Niedliche Monster

Der Westwind kam, und er war durchaus ausdrucksstark. Aber vor das Verlassen von Vordinborg haben die Planer die Brücke gesetzt. Nicht die alte Eisenbahnbrücke, die man meilenweit sieht und die seit 80 Jahren Falster und Seeland verbindet, sondern die neue, die sie ersetzen soll. Die steht zwar noch nicht, man sieht von ihr noch wenig, aber die Arbeiten an den Fundamenten der Pfeiler sind mit umfangreichen Absperrungen und vielen Baufahrzeugen verbunden. Da kommen nur ganz harte Segler bei Westwind durch, oder ganz ortskundige. Wir haben das Gebiet lieber unter Motor gequert und erst danach die Segel gesetzt.


Wind war genug, passend zur Richtung des Windes haben wir uns Femö ausgesucht. Da konnte man mit langen Streck- und kurzen Holschlägen gut hinsegeln.

Auf Femö waren wir noch nie, es hat sich immer so ergeben, das Fejö günstiger lag, wenn wir hier waren. (Beide Inseln liegen dicht beieinander, werden vom gleichen Festlandshafen aus mit Fähren erreicht und ich muss jedesmal überlegen, welche wie heißt.)

Auf Femö gibt es Landwirtschaft, die Felder werden offensichtlich bearbeitet. Das wichtigste Gewerbe scheint aber der Sommertourismus zu sein, so schnuckelig, wie alles erscheint, ist nur so zu erklären. Die meisten Bauerhöfe, die wir gesehen haben, hatten geharkte Kieswege als Zufahrt. Sowas überlebt ja keine Durchfahrt eines Treckers.

Die beiden Orte, deren Namen trefflicherweise einfach Norddorf und Süddorf bedeuten, haben sich schon immer eine Kirche geteilt. Die fairerweise weder im einen noch im anderen Dorf liegt, dafür aber in der Nähe des Hafens. Auch die ist schnuckelig, wenn man sowas von einer Kirche sagen kann, und teilweise ausgemahlt.

Die Gestalten der Hölle allerdings machen dem Betrachter eher wenig Angst. Die Wilden Kerle sehen jedenfalls gruseliger aus. Die Hölle von Femö liegt irgendwo zwischen lustig und bemitleidenswert.

Schrecklich?

Flaches Abenteuer

Das mit den Schwedenurlaubsreiserückkehrern gilt natürlich genauso für Gislövsläge, den Yachthafen von Trelleborg.
Der natürliche Weg in unsere Richtung führt dann über
a) Rödvig oder
b) Nyord oder
c) Klintholm.
Was weiter nördlich liegt, liegt hinter einem oder mehreren Verkehrstrennungsgebieten, die dem Freizeitsegler ungeliebte Umwege aufzwingen. Alles, was weiter südlich läge, liegt entweder hinter einem Windpark, der das gleiche tut, bringt einen dicht an Klintholm vorbei oder ist zu weit weg. Der Windpark zwingt übrigens auch die Fähren zwischen Rostock und Trelleborg, unter Möns Klint entlang zu fahren. Was ja dann für die Fahrgäste wenigstens ein schöner Anblick ist. Zumindest vormittags und bei gutem Wetter.

Möns Klint von weitem,..
von näher dran und ..
von hinten.

Von Klintholm – wir lagen neben einem Norwegenurlaubsreiserückkehrer – zum Grönsund, dem Sund zwischen Mön und Falster.
Vor dem Grönsund gibt es ausgedehnte Flachs, durch die eine gebaggerte und markierte Rinne führt. Die elektronische Seekarte kennt noch einen anderen, von ihr empfohlenen Weg durch die Sände. Da der Wind eher zurückhaltend war, als wir dort ankamen, haben wir uns für die Abkürzung entschieden. Und, verwöhnt durch die Genauigkeit der Karten in Schweden, dann noch für eine Abkürzung der Abkürzung. Was wohl nicht so besonders klug war, weil wir gar bald feststellen konnten, dass die Tiefenangaben und die Messungen unseres Echolots nur eine ganz lose Korrelation aufwiesen. Mit anderen Worten: Die Karten stimmten hinten und vorn nicht und wir haben uns dann an der Farbe des Wassers orientiert. Zum Glück macht ja der Kalkgrund hier das flache Wasser schön grün, wenn die Sonne scheint. Und sie schien. Leider waren wir mit der farbgesteuerten Navigation so ausgelastet, das es davon keine Fotos gibt.

Der Grönsund hat uns dann mit kräftigem, westwärts setzendem Strom unterstützt. Er ist ja die einzige Lücke in Dänemarks Inseln zwischen Helsingör und Gedser, wenn man von dem sehr flachen Bogöstrom absieht. Fast das ganze Wasser muss hier durch.
So hat uns der Strom zusammen mit dem Ostwind bis nach Vordingorg geschoben.
Hier sollte nach Aussage aller einschlägigen Wetterapps schon Westwind sein. Ist er aber noch nicht.