Granitberge und der kuriose Imperativ

Der ganze Westteil von Wangerooge Ist zur Zeit eine Baustelle. Völlig neue Gebirgsformationen erheben sich auf der Insel: Berge aus Granit. Nicht gewachsen, aufgeschüttet, um im Küstenschutz verbaut zu werden. Wangerooge hat bei den Stürmen der letzten Jahre Federn gelassen, oder besser Sand. Daher werden zur Zeit die Westseite und das westliche Ende der Nordseite mit großem Aufwand befestigt. Schließlich ist die Insel schon einmal durch Sturmfluten unbewohnbar geworden im 19. Jahrhundert. Der Sandhaken am Hafen und das Westwerk, alles nicht mehr zugänglich. Und wenn es wieder zugänglich sein wird, wird es wohl anders aussehen als der langjährige, treue Wangerooge-Besucher es kennt.

Wasserbau und Küstenschutz

Da es hier am Hafen keine Strand mehr gibt, sind wir mit dem Rad ins Dorf gefahren. Den dortigen, sozusagen den richtigen Strand gibt es noch. Auch dort sind an den Dünen deutliche Erosionsspuren zu sehen.

Und nach vielen Besuchen der Insel ist uns zum ersten Male aufgefallen, dass der eine oder andere auch schon zu Kaisers Zeiten Probleme mit dem Imperativ hatte. „Kehr wieder“ und „Kehre wieder“ sind doch nicht das Gleiche? Wollte da jemand besonders ordentlich sein? Hat der Besucher schon gekehrt, und das nicht ordentlich ? Oder muss man, der Baustelle wegen, mehrfach kehren?

Was denn ?

Und zum Beitragsbild oben: So leer sieht man den Bootshafen von Wangerooge eher selten.

Der Abend des (fast) längsten Tages

Zweiter Anlauf

So, die zweite Bigbandprobe nach Corona in der Notbesetzung war schon besser. 2 Trompeten, 0 Posaunen, 4 (vier!) Saxe und Klavier, Bass, Schlagzeug. Wird langsam was. Und nun macht sich der Baritöner rar, der böse. Der geht segeln.

Alle, oder fast alle vergessenen Utensilien eingesammelt. Bis auf die, die noch auf die Liste sollten, es aber nicht geschafft haben, weil: „Das merken wir uns so!“. Nein, tun wir nicht. Jetzt aber, mit gut ausgerüstetem Boot, aber immer noch ohne Badehose, der zweite Anlauf. Ochtum, Bremerhaven. Dort der Traditionelle Hafentag, weil Nordwestwind. Man kann die ganze Außenweser runter kreuzen, soweit es der Berufsverkehr zulässt. Muss man aber nicht, und wir sind auch nicht auf der Flucht.

Hafentag in Bremerhaven

Hafentag in Bremerhaven, sommerlich warm. Die Betreiber des „Mediterraneums“, der Einkaufspassage an der Unterweser, haben jetzt den Namen etwas angepasst. Der kommt jetzt, wie die Äpfel und Kohlköpfe, auch aus der Region: „Moin Outlet“. Naja, wenigsten der erste Teil. Den „outlet“ ins regionale Idiom zu übertragen hat man sich wohl nicht getraut. Und ein bisschen denglisch muss schon sein, wenn man Werbung machen will. Mediterran ist ja aber auch nicht unbedingt das Erste, was einem zu Bremerhaven einfällt.

Nach vorn geht der Blick, zurück darf kein Seemann schau’n ..

Samstag, SW 4-5 vorhergesagt. Sehr schön mit dem Strom die Außenweser runter, bis zu einem der bekanntesten Leuchttürme in diesem unserem Lande. Im Zuge allgegenwärtiger Bierreklame musste der den Titel des bekanntesten wohl inzwischen gefühlt an Westerheversand abgeben. Obwohl der, im Gegensatz zur Biermarke, gar nicht ostfriesisch ist.

.. oder doch ?

Und von dort gegen den Strom und den Wind nach Westen, was etwas mühsam wird weil man a) den Strom vom Wind schon mal abziehen muss und dann auch noch der Wind weniger wurde. Und mit 3 ½ kn Fahrt über Grund kreuzen bringt einen gegen 1 – 1 ½ kn Strom nicht so wirklich voran. So war es denn schon fast wieder Hochwasser, als wir in Wangrooge ankamen. Und gegen Ende haben wir noch mit etwas Wind aus dem Tank nachhelfen müssen. Angesagt waren 5 Bft. Wären die ordentlich geliefert worden, hätte es auch ohne Diesel funktioniert. Ergo: Da machst du einen Plan, und das klappt auch nicht. Denn die Verhältnisse, sie sind nicht so.

Jetzt liegen wir im Hafen von Wangerooge. Die Windrichtung entspricht nicht unbedingt den Vorhersagen, aber die Windstärke dürfte stimmen: Beaufort 5-6. Kann man noch weiter, muss man aber nicht.

Planlos

Normalerweise fängt der Sommertörn damit an, das man einen Plan macht, wo man hin möchte, wann´s los gehen soll, wann man wieder zurück sein sollte. Und dann geht´s los und das Lebensgefühl wird auf Bordbetrieb umgeschaltet. Normalerweie haben wir aber auch nicht so ´ne blöde Seuche mit all ihren Einschränkungen und Unwägbarkeiten. Deshalb fahren wir dieses Jahr auch nur ein bisschen los, so zwischen den Terminen, die wir zu Hause noch haben.
So kommt`s, dass wir es gerade mal bis Berne geschafft haben. (Für nicht ortskundige: Da wo das rechte Ufer der Weser noch gerade so zu Bremen gehört, wenn man Richtung See fährt, aber gegenüber in Niedersachsen. Oder ¨im Oldenburgischen¨, für die Lokalpatrioten)
Statt unsere neuen Segel jetzt endlich mal ordentlich auszuprobieren, machen wir nur ganz kleine Schläge. Zu den kleinen Sielhäfen u.ä. an der Unterweser, denn Mittwoch ist wieder Kinder hüten, Musik machen und all das von zu Hause holen, was wir vergessen haben. Eben ein bisschen planlos.


So kommt man mal an Orte vor der eigenen Haustür (Heimathafen), an die man sonst eher selten kommt. Weil man etwas anderes vor hat, oder die Tide nicht stimmt, oder es schlicht nicht auf dem Plan stand. Planlosigkeit kann auch mal Vorteile haben.

¨Planung ist der Ersatz des Zufalls durch den Irrtum¨

Schlusswort

Man wärmt sorgsam seine Hände, denn der Sommer ist zu Ende.

Schlusswort?

Der meteorologische Sommer ist zu Ende, der astronomische wird es in drei Wochen sein. Das Boot hat ein paar Tage in der Obhut der allbekannten Hilka H. (ohne von) in Horumersiel zugebracht. Mäßiges Wetter, Familienfeier, Sabines Ehrenämter. Boot mit einem freundlichen Helfer, Vorschoter und Nachbarn,alles die gleiche Person, zurück in den Heimathafen geholt.

Die Erfahrung der letzten Jahre sagt: Wenn das Boot erst wieder am heimatlichen Steg liegt, passiert auch nicht mehr viel bis zum Kranen. Auch wenn’s den segelsüchtigen Skipper nicht passt.

Resumee: Mit Corona alles anders als sonst. Aber immerhin 6 Wochen an Bord.

Und zu Corona: Wurde auf jeder unserer Ostfrieseninseln anders gehandhabt. Zwischen stringentem Durchgreifen und massenhaften völligem Ignorieren jeglicher Abstandsregel. Tests auf Inselfähren, wenn sie wieder ans Festland fahren?

“Pinguine”. Es sieht zumindest nicht nach Abstand halten aus. Obwohl auf dem Watt ja Platz ist.

Land unter – ein bisschen

Wie schon erwähnt, manchmal fährt hier das Bähnchen auch schon mal durchs Salzwasser.
Anders als auf vielen anderen Ost und Westfriesischen Inseln ist hier auf der (oldenburgischen) Insel Wangerooge der Hafen so angelegt, wie die Natur es möchte, nämlich dicht am tiefen Wasser. Und der Ort da, wo er eine größere Überlebenschance hatte, weit weg vom Westende. Inzwischen ist er allerdings von Norden her gefährdet, der Strand wird immer schmaler und der Ort liegt direkt dahinter.
Hafen und Ort sind durch Wege und ein Schmalspurbähnchen verbunden, welches lustigerweise von ¨DB Fernreiseverkehr AG¨ betrieben wird. (Früher war´s ¨DB AutoZug AG¨) Distanz: 5km.

Der Hafen ist nach Westen durch Dünen und eine hohe Mole geschützt, nach Norden durch die Insel selbst, nach Süden und Osten mehr durch ein Mölchen, und wenn das Wasser etwas höher steigt, verschwindet das Mölchen schon mal darunter. Den großen Fähren macht das nichts aus, den kleinen Booten der Yachties schon. Da kann die Schaukelei die Nachtruhe empfindlich stören.

Das Mölchen taucht ab

Das Mölchen ist abgetaucht

Auch sind die festen Stege nicht auf extremen Wasserstand eingerichtet, da wird man dann schon mal nass.

Hochwasser im Hafen

Die Uneinigkeit der Besatzung bezüglich der Interpretation des Wetterberichts scheinen beigelegt. Viel Wind von achtern im Watt und seitlich in der Jade, das geht ja noch. Auch wenn die Einigkeit darüber nicht sehr tief sitzt. Aber prasselnder, eiskalter Regen noch dazu, das muss nicht sein. Im Seewetterbericht wird ja Regen höchstens dann erwähnt, wenn er die Sicht beeinträchtigt. Wenn überhaupt. Aber der Blick aus dem Fenster …
Also noch ein Inseltag.

Auch die Steinwälzer sind sich offenbar nicht darüber einig, ob sie jetzt aufbrechen sollen oder noch bleiben. Sie gehen noch chaotischer vor als wir. Zunächst landen sie als Schwarm auf dem besagten Mölchen, kurz bevor dieses überflutet wird.

Steinwälzer auf den Steinen des Mölchens

Und sind natürlich nach wenigen Minuten wieder in der Luft. Minutenlang, Schwarm teilt sich, Schwarm wieder vereint, linksrum, rechtsrum, rauf, runter. Um dann zu landen. Auf dem Bahndamm und vor dem heran nahenden Zug.

Jetzt landen wir! Vor dem Zug!

Zum Steine wälzen reichts aber.