Des Königs neuer Hafen

Karl hatte schon einen, Friedrich auch. Wilhelm bekam ihn erst später, Oskar bekam ihn 1856: einen Hafen, der seinen Namen trug. Bei Oskar I war es so, das der Ort schon da war, ~2200 Einwohner hatte und von Flecken zur Stadt befördert wurde – und bei der Gelegenheit wurde aus Döderhultsvik eben Oskarshamn. Etwas von seinem Marktfleckencharakter hat sich Oskarshamn auch bis heute erhalten. Auch wenn von hier die Fähren nach Gotland fahren und deren Ausmaße schon recht beträchtlich sind. („Immer ein bisschen wie Venedig“ Aussage eines Oskarshamner Hafenmeisters).

Außerdem steht hier ein großes schwedische Automobilwerk. (Volvo ist in Göteborg, Saab gibt’s nicht mehr, was bleibt da noch? Die großen Autos!)

Der Yachthafen von Oskarshamn – nicht der Stadthafen, der andere – ist eine eigenwillige Mischung: Eine große Wasserfläche, von der aber nur ein Teil befahrbar ist. Man hat einige Schären mit einem Damm verbunden, im Hafen gibt es diverse Untiefen und daher auch etliche Tonnen. Nach vorn hat man einen Blick auf Teile des Industriegebiets, nach hinten auf eine malerische Schärenlandschaft. Platz für Gäste gibt es genug.

Stadthafen

Einen Hafenmeister gab’s zunächst nicht. Mit dem Bezahlen ist das hierzulande für Ausländer manchmal etwas schwierig, weil die Schweden oft und gerne mit einer Bankapp bezahlen, die aber nur mit schwedischen Bankkonten funktioniert. Sabine hat dann jemanden gefragt, und siehe, dass war der Hafenmeister. Der hatte uns schlicht nicht gesehen.


Dafür hat er Sabine aber zu dem Thema „Wohin sollte man zur Mittsommerfeier fahren?“ eine Liste mit drei Orten gegeben. 1. Figeholm, 2.Krakelund, 3. Idö. Wir sind seinem Rate gefolgt, und das war gut so.
Wir haben uns entschieden, am nächsten Tag nach Figeholm zu fahren und Oskarshamn von dort aus mit dem Fahrrad zu besuchen. Das war nicht so gut so. Es gibt einen sehr schönen Radweg von Figeholm nach Oskarshamn. Wirklich, landschaftlich toll. Aber leider ~20 km Schotter und ständig rauf und runter. Das hat die mittelsportlichen älteren Herrschaften etwas gefordert.

Auf dem Rückweg wollten wir schlauer sein und sind der Wegempfehlung von Google gefolgt. Das war gar nicht schlau. Google Maps wollte uns auf die E22 locken. Voll des Vertrauens haben wir angenommen, dass es dann da ja wohl einen Radweg geben müsse. Diese Annahme war leider irrig. Nun ist es zwar legal, mit dem Velo hierselbst eine solche Straße (so zwischen gut ausgebauter Bundesstraße und Autobahn) zu benutzen. Aber Spaß macht das nicht. Immerhin es wird angezeigt, wo der Radweg von der Autobahn abzweigt – manchmal.

Nicht schön

Wieder in Figeholm waren wir jedenfalls etwas geschafft. Und die „Anouks“ waren da. Was aber kein reiner Zufall war.

Die dunkle Seite der Macht

Jetzt nicht das Wetter, das war zwar dunkel, feucht und kalt, bis Mittag. Aber das ist ja dem norddeutschen Segler nicht völlig unbekannt. Und das segelunfreundliche Wetter hat uns bewogen, den helleren Nachmittag zu nutzen und das Bauwerk, das Borgholm den Namen gegeben hat, zu besuchen: die Burg/das Schloss. Oder das, was davon übrig geblieben ist.

Im Mittelalter, 12 Jhdt., als Burg angelegt, an einer Stelle, die für eine Burg optimal ist: Über dem Kalmarsund auf einem Felsvorsprung, so dass sie an drei Seiten durch steile Hängen  geschütz ist. Im Laufe der Zeit hat sich die Burg dann in ein Schloss verändert, wobei die Funktion als Burg/Festung aber immer bestehen blieb.

Seine Glanzzeit erlebte das Schloss als Jagdschloss der schwedischen Könige. In absolutistischen Zeiten war ganz Öland königliches Jagdrevier. Das war zwar schön für die Könige, aber gar nicht für die Öländer. Denn erstens mussten sie die Herrscher samt ihrem sehr zahlreichen Gefolge versorgen, was bei der kargen Vegetation der Insel schon eine Zumutung war. Zweitens hatten sie kein Recht, zu jagen, zu fischen oder Holz zu schlagen. Als Gipfel absolutistischer Perversion war es ihnen nur erlaubt, dreibeinige Hunde zu halten. Die kann man ja schlecht als Jagdhunde einsetzen. Königs wiederum haben einen so opulenten Hof geführt, dass gar mancher frühzeitig das Zeitliche mit dem Ewigen verrechnet hat. Man munkelt von 3-4 Litern Bier und Wein (je!) pro Person niederen Standes, höhergestellte entsprechend mehr. Und von einem Leibesumfang eines Monarchen – welcher, hat der Schreiber vergessen – von 2 Metern. Ein Kleidungsstück des betreffenden Herren ist im Schloss ausgestellt, wurde aber von einer Besucherin gar nicht als solches erkannt. Auch der Berichterstatter geht davon aus, dass solche Größen heute nicht im regulären Handel zu erhalten sind.

An dem Schloss haben sich die bekannten schwedischen Barock-Architekten abgemüht, u.a. der aus Karlskrona bekannte Nikodemus Tessin. (Nikodemus I war gar kein echter Schwede. Der kam aus Stralsund, also ein Beuteschwede.) Fertig geworden ist das Monster nie.
Nachdem der heutige Süden Schwedens eingemeidet war, hat die Schlossburg (oder das Burgschloss) seine strategische Bedeutung verloren und wurde anderweitig genutzt, auch als Fabrik, ist dann 1806 abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden. Heute steht die Ruine weithin sichtbar über dem Kalmarsund. Schon die Lage und die beeindruckende Größe machen einen Besuch lohnend. Und die Ausstellung bietet reichlich Material und Information.

Für die, die nach uns kommen: Verlasst euch nicht auf Google-Maps, das kennt den richtigen Fußweg nicht. Von Borgholm zwischen den Schulen durch, hinter der gelben Sporthalle rechts rum und dann immer geradeaus. Ist schöner und kürzer.

Am nächsten Tag haben wir zur anderen Seite gewechselt. Zur anderen Seite des Sundes, 6 Meilen, und selbst dafür haben wir zur Hälfte Wind aus dem Tank nehmen müssen. Und wenn Borgholm sowas wie Kreisstadt und, für schwedische Verhältnisse, geschäftiger Badeort ist, gegenüber, an der Festlandseite, ist es sehr idyllisch. Viele Inselchen, Holme, Schären, Buchten. Wenn’s nicht so abgedroschen wäre: eine andere Welt. Siehe Bilder unten.