Erstens kommt es ..

Klang irgendwie anders, der Auspuff, als wir aus Makkum raus sind. Muss mal trocken fallen und schauen, ob der Kühlwasserzulauf frei ist. Durch die Schleuse bei Kornwerderzand. Danach nochmal festmachen, um auf die Autobahnbrücke zu warten. Die sammeln da die Boote aus mehreren Schleusungen, bis sie die Brücke öffnen. Und dann flott durch die Brücke. Genau unter der Autobahnbrücke geht die Alarmpiepse dann los: Übertemperatur. Links raus, festmachen, Wasserpumpe aufmachen. Inhalt: Das Mittelteil des Impellers ohne Öhrchen und 5 Öhrchen. Ersatzteil rein, und unter Segeln nach Harlingen. Terschelling wird so nichts.

Wo ist das sechste Ohr ?
Wo ist das sechste Ohr ?

In Harlingen ganz vorsichtig durch die Schleuse und in den Yachthafen innen. Anmelden. Frage an den HM: Wo kriege ich hier Volvo-Penta Ersatzteile und einen Fachkundigen? (Der Ersatzimpeller hat ja auch schon eine unbekannte Zahl von Betriebsstunden in seinem ersten Leben hinter sich gebracht.) Antwort des HM: ¨Bei dem jungen Mann hinter ihnen¨. Der wollte dann die ganze Pumpe mitnehmen. Auch OK, wenn man da schon ran muss, dann kann man gleich alle Dichtungen erneuern. Dass er dann eine übersehen hat in der ihm übergebenen Teilesammlung und nochmal los musste, nun ja. Jedenfalls haben wir am nächsten Vormittag wieder eine betriebsfähige Kühlwasserpumpe. Das sechte Ohr ist dann zum Glück auch da aufgetaucht, wo der Volvokundige es vermutet hatte.

Für Donnerstag und Freitag sind Windstärken von 6 und mehr angesagt, also Weiterfahrt binnen, Nordteil  Staande Mast Route mit Seiteneinstieg: Harlingen – Van Harinxmakanaal – Leeuwarden – Dokkum – Lauwersmeer. Dann mal sehen, wie das Wetter bis dann ist.
Leeuwarden als erste Übernachtung. Ist zu schade, da einfach nur zu übernachten, auch wenn man da schon des
Öfteren war. Darum bieten wir heute:
Oldehove, der schiefe Turm von Leeuwarden.
Die Leeuwardener konnten es damals, im 16. Jht., einfach nicht verknusen, dass die Groninger eine größere Kirche hatten als sie und haben ein ehrgeiziges Projekt gestartet: Noch größer, noch höher. Ganz großer Turm! Leider hat man schon bei einer Bauhöhe von 10 Metern festgestellt, dass da was nicht stimmte, und versucht, den Turm zu stabilisieren. Und hat dann auf dem schiefen Unterteil gerade weitergebaut. Hat sich aber nicht bewährt. Der Nachfolger des ursprünglichen Baumeisters hat das Projekt dann gestoppt, und so steht der Turm heute noch da. Die Kirche ist längst abgerissen, und am Turm wird immer wieder mal gearbeitet, um die, na ja, Bauruine zu erhalten. Sie hat aber immerhin Funktionen, die sie erfüllen kann: Uhrenturm, Glockenturm, Wahrzeichen. Nur Kirchturm ist sie nie gewesen. Alles nachlesbar unter ¨Leeuwarden, Oldehove¨.

Der schiefe Turm von Leeuwarden: Oldehove
Der schiefe Turm von Leeuwarden: Oldehove

Weiter durch die Kanäle, Ziel Dokkum. Aus den angesageten 6 Bft draussen sind deutlich mehr geworden. Einen erheblichen Teil der Strecke konnten wir auf dem Kanal segeln, nur mit der gereffter Genua. Auf etwa halber Strecke mussten wir es allerdings aufgeben. Nicht, weil  wir zu langsam, sondern weil wir zu schnell waren und auf die Fahrzeuge vor uns aufgelaufen sind. Und ein bisschen auch aus Sorge um das Segel.
Jetzt liegen wir in Dokkum, siehe Bild oben. Versuchen, das Straßennetz zu verstehen, wenn wir an Land sind. Und lassen uns vom Wind durchschaukeln, wenn wir an Bord sind. Morgen soll der Wind nicht unbedingt weniger werden.
Nederlands Kustwacht hat Sturmwarnungen mit Bft 8 für alle Gebiete herausgegeben. Den Helder Rescue ist fast permanent auf 16 zu hören. Da ist es im Binnenland doch entspannter.

An Hoorn gescheitert

Amsterdam hatten wir hier schon des Öfteren. Natürlich kann man schlecht im Sixhafen auf besseres Wetter warten und nicht nach Amsterdam gehen/fahren. Als Stellvertreter etwas, was es vermutlich nur in Amsterdam gibt: Die Oude Kerk (gotisch), vermutlich die einzige der Welt, die im Zentrum eines Rotlichtviertels liegt. An der Südseite Kneipen, an der Nordseite Puffs. Aber die Kirche soll ja zu denen kommen, die sie bekehren will. Wenn ich denn das Konzept verstanden habe.

Oude Kerk Amsterdam
Oude Kerk Amsterdam, mitten im Rotlichtviertel

Wir sind uns nicht ganz sicher, ob der Rotlichtbetrieb nicht vom Fremdenverkehrsverband mit finanziert wird, um die Touristenströme in Gang zu halten. Aber vermutlich würden die auch so fließen.
Sixhafen: Da gibt es die schöne Regelung, dass man bis 12:00 nicht reinfahren darf und nach 12 nicht raus. Das wußten wir, und es ist bei der Enge auch sinnvoll. Nicht alle Fahrzeuge, die da manövrieren, sind so zierlich wie unsere kurze dicke Martha. Was wir noch nicht kannten, ist das geordnete, vom Hafenmeister koordinierte Auslaufen. Geht aber wohl nur so, ohne Plan würde sich der ganze Bootsbrei vermutlich hoffungslos verklemmen und bis 12 gar nicht aus dem Hafen kommen.
Mein Ziel wäre Hoorn gewesen, einfach, weil ich da lange nicht mehr war. Unser Stegnachbar hat uns vor den dort im Hafen üppig gedeienden Wasserpflanzen gewarnt. Sabine meinte, wir hätten jetzt genug Stadt. Und wollte gerne wieder in ihren Lieblingshafen am Markermeer. Außerdem wäre man bei dem steifen Südwind zwar gut nach Hoorn rein, aber schlecht wieder raus gekommen. Also nach Broekerhaven. Und dann mit dem Fahrrad Richtung Hoorn, 12 Km. Nach 3 oder 4 davon, siehe oben, steifer Südwind, haben wir festgestellt, das wir uns den Weg nach Hoorn nicht antun müssen. Am Hoorn sind schon ganz andere gescheitert.
Mit dem Wind nach Enkhuizen ging besser. Erstens nur 4 Kilometer, und auch nicht so offen. Zum erstenmal von Land aus gesehen: Den hier schon früher beschriebenen Naviduct. Jenes Wasserbauer-Wunderwerk, das gleichzeitig Autobahnbrücke und Schleuse ist. Sogar mit zwei Kammern. Und funktioniert, was ja bei Schleusen auch nicht mehr selbstverständlich ist.

Der, die oedr das Naviduct von Land aus
Der, die oder das Naviduct von Land aus. Unten Schnellstraße, oben Scheuse

Ab selbiger Schleuse dann vor dem Wind übers Ijsselmeer nach Makkum. Neben uns unter Anderem dort unterwegs: Ein Ostindienfahrer. Oder war’s der fliegende Holländer?

Sovereign oder der fliegende Holländer
Sovereign oder der fliegende Holländer

Übrigens trotz kräftigen Winds viel langsamer als erwartet.
Makkum ist viel sehenswerter als (von mir) erwartet. Liegt wahrscheinlich daran, dass man, wenn man über den Abschlussdeich fährt, von Makkum nur die klotzigen Werfthallen sieht. Die gibt’s da auch. Aber dahinter ein nett anzusehendes westfriesisches Städtchen.
Diverse Sportboothäfen und Marinas davor, aber man kann auch bis in den Ortskern mit dem Boot fahren. Durch eine Schleuse und eine oder mehrere Brücken, je nachdem, wo man hin will. Kassiert wird vom Hafenmeister/von der Hafenmeisterin mit dem landesüblichen Holzschuh, 5€. Bitte passend bereithalten.

Ortsübliche Inkasso-Methode: Holzschuh an der Angel
Ortsübliche Inkasso-Methode: Holzschuh an der Angel