhafen untergekommen, als dritter im Päckchen. Neben einem Motorbootfaher, der uns morgens um 5 vor 9 mitteilte, um 9 müsse er los. Aber verpeilte gibt´s überall, jede Nation hat ein Anrecht auf einen gewissen Prozentsatz an Stoffeln.

Der folgende Tag sollte ebenfalls Ostwind 4 Bft bringen. Was gut passt, um über den Großen Belt, um die Nordspitze von Langeland und in den Svendborgsund zu segeln. Ich hatte mir eine Liste von Häfen zurechtgelegt, die man abends anlaufen könnte. Je nach realen Windverhältnissen. Es gibt im und westlich des Sundes etliche Möglichkeiten. Leider kam zwar die große Hitze, der Ostwind kam aber erst gar nicht, dann mit maximal 2 Bft aus Norden. So ist es dann der erste aller möglichen Häfen geworden, Lundeborg. Und dort wieder im Päckchen. Der versprochene Ostwind kam dann doch noch. Abends, nachdem wir im Hafen fest waren.