Aller Anfang ist …

Nun sind wir schon so spät ins Wasser gekommen. und dann fängt es auch noch holprig an. Ansegeln nach Berne. Für die, die unser Heimatrevier nicht ganz so genau kennen: Das ist ein kleiner Sielhafen an der Unterweser, links, an der niedersächsischen Seite. Die gegenüberliegende Seite der Weser gehört noch zu Bremen und wird von einem Kraftwerk und einer Kläranlage geprägt. Aber das stört kaum, wenn man im Hafen liegt. Weil das Schilf das ganze Elend die meiste Zeit verdeckt.

Weil es ein Sielhafen im Tidenbereich (fast 4m Hub bei Springtide) ist, fällt man mit dem Boot trocken und liegt dann in weichem Schlick – jedenfalls an den meisten Plätzen.

Als zur Rückfahrt geblasen wurde, ergab die Standard Kommt-Kühlwasser-aus-dem Auspuff-Probe: Negativ. Zumindest kam sehr wenig raus. Kühlwasser-Ansaugleitung durchgespült, gegen die Fließrichtung. Negativ, Zustand wie vorher. Impeller ist nagelneu, hat noch keine Stunde Betriebszeit. Deckel am Wasserfilter: Negativ, der ist positiv dicht. Wenn man jetzt noch ‘ne Stunde nach dem Fehler sucht, läuft das Wasser wieder ab und man muss gegen den Tidenstrom fahren. Daher hat ein freundliche Vereinskamerad uns an die Leine genommen und in den Heimathafen geschleppt.

Um mit dem Schleppverband in der Schleuse keine Probleme zu bekommen, sind wir dann die letzten Meter wieder aus eigener Kraft gefahren. Und siehe, oh Wunder, ohne weiteres Zutun sprudelte wieder Wasser aus dem Auspuff, und zwar genug davon. Wir stehen vor einem Rätsel angesichts der wunderbaren Selbstheilung.

Im Moment ist unsere einzige Erklärung: Da hat wohl jemand hinter dem Ansaugkorb gewohnt und ist während der Schleppfahrt hinaus gespült worden. Für besserer Erklärungen wäre der Skipper dankbar.

Lückenspringer

Das Wetter nimmt unübersehbar herbstliche Züge an. Und das, obwohl wir erst Mitte August haben. Die diversen, lustig benannten Tiefs ziehen auch noch den einen oder anderen Trog mit sich durch die Gegend. Zur Zeit ärgert uns Luciano, der hat gleich drei Tröge und macht uns das seglerische Leben schwer. Und dafür, dass auch sonst ausreichend Luftdruckgegensätze da sind, sorgt Hoch Fridoline. (Gibt es wirklich Menschen die solche Namen tragen und auch noch dafür bezahlen, dass Hochs und Tiefs nach ihnen benannt werden? Anscheinend ja.)

Auf Wangerooge drängen sich im Hafen etwas die Boote, die auf eine Lücke im Wettergeschehen warten, um in Jade, Weser, Elbe einzulaufen oder, deutlich schwieriger, zurück in die Niederlande zu fahren.

Warten auf das richtige Wetter

Mit Genua, nur Genua, und Wind von hinten über das Watt in die Jade. Die aufgezeichnete Geschwindigkeit über Grund war die höchste, die wir je aufgezeichnet haben – na gut, wir zeichnen ja nicht immer auf(11.1 kn). Und von Horumersiel an der Jade dann in einer Lücke zwischen zwei Starkwind-Perioden über’s Watt nach Bremerhafen. Bei Windstille losgefahren, bei gutem Segelwind angekommen.

Die Ruhe zwischen den Stürmen

Fern der Welt, wie der Skipper manchmal ist, hat er nicht mitbekommen, dass in Bremerhaven gerade “Lütte Sail” ist. Allerdings letzter Tag, so dass zwar etliche Großsegler noch da waren, das Fetengeschehen aber schon langsam ausklang. Und erfreulich viele Liegeplätze frei waren.

Lütte Sail in den letzten Zügen

Das es dann am nächsten Tag schon wieder gekachelt hat, hat uns weniger gestört. Auf der Unterweser kann sich ja kein Seegang aufbauen. Also mit kleinstmöglicher Beseglung weiter. Weiter innen war dass dann einerseits zu wenig, andererseits war es aber so böig, dass wir auch nicht mehr raus holen wollten. Und dank moderner Kommunikationstechnik haben wir recht genau den Zeitraum für die Rückfahrt genutzt, an dem es nicht geregnet hat. Oder doch fast nicht.

Von den ganzen wilden Ritten mit NW 6 und NW 7 gibt es leider fast keine Bilder. Da hat man einfach etwas anderes zu tun als die Kamera nass zu machen. Zum Glück haben das aber andere für uns getan.

Viel Wind, wenig Segel
Die letzten Meilen

Und jetzt kommt Ausräumen, Boot sauber machen und all sowas. Eben Herbst, wenn auch etwas zu früh.

Sendepause

Liebe treue Leser dieses Blogs, nein, wir sind nicht untergegangen. Wir haben uns auch nicht in die Südsee davon gemacht. Wir hatten schlicht zwei sehr junge Damen, 4 und 7, an Bord. Bei Wetter, das nicht unbedingt dazu einlud, an den Strand und baden zu gehen. Ergo mussten die Damen beschäftigt werden, erst auf Langeoog und dann auf Spiekeroog. Was dann den Großeltern wenig Zeit für andere, nicht lebensnotwendige Beschäftigungen ließ.
Bei den meisten (Oma,Oma, Omaa) Kinderbeschäftigungs- (Oma!) und -belustigungsaktionen (Omma, Oma, Omaaa!) muss ja mindestens ein Erwachsener in der Nähe sein und ist damit mehr oder weniger gebunden. (Omma, Omma, Ooma!)


Jetzt wurden die Kleinen wieder abgeholt, um mit den Eltern Urlaub zu machen.
Es ist wie bei jedem Besuch: Es ist schön, wenn er kommt, aber die Ruhe, die eintritt, wenn er wieder weg ist, ist auch schön. Wäre es jedenfalls, wenn wir nicht in Neuharlingersiel neben dem Liegeplatz der “Spiekeroog IV” festgemacht hätten. Das ist das Fährschiff, das neben Fahrgästen auch die ganzen Versorgungs-Collies von und nach Spiekeroog transportiert. Die hier zu tidenbedingten und damit unmöglichen Zeiten mit großem Radau ein- und ausgeladen werden.
Immerhin bei Niedrigwasser ist es hier wirklich schön ruhig, dann liegt auch die Fähre hoch, wenn auch nicht wirklich trocken, im Schlick.

Die Ruhe danach


Und zur eingeschränkten Kommunikation: Der Skipper hat auch noch sein Handy geschrottet. Eigentlich hat nur das Glas einen Sprung, der sich immer weiter ausgeweitet hat. Zwei Handyladenbetreiber in Leuuwarden und Harlingen hatten nur mitleidig gelächelt, als ich nach einer Ersatzscheibe gefragt habe. Für die kommt alles, was älter als 2 Jahre ist, aus der Steinzeit.

Flachwassermatrosen

Tagelang Spiekeroog. Nichts gegen Spiekeroog, aber wer ein Segelboot hat, will es auch segeln. Das kommt dieses Jahr etwas kurz.
Da die Logge deutlich weniger anzeigt, als nach Windstärke und Kurs oder auch nach Motordrehzahl zu erwarten wäre, kommt der Verdacht auf, dass da unter Wasser schon wieder jemand mitfährt, der da nichts zu suchen hat. Daher die Pause zwischen zwei Tiefs genutzt und im Watt etwas trocken fallen lassen. Nur etwas, weil ich zu spät auf die Idee gekommen bin und der Rest-Tidenhub nicht mehr gereicht hat, um die Kiele ganz trocken zu legen. Außerdem haben wir eine Stelle erwischt, an der der Sand so weich war, das die Kiele ein Stück eingesunken sind. Gefunden haben wir nichts. Dafür war das Wasser angenehm warm.

Flachwasser-Navigation

Bei wieder auflaufendem Wasser deutlich zu früh los gefahren – war aber, wegen Ostwinds, auch deutlich weniger Wasser und wir wollten natürlich im Hellen ankommen.  Nach kurzer Strecke wieder auf Grund. Anker raus hat sich nicht mehr gelohnt, Ankerball aufhängen auch nicht. Den hat Sabine mit der Hand dem einen und einzigen Boot, das vorbei kam, gezeigt.

.. einen schwarzen Ball oder etwas, das einem Ball ähnlich sieht, da, wo es am besten zu sehen ist.

Als es wieder tief genug war dann unter Segeln nach Langeoog, in die untergehende Sonne. Wenn man schon wenig segelt, dann wenigstens stilvoll. I’m a poor lonesome sailor. (Leider kann von “lonesome” hier zur Zeit überhaupt nicht die Rede sein. Im Päckchen liegen ist normal.)
Von Langeoog Zwecks Einsammeln der Enkelkinder nach Bensersiel. Sabine hat alles mögliche umgeräumt, um Platz zu schaffen.
Der Schreiberling hat den Loggengeber ausgebaut und nach bestem Vermögen gereinigt. Vielleicht fährt ja auch da jemand mit. So langsam, wie es die Logge angezeigt hat, hat es sich eigentlich nicht angefühlt.
Man könnte die Geschwindigkeit als Weg durch Zeit bestimmen, aber leider weiß man im Watt nie den Wert des Stroms. Weshalb das Kalibrieren der Logge etwas knifflig ist.

Ferdinand

Ferdinand, Guido, Henry, Elinor 1 und Elinor 2, sie können mir langsam … In einer Pause zwischen den einander ablösenden Tiefdruckgebieten wollten wir von Baltrum nach Spiekeroog segeln. Im Baltrumer Watt mit Wind von hinten nur mit Genua – die kriegt man besser runter, wenn man fest kommt – und danach “mit alles”. Alles rauf, und nach 10 Minuten hat dann Elinor 1 (oder war das noch Ferdinand oder schon Guido ?) den Wind abgestellt.

Unterwegs einem Kutter begegnet, auf dem offenbar der Fang sortiert wurde. Da geht ja dann doch einiges zurück in die See. Die Möwen wissen das und bilden einen rollierenden Teppich hinter dem Schiff. Vorne ein paar Konkurrenten verscheuchen, schlucken, verdauen, hinten ankommen und wieder ab nach vorne. Gepflegtes Speisen nach Möwenart.

Meins, meins, meins!

Und auf Spiekeroog: Lesen, spazieren gehen, mehr lesen.
Ferdinand und seine Kollegen könnten sich endlich mal zurückziehen. Gestern nachmittag überlegt, in die Lagune zu wechseln, heute morgen gar nicht erst aufgestanden: Kalt, Nieselregen.